Gute Vorsätze: eine schlechte Idee?

29.12.2011

Jedes Jahr zu Silvester das gleiche Spiel: gute Vorsätze werden gemacht und meist schon in der ersten Januarwoche wieder verworfen. Wie gut sind gute Vorsätze eigentlich? Helfen sie wirklich dabei, das Leben zu verändern? Oder sind sie am Ende nur eine schlechte Idee, ein Projekt, das von vornherein zum Scheitern verurteilt ist?
Viele Menschen schmieden passend zum Jahreswechsel gute Vorsätze. Und viele verwerfen die Vorsätze schon in der ersten Januarwoche wieder. Wie setze ich eigentlich am besten um, was ich mir vorgenommen habe? image.originalResource.properties.copyright

Gute Vorsätze sind en vogue: Im Jahr 2005 nahmen sich einer Umfrage des Allensbach-Instituts zufolge 34 Prozent etwas Besonderes vor, für das Jahr 2007 waren es schon 40 Prozent - Tendenz steigend. Gesünder leben, mehr Sport, weniger Alkohol, das Rauchen aufgeben, mehr Zeit mit der Familie – so individuell die Menschen sind, so sehr ähneln sich die Vorsätze, mit denen sie das Neue Jahr beginnen. Umfragen zufolge rangieren gesundheitsbezogene Vorhaben ganz vorn auf der Hitliste der guten Vorsätze, gefolgt von Stressabbau und dem Wunsch, im kommenden Jahr mehr Zeit für sich und seine Liebsten freizuhalten.

Viele scheitern an den guten Vorsätzen, weil sie ihre Ziele zu hoch stecken. Das Neue Jahr wird zum Anlass genommen, das Leben komplett umzukrempeln. Das Scheitern an den guten Vorsätzen gehört für viele zum Jahresbeginn genauso dazu, wie das Fassen derselben. Nur gut die Hälfte der vermeintlich geläuterten Jahresbeginner hält durch und schafft es tatsächlich, die Finger von den Zigaretten oder der Sahnetorte zu lassen. Immerhin jeder Zwölfte gibt an, die guten Vorsätze schon in der ersten Januarwoche wieder über Bord geworfen zu haben.

Darum sollte man seine guten Vorsätze kritisch hinterfragen: Sind sie realistisch? Ist es wirklich möglich komplett auf die geliebte Schokolade zu verzichten, oder sollte man den Griff zur Süßigkeit lieber Schritt für Schritt reduzieren? Und muss es wirklich der Jahresbeginn sein, an dem man seine schlechten Angewohnheiten überdenkt, oder sollte man sie nicht lieber regelmäßig über das Jahr verteilt hinterfragen und dann gezielt ändern?

Auch hilft es, sich nicht in einer Art Gruppenzwang auf das zu konzentrieren, was auch andere aufgeben wollen: das Rauchen etwa oder das Vorhaben, Sport zu treiben. Stattdessen sollte man sich eigene Ziele setzen, die man auch erreichen kann - und diese möglichst klar und konkret formulieren. Der vage Ausspruch, im nächsten Jahr "gesünder zu leben" bietet zu viele Schlupflöcher und wenig konkrete Ansatzpunkte. Zu einem guten Vorsatz gehört auch immer eine konkrete Strategie. So sollte man konkrete Termine ins Auge fassen, zu denen man Etappenziele erreicht haben will. Statt sich vorzunehmen, "mehr Sport zu treiben", sollte man besser direkt im Sportstudio einen Termin ausmachen oder feste Daten für den Schwimmbadbesuch oder die Laufrunde am Abend festlegen.

Auf jeden Fall sollte man sich klar machen: Veränderungen sind hart erkaufte Ziele. Das Scheitern auf einer Teiletappe bedeutet nicht gleich das Scheitern des gesamten Vorhabens. Disziplin und Motivation sind die Schlüsselwörter – und die Motivation wird nicht durch den Jahresbeginn an sich ausreichend gefestigt. Man sollte sich immer wieder vor Augen führen, welche positiven Veränderungen man sich durch den guten Vorsatz erhofft. Wenn Teiletappen errungen wurden, helfen kleine Belohnungen, die Motivation für die nächste Etappe zu erhalten.

Wer das beherzigt, wird vielleicht in diesem Jahr seine guten Vorsätze tatsächlich in die Tat umsetzen können. Und wenn nicht, gibt es ja auch noch den Jahreswechsel 2012/2013, an dem man einen neuen Versuch wagen kann. Gute Vorsätze beweisen auf jeden Fall, dass man positiv ins neue Jahr blickt und der Überzeugung ist, schlechte Gewohnheiten auch nach Jahren noch ablegen zu können. Und allein für diese Überzeugung lohnen sie sich schon.

KK