Resistenzen: Keine Selbsttherapie mit Antibiotika-Resten!

12.07.2016

Kündigt sich eine Erkältung an, gehen viele nicht gleich zum Arzt, sondern schauen erstmal, was das heimische Arzneimittelschränkchen noch zu bieten hat. Manchen Menschen fällt dabei möglicherweise ein altes, nicht ganz aufgebrauchtes Antibiotikum in die Hände. Wie eine neue Studie zeigt, verführt dies gar nicht wenige offenbar dazu, diese Mittel zu benutzen.
Keine gute Idee, die alten Antibiotika einfach weiterzuverwenden. image.originalResource.properties.copyright

In einer Studie aus den USA gaben fünf Prozent von 400 erwachsenen Teilnehmern an, sich im vergangenen Jahr ohne ein Rezept vom Arzt mit Antibiotika selbst therapiert zu haben. Dies berichten Forscher um Larisa Grigoryan vom Baylor College of Medicine in Houston im Fachblatt Antimicrobial Agents and Chemotherapy. Ein Viertel der Befragten gab an, Antibiotika zu benutzen, ohne zuvor einen Arzt zu konsultieren. 14 Prozent hatten einen Vorrat der Medikamente zu Hause. Ein Großteil dieses Vorrats – insgesamt 74 Prozent – waren Antibiotika, die Patienten von früheren Verschreibungen zurückbehalten hatten. Manchmal waren ihnen Antibiotika zum Einnehmen allerdings auch ohne Rezept verkauft worden, obwohl das in den USA wie in Deutschland nicht zulässig ist.

Am häufigsten hatten die Studienteilnehmer Antibiotika wegen Halsschmerzen, einer laufende Nase und Husten eingenommen. Dies seien Krankheiten, die sich normalerweise ohne Antibiotika bessern, so Grigoryan. Die Forscher vermuten, dass viele durch die Selbstdiagnose und -therapie das Geld für Arzneimittel und Zuzahlungen sparen möchten. So waren 60 Prozent der Studienteilnehmer, die Antibiotika ohne Rezept benutzen würden, Patienten in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen, und bei 44 Prozent lag das Jahreseinkommen unter 20.000 Dollar, berichten die Forscher.

Ihre Studie habe einen weiteren Faktor aufgedeckt, der die Ausbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien begünstige. Selbst wenn Bakterien die Ursache der Krankheiten seien, was oft nicht der Fall ist, wüssten medizinische Laien meist nicht, welches Antibiotikum gegen welchen Erreger helfe und wie lang man die Mittel einnehmen müsse, sagt Grigoryan. Werden die Arzneimittel falsch angewendet, kann es sein, dass Bakterien überleben. Das fördert die Entstehung von Resistenzen.

HH