Helfen Zauberpilze gegen Depressionen?

17.01.2018

Ein "Pilz-Trip" könnte depressive Patienten wieder mit ihren Gefühlen in Verbindung bringen. Anlass zu dieser Annahme gibt eine kleine Studie britischer Forscher, die die Wirkung von Psilocybin, dem Inhaltstoff psychedelischer Pilze, auch Zauberpilze genannt, bei Depressionen untersucht hatte. Von einem Versuch in Eigenregie raten sie allerdings nachdrücklich ab.
Bestimmte Pilzarten enthalten Wirkstoffe, die schon in geringen Mengen Halluzinationen auslösen können. image.originalResource.properties.copyright

20 Patienten mit Depressionen, die nicht auf gängige Antidepressiva ansprachen, hatten sich einer Therapie mit Psilocybin unterzogen. Nach der Behandlung berichteten die Studienteilnehmer, die Symptome rückläufig waren und sich ihre Stimmung gebessert hatte. Gehirnscans zeigten zudem, dass die Studienteilnehmer stärker auf Gesichter reagierten, die Gefühle zeigten. Dies galt sowohl für glückliche als auch für ängstliche Gesichter, wie die Forscher vom Imperial College London im Fachblatt Neuropharmacology berichten. Die Reaktion zeigte sich in einer stärkeren Hirnaktivität in der Amygdala. Dies ist eine mandelförmige Region des Gehirns, die an der Verarbeitung von Emotionen beteiligt ist und bekanntermaßen eine Rolle bei Depressionen spielt.

Der Inhaltsstoff der Pilze könnte eine Alternative zu den heute gängigen Antidepressiva aus der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) darstellen, hoffen die Forscher. Diese Wirkstoffe beeinflussen, wie das Gehirn starke Emotionen verarbeitet. Sie fahren die Übersensibilität gegenüber negativen Emotionen herunter, aber auch eine sehr positive Stimmung werde gedämpft, erläutern die Forscher. Psychedelische Pilze könnten helfen, einige Nebenwirkungen zu umgehen, indem sie die Hirnaktivität wiederbeleben und Patienten wieder mit ihren Gefühlen verbinden.

Um zu zeigen, dass der gefundene Effekt tatsächlich allein dem Psilocybin zuzuschreiben ist, planen die Forscher nun weitere, größer angelegte Studien, in denen depressive Patienten nicht wissen, ob sie Psilocybin, SSRI oder ein Placebo erhalten. Parallel dazu sollen vergleichbare Studien mit gesunden Studienteilnehmern durchgeführt werden.

HH