„Mikro-U-Boote“ neutralisieren Magensäure

25.01.2017

Forscher haben einen neuen Ansatz zur Behandlung von Magenerkrankungen mit säureempfindlichen Medikamenten entwickelt: Mit Wirkstoffen beladene „Mikro-U-Boote“, die zuerst die Magensäure neutralisieren und so die Umgebung für ihre empfindliche Ladung vorbereiten.
Neuartige "Mikro-U-Boote" könnten Medikamente, die auf Magensäure empfindlich reagieren, bei ihrer Wirkung unterstützen. image.originalResource.properties.copyright

Wie Wissenschaftler um Liangfang Zhang und Joseph Wang von der University of California San Diego, USA, berichten, sei es ihnen gelungen, winzige Wirkstofftransporter zu entwickeln, die eigenständig durch den Magen sausen, Magensäure als Treibstoff verwenden, diese dabei rasch neutralisieren, um dann ihre Fracht passgenau beim gewünschten pH-Wert freizusetzen. Hört sich nach Science Fiction an, ist es aber nicht. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift Angewandte Chemie erklären, bestehen die winzigen „U-Boote“ aus Mikromotoren auf Magnesiumbasis. Sie können eigenständig und innerhalb von 20 Minuten den Mageninhalt neutralisieren, indem sie eine chemische Reaktion als Antrieb nutzen. Die Mikromotoren sind ihrerseits mit einer Schicht ummantelt, die Wirkstoffe enthält und diese erst ab einem bestimmten pH-Wert freisetzt.

Die Ergebnisse, die die Wissenschaftler aus Versuchen mit Mäusen gewonnen hatten, scheinen vielversprechend. Die Mikromotoren seien biokompatibel und ihre Anwendung im Magen sei sicher, so die Forscher. Die Magenfunktion werde nicht beeinträchtigt und der normale pH-Wert stelle sich innerhalb von 24 Stunden wieder ein. Sollten sich diese Ergebnisse auch auf Menschen übertragen lassen, könnte dies ein großer Fortschritt sein. Denn so nützlich die Magensäure für die Verdauung und den Schutz vor Keimen ist, so störend kann sie für die Verabreichung säureempfindlicher Arzneimittel sein. Derzeit werden häufig sogenannte Protonenpumpen-Hemmer dazu genutzt, die Säureproduktion im Magen zu blockieren. Über längere Zeit verwendet, können diese allerdings bei manchen Patienten Nebenwirkungen verursachen, wie Kopfschmerzen, Durchfall und Müdigkeit, in einigen schweren Fällen auch Angstzustände, Depressionen sowie die Muskelerkrankung Rhabdomyolyse, so die Forscher. Die Mikro-„U-Boote“ könnten in der Zukunft vielleicht eine Alternative darstellen, die diese Nebenwirkungen vermeidet.

HH