Gesundheit

Guillain-Barré-Syndrom nach Covid-19 oder Impfung?

NAS  |  24.07.2024

Kribbeln und Taubheit in den Armen und Beinen, Muskelschwäche und Lähmungserscheinungen: Diese Symptome kann das Guillain-Barré-Syndrom hervorrufen. Nach einer SARS-CoV-2-Infektion ist das Risiko für die Nervenkrankheit um über das Sechsfache erhöht, zeigt eine israelische Studie. Eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff kann es hingegen sogar senken.

Frau, hält ihre Wade mit beiden Händen.
Kribbeln und ein Taubheitsgefühl in den Beinen sind die ersten Symptome, die auf das Guillain-Barré-Syndrom hinweisen können.
© perfectlab/iStockphoto

Die Impfreaktionen und unerwünschten Nebenwirkungen, die nach der Corona-Impfung auftreten, werden weltweit von Gesundheitsbehörden streng protokolliert und überwacht. Für Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) dafür zuständig und gibt in regelmäßigen Abständen einen Sicherheitsbericht zu den Impfstoffen heraus. Auswertungen der Daten aus dem Zeitraum zwischen dem 27.12.2020 bis 31.8.2021 zeigen: Ein Guillain-Barré-Syndrom (GBS) nach der Impfung gegen Covid-19 kann vorkommen, allerdings nur selten. Auch wurde es nur im Zusammenhang mit der Verwendung Vektor-basierter Vakzinen häufiger beobachtet als erwartet. 

Impfung halbiert das Risiko für Guillain-Barré-Syndrom

Eine Impfung mit mRNA-Impfstoffen scheint das Risiko für GBS hingegen um mehr als die Hälfte zu verringern, wie eine israelische Studie aus dem Jahr 2023 zeigt. Die Forschenden analysierten die GBS-Fälle, sie sowohl nach einer Impfung mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2 als auch nach einer Covid-19-Erkrankung auftraten. Dafür wurden bei 3.193.951 Patientinnen und Patienten im Alter über 16 Jahren, die zuvor keine GBS-Diagnose hatten, im Zeitraum zwischen dem 1. Januar 2022 und dem 30. Juni 2022 alle Fälle eines GBS erfasst. 

Insgesamt erlitten 76 Patientinnen und Patienten ein GBS. Neun der GBS-Betroffenen waren in den sechs Wochen zuvor positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden (11,8 Prozent), ebenso wie 18 der Kontrollpatientinnen und -patienten (2,4 Prozent). Acht der GBS-Betroffenen (10,5 Prozent) hatten in den sechs Wochen zuvor eine Impfung gegen SARS-CoV-2 erhalten (alle BNT162b2) sowie 136 der Kontrollpatientinnen und -patienten (17,9 Prozent), von denen 134 mit BNT162b2 geimpft worden waren. Die Studienautoren kommen daher zu dem Schluss, dass eine Corona-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff nicht mit einem höheren Risiko für GBS einhergeht. Stattdessen zeigt die aktuelle Erhebung, dass eine SARS-CoV-2-Infektion das Risiko eines GBS um über das Sechsfache erhöht.

Lähmungen und extreme Muskelschwäche

Beim GBS handelt es sich um eine Nervenerkrankung, die in seltenen Fällen nach einer Virus- oder Bakterieninfektion auftreten kann. Mediziner gehen davon aus, dass es sich dabei um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der sich das Immunsystem irrtümlich gegen den eigenen Körper richtet. Im Fall des Guillain-Barré-Syndroms sind die Nerven betroffen, ein erstes Warnzeichen sind Kribbeln und ein Taubheitsgefühl in den Beinen, Armen oder im Gesicht. Es kann auch zu Lähmungserscheinungen führen, die sich von den Beinen nach oben hin ausbreiten. In schlimmen Fällen ist davon auch die Atmung betroffen, was die Erkrankung lebensbedrohlich macht. Die Betroffenen erhalten zur Therapie entweder hochdosiert intravenös Immunglobuline oder es erfolgt ein Blutreinigungsverfahren, bei dem die krankheitsauslösenden Autoantikörper herausgefiltert werden. Oft dauert es viele Wochen, bis sich die Symptome zurückbilden, bei einigen Patienten bleiben dauerhaft neurologische Beschwerden bestehen.

Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA weist auf folgende Warnzeichen hin:  

  • Schwäche in Armen und Beinen
  • Schwierigkeiten beim Gehen
  • Schwierigkeiten bei Bewegungen des Gesichts (auch beim Kauen, Sprechen und Schlucken)
  • Schwierigkeiten, Blase und Darm zu kontrollieren
  • Schwierigkeiten, die Augen zu bewegen, und Doppeltsehen

Quellen: Rare cases of Guillain-Barré syndrome after COVID-19 vaccination, Germany, December 2020 to August 2021, DOI 10.1212/WNL.0000000000207900

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