Cannabis als Arznei: Wirkung ist umstritten

26.06.2015

Die momentane Euphorie um die Heilwirkung von medizinischem Cannabis ist wahrscheinlich übertrieben. Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern kommt aufgrund einer umfassenden Untersuchung verschiedener Cannabisstudien zu dem Schluss, dass oft keine oder nur eine moderate Wirkung der Pflanze nachgewiesen werden kann.
Cannabis: Viele Patienten setzen große Hoffnungen auf die medizinische Wirkung. image.originalResource.properties.copyright

Übelkeit durch Chemotherapie, Schmerzen und Appetitlosigkeit bei HIV-Patienten werden oft als Beispiele für die Einsatzgebiete von medizinischem Cannabis angeführt. Die Forscher stellten jedoch fest, dass der positive Effekt der Pflanze bei diesen Erkrankungen nur gering ist. Am besten fielen die Ergebnisse bei Muskelverkrampfungen aus, die bei Multipler Sklerose und Querschnittlähmung auftreten. Trotzdem stufen die Macher der Studie die Qualität der Hinweise darauf nur als moderat ein. Als vielversprechend wird die Verhinderung von Ticks bei Tourette Syndrom bezeichnet. Da bisher aber nicht mehr als 36 Personen getestet wurden, müssen für eine statistisch sichere Aussage weitere Untersuchungen folgen. Für Erkrankungen, Depressionen, Angststörungen, Schlafstörungen, Psychosen sowie bei Grünem Star fallen die Ergebnisse besonders ernüchternd aus. Hier ist kaum eine positive Wirkung zu erwarten, schreiben die Forscher im Fachjournal JAMA. Bei einigen Patienten mit Depressionen verschlechterte sich sogar der Zustand.

Beim Einsatz von Arzneimitteln wägt der Arzt immer zwischen der positiven Wirkung und der unerwünschten Wirkung ab. Die typischen Cannabis-Nebenwirkungen Benommenheit, trockener Mund, Übelkeit, Ermüdung, Schläfrigkeit, Euphorie, Erbrechen, Desorientierung, Benommenheit, Verwirrung, Gleichgewichtsstörungen und Halluzinationen verschlechtern daher die Einsatzmöglichkeiten nochmals. An der Studie besteht großes Interesse, da Cannabis international immer häufiger für medizinische Zwecke eingesetzt wird, jedoch bisher unklar war, wie groß sein Nutzen bei einzelnen Erkrankungen ist. An der Analyse nahmen Forscher von Universitäten, Instituten und Gesundheitszentren aus sieben Ländern teil. 79 Studien mit insgesamt 6462 Teilnehmern haben sie dafür ausgewertet.

LF