Einsamkeit ist weit verbreitet

LH/NK | 10.02.2022

Einsamkeit zog sich bereits vor der Covid-19-Pandemie durch alle Altersklassen. Eine Analyse mit Zahlen aus verschiedenen Ländern zeigt nun, wie schwerwiegend die Problematik tatsächlich ist.
Einsamkeit trifft zwar oftmals ältere Menschen, ist aber aber auch in der jüngeren Generation ein Problem. image.originalResource.properties.copyright

Amerikanischen Wissenschaftlern zufolge fühlen sich in Industrieländern ein Drittel der Bevölkerung einsam. Bei jedem Zwölften führe die Einsamkeit sogar zu starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Unklar war bislang jedoch, wie weit verbreitet das Problem auf globaler Ebene tatsächlich ist. Daher werteten australische Forscher der Universität Sydney jetzt Studien aus insgesamt 113 Ländern aus, die im Zeitraum zwischen 2000 bis 2019 veröffentlicht wurden. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin The BMJ veröffentlicht.

Dabei zeigte sich, dass Einsamkeit bereits vor der Corona-Pandemie ein großes Problem war, jedoch regional unterschiedlich stark ausgeprägt: Nordeuropäer fühlten sich insgesamt weniger allein im Vergleich zu Bürgern im osteuropäischen Raum. Am stärksten betroffen ist die Altersgruppe der über 60-Jährigen: Hier gaben ein Fünftel an, dass sie sich sehr einsam fühlen.

Einsamkeit betrifft jedoch auch jüngere Menschen: Bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren rangierte die Zahl derjenigen, die sich einsam fühlten, zwischen 9,2 Prozent in Südostasien bis 14,4 Prozent im östlichen Mittelmeerraum.

„Einsamkeit muss ein politisches Thema werden“

Einsamkeit beeinflusst nicht nur die mentale Gesundheit, sondern führt auch zu einer Reihe weitere Beschwerden. Oftmals versterben einsame Menschen früher als solche die ausreichend Gesellschaft haben. „Dies hat nicht nur Auswirkungen auf das Individuum, sondern auch auf die Gesellschaft und sollte daher oberste politische Priorität haben“, so Roger O’Sullivan vom Institut für öffentliches Gesundheitswesen in Irland. Die Pandemie habe gezeigt, dass nicht nur ältere Menschen sich häufig einsam fühlen, sondern das Problem alle Altersklassen betrifft. Die Wissenschaftler fordern daher, dass sich die Politik mit der Thematik auseinandersetzt. „Öffentliche Kampagnen sind nötig, die auf Vorurteile gegenüber Einsamkeit hinweisen und die Gesellschaft mit einbindet“, so die Forderung der Wissenschaftler.

Wer selbst von Einsamkeit betroffen ist, kann sich an folgende Anlaufstellen wenden:

  • Silbernetz ist das Hilfetelefon für ältere einsame Menschen ab 60 Jahre. Täglich 8-22 Uhr deutschlandweit erreichbar: 0800 4 70 80 90, www.silbernetz.org      
  • Nummer gegen Kummer berät sowohl Kinder und Jugendliche als auch Eltern – am Telefon und online. Telefon für Kinder und Jugendliche: 0800 116 111, Telefon für Eltern: 0800 1110 550   www.nummergegenkummer.de
  • Viele Studierendenwerke bieten psychologische Beratungsangebote an. Der Dachverband bietet auch eine Suchfunktion für Beratungsangebote in 46 Städten.

Quelle: DOI 10.1136/bmj-2021-067068