Warum Traumapatienten die Angst nicht vergessen
06.07.2012
Schlimme Ereignisse im Leben zu verarbeiten, erfordert nicht bloß einfaches Vergessen, sondern einen aktiven Lernprozess des Gehirns. Bei einigen Menschen funktioniert dieser Prozess nicht ausreichend. Bei ihnen kommt es genetisch bedingt zu einer geringen Ausschüttung des Botenstoffs Dynorphin im Gehirn. Er ist verwandt mit den euphorisierend wirkenden Endorphinen, hat jedoch anders gelagerten Effekt. Bei Dynorphin handelt es sich um einen dämpfenden Botenstoff. Ist zu wenig davon vorhanden, können die negativen Emotionen nicht genügend abgeschwächt werden.
Das zeigten unter anderem Hirnscans von 33 Testpersonen. Bei den Teilnehmern mit geringerer Dynorphin-Aktivität hielt eine Stressreaktion deutlich länger an als bei Vergleichspersonen mit größerer Ausschüttung des Botenstoffs. Eine weitere Konsequenz zieht der Dynorphin-Mangel nach sich: Die Forscher fanden heraus, dass die Kommunikation zwischen zwei bestimmten Hirnstrukturen, die an der Verarbeitung emotionaler Inhalte beteiligt sind, verringert ist. Nun hoffen sie, aus den Erkenntnissen neue Wege für die Therapie von Trauma-Patienten ableiten zu können.
fw/RF