Grüner Star (Glaukom)

Grüner Star oder Glaukom ist eine zusammenfassende Bezeichnung für verschiedene Augenkrankheiten. Ihr gemeinsames Kennzeichen ist eine schädliche Steigerung des Augeninnendrucks.

Was ist das? - Definition
Grüner Star oder Glaukom ist eine zusammenfassende Bezeichnung für verschiedene Augenkrankheiten. Ihr gemeinsames Kennzeichen ist eine schädliche Steigerung des Augeninnendrucks. In Industrieländern erkranken ein bis zwei Prozent der Bevölkerung daran, etwa ein Zehntel davon ist erheblich sehbehindert oder erblindet.

Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen

  • Glaukom

Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Der Augeninnendruck wird durch das Kammerwasser geregelt, wovon im Normalfall genau so viel produziert wird, wie abfließt. Beim Glaukom ist die Steigerung des Augeninnendrucks fast immer darauf zurückzuführen, dass der Abfluss des Kammerwassers beeinträchtigt ist. Dies liegt meist daran, dass das so genannte Abflusssieb mit zunehmendem Lebensalter verfilzt. Auch eine Minderdurchblutung des Auges kann ein Grund sein. Der resultierende erhöhte Augeninnendruck schädigt den Sehnerv des Auges dauerhaft. Grüner Star ist eine Augenerkrankung des älteren Menschen: Nach dem 40. Lebensjahr sind rund zwei Prozent der Bevölkerung davon betroffen, viele, ohne etwas davon zu ahnen. Jedoch kann die Erkrankung auch durch andere Augenleiden (Entzündungen der Regenbogenhaut des Auges), Allgemeinkrankheiten (Zuckerkrankheit, Zentralvenenverschluss) oder langdauernde Cortisongabe verursacht werden.

Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Die Erkrankung wird oft lange Zeit überhaupt nicht bemerkt. Das liegt daran, dass Symptome meist sehr spät auftreten, nämlich dann, wenn bereits rund 30 Prozent aller Nervenfasern des Sehnervs zerstört sind. Manchmal fällt dem Kranken ein teilweiser Ausfall des Gesichtsfeldes auf, vor allem, wenn er als Autofahrer im Straßenverkehr teilnimmt. Unter Gesichtsfeld wird der Teil des Raumes verstanden, der mit unbewegtem Auge sichtbar ist.

Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Gesichtsfeldausfälle treten meist erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf. Sie durchlaufen verschiedene Phasen, die sich unbehandelt über zehn bis fünfzehn Jahre hinziehen. Charakteristisch sind Wahrnehmungsstörungen von Gegenständen, die neben dem Zentrum des Gesichtsfeldes liegen. Beispielsweise sieht der Patient den Löffel neben dem Teller nicht, wenn er auf den Teller schaut. Schreitet die Krankheit weiter fort, kommt es zu Orientierungsstörungen. Die Patienten sind z.B. beim Laufen erheblich behindert, da sie Gegenstände wie Stufen, die neben dem Fixierpunkt des Auges liegen, nicht mehr wahrnehmen können. Im Endstadium lässt die Sehschärfe deutlich nach - schließlich erblindet das Auge. Da die Gesichtsfeldausfälle in vielen Fällen durch das andere Auge übernommen werden, nehmen Patienten sie oft lange Zeit nicht wahr. So kann es vorkommen, dass sie bereits an einem Auge erblindet sind, wenn sie erstmals den Arzt aufsuchen. Es empfiehlt sich daher, den Augeninnendruck in regelmäßigen Abständen überprüfen zu lassen.

Hausmittel und Verhaltenstipps

  • Auf einen gesunden und ausgewogenen Lebensstil achten.
  • Einnahme von durchblutungsfördernden Pflanzenpräparaten aus der Apotheke (z.B. Ginkgo biloba-Extrakte).

Bearbeitungsstand: 18.05.2012

Quellenangabe:
Mehrle, Augenheilkunde, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 8.Auflage

Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

Grüner Star: Behandlung

Grüner Star (Glaukom) lässt sich in vielen Fällen mit Augentropfen (sog. Antiglaukomatosa) behandeln. Wenn diese nicht helfen, können laserchirurgische beziehungsweise operative Maßnahmen infrage kommen, um den Augendruck zu senken. Je nachdem ob der Grüne Star schon den Sehnerv beschädigt hat oder bereits das Gesichtsfeld einschränkt, zielt die Behandlung darauf ab, den Krankheitsprozess zu stoppen und das verbliebene Sehvermögen zu erhalten. Bereits eingetretene Einschränkungen können weder durch Augentropfen noch durch andere Maßnahmen rückgängig gemacht werden.

Augeninnendruck senken mit Augentropfen

Grüner Star kann durch eine Behandlung mit Antiglaukomatosa bei vielen Patienten aufgehalten werden. Die Augentropfen senken den Augeninnendruck und schalten damit einen wichtigen Risikofaktor für weitere Schädigungen des Sehnervs und Einschränkungen des Gesichtsfelds aus. In den meisten Fällen müssen die Augentropfen dauerhaft verwendet werden. Für die Behandlung stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Die gängigsten Wirkstoffgruppen sind

  • Prostaglandine,
  • Betablocker,
  • Alpha-Agonisten und
  • lokale Carboanhydrasehemmer.

Grüner Star geht mit einer Anhäufung von Kammerwasser einher, die den Augeninnendruck erhöht. Prostaglandine verbessern den Abflussweg des Kammerwassers über den sogenannten Kammerwinkel und senken damit den Augeninnendruck. Als Nebenwirkungen der Behandlung können sich die Augen röten, manchmal verfärbt sich die Iris dauerhaft. Auch verstärktes Wimpernwachstum kann unter der Anwendung von Prostaglandinen auftreten. Gängige Wirkstoffe dieser Gruppe sind

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Da bereits kleine Mengen von Prostaglandinen den Augeninnendruck senken, müssen Augentropfen mit diesen Wirkstoffen meistens nur einmal täglich verwendet werden.

Oft wird Grüner Star mit Betablockern behandelt. Die Behandlung mit Betablockern ist seit vielen Jahren gut erprobt. Sie regulieren die Kammerwasserproduktion und senken dadurch den Augeninnendruck. Wirkstoffe dieser Medikamentengruppe sind

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  • und Befunolol.

In der Regel verursachen sie wenige Nebenwirkungen. Bestehen neben dem Glaukom Asthma, niedriger Blutdruck oder bestimmte Herzerkrankungen, sollten sie nicht verwendet werden. Die Anwendung erfolgt ein- bis zweimal täglich.

Lokale Carboanhydrasehemmer hemmen das Enzym Carboanhydrase, das die Kammerwasserproduktion reguliert. Wirkstoffe sind

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Als kurzzeitige Nebenwirkungen kann es zu einer Bindehautreizung und einem metallischen Geschmack im Mund kommen. Lokale Carboanhydrasehemmer müssen dreimal täglich ins Auge getropft werden, sofern sie nicht mit anderen Tropfen kombiniert werden.

Alpha-Antagonisten wirken sich vermutlich positiv auf den Abfluss von Kammerwasser aus und senken gleichzeitig die Kammerwasserproduktion. Ein gängiger Wirkstoff ist <link https: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis brimonidin.html>Brimonidin. Dieser hat im Gegensatz zu älteren Präparaten weniger Nebenwirkungen.

Neben diesen Wirkstoffgruppen, gibt es weitere Medikamente zur Behandlung des Grünen Stars, zum Beispiel Pilocarpin. Pilocarpin bewirkt, dass sich der Kammerwinkel weitet, sodass das Kammerwasser besser abfließen kann. Es verengt jedoch gleichzeitig die Pupille, was viele Menschen als nachteilig empfinden. Andere Patienten sehen unter Einwirkung von Pilocarpin schlecht in der Dämmerung, weshalb der Wirkstoff heute eher selten zum Einsatz kommt.
Wenn einzelne Wirkstoffe keine ausreichenden Verbesserungen erreichen, können Kombinationspräparate mitunter eine bessere Wirkung erzielen.
Welcher Wirkstoff für wen geeignet ist, entscheidet der Arzt in Abhängigkeit von Befund und nach Abwägung von Nutzen und Risiken.

Weitere Maßnahmen: Augen lasern oder Augenoperation

Grüner Star wird in erster Linie mit Medikamenten behandelt – sollte diese Behandlung jedoch keine zufriedenstellende Wirkung zeigen oder für den Patienten nicht verträglich sein, besteht die Möglichkeit, die Augen lasern zu lassen oder sich einer Augenoperation zu unterziehen.

Gängige Methoden sind:

  • Laseriridotomie
  • Lasertrabekuloplastik
  • Trabekulektomie
  • Mikroinvasive Glaukomchirurgie (MIGS)
  • Kanaloplastik

Mit einer Laseriridotomie gleicht man Druckdifferenzen zwischen vorderer und hinterer Augenkammer aus. Dazu wird mit dem Laser ein kleines Loch in die Regenbogenhaut gestanzt. Grüner Star tritt in verschiedenen Formen auf. Die Methode kommt bei bestimmten Formen des Glaukoms zum Einsatz, so zum Beispiel beim akuten Winkelblockglaukom oder beim Pigmentglaukom.

Bei der Lasertrabekuloplastik werden mehrere Laserherde in das Trabekelwerk, ein Gewebe im Kammerwinkel, gesetzt, sodass sich dieses nicht mehr so stark zusammenziehen kann und durchlässiger für das Kammerwasser wird. Die Methode ist schmerzfrei und kann ambulant erfolgen – jedoch ist das Ergebnis meist nicht von Dauer, was bedeutet, dass langfristig zusätzlich Medikamente eingenommen werden müssen.

Eine schonendere und neuere Behandlung ist die Selektive Lasertrabekuloplastik (SLT). Sie bedient sich deutlich kürzerer, energieärmerer Laserimpulse und schont somit das umliegende Gewebe. Bei der Lasertrabekuloplastik kann es notwendig sein, sich die Augen mehrfach lasern zu lassen.

Die Trabekulektomie ist eine Augenoperation, bei der die Lederhaut ein kleines Stück geöffnet wird. Über diese Öffnung kann das Kammerwasser abfließen. Die Methode ist etwas aufwändiger, da in der Folge entzündungshemmende Augentropfen und gegebenenfalls weitere Behandlungen nötig sind, um den Nahtfaden anzupassen und Vernarbungen zu verhindern.
Die Mikroinvasive Glaukomchirurgie (MIGS) bedient sich kleiner Implantate, die ins Auge eingesetzt werden und die den Durchstrom des Kammerwassers erleichtern. Die neueste Errungenschaft der Medizin ist der sogenannte eStent aus Titan. Er verbindet die vordere Augenkammer mit dem sogenannten Schlemmschen Kanal, über den natürlicherweise das Kammerwasser abfließt. Mit dieser Methode kann der Augeninnendruck allerdings weniger stark gesenkt werden wie mit einer Trabekulektomie.

Mittels einer Kanaloplastik wird der Schlemmsche Kanal mit einem Mikrokatheter erweitert. Da dies eine relativ neue Augenoperation zur Behandlung des Grünen Stars ist, lässt sich bisher keine Aussage über Langzeitkomplikationen treffen.

© aponet.de

Letzte Aktualisierung: Juni 2017

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