Für die einen ein Grund zur Freude, für die anderen eine wiederkehrende soziale Verpflichtung: Weihnachten ist für die meisten Menschen fest im Jahresverlauf verankert. Die hohen Erwartungen an schöne Weihnachten können aber Enttäuschungen zur Folge haben. Wenn dann noch Familienmitglieder mit unterschiedlichen Ansichten aufeinandertreffen, kann ein Spaziergang in kleinen Gruppen manchmal eine gute Wahl sein, erklärt der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Marcel Schütz in einer Mitteilung.
Weihnachten ist vielfältig und weit mehr als ein religiöses Fest: Zwischen Lichterzauber, Geschenken, Gemütlichkeit, Geselligkeit, Traditionen und Nostalgie kommt die Welt zum „Stehen“ – Wirtschaft, Politik und Medien beugen sich dem. Nur das Wetter lässt meist zu wünschen übrig: Die weiße Weihnacht bleibt in den meisten Landstrichen aus. Das war übrigens schon 1900 so, weiß Schütz zu berichten.
Warum die Erwartungen an Weihnachten so hoch sind
Filme, Werbung und soziale Medien zeigen Weihnachten oft als perfekt inszeniertes Familienfest: harmonische Gespräche, strahlende Gesichter, glückliche Zusammenkünfte. Hinzu kommen persönliche Erinnerungen, die den Blick verklären.
„Die Heiligabende der Kindheit sind in den Erzählungen der Erwachsenen die zauberhaftesten. Die Großeltern lebten noch, die Geschwister waren selbst Kinder, die Eltern bedeutend jünger. Es gibt die Geschenke, die man ein Leben lang vor Augen hat.“ Diese Erinnerungen prägen auch die Erwartungen an zukünftige Feiertage. „Man definiert das Potenzial der Weihnacht überhaupt aus der Vergangenheit heraus. Wie schön sie sein kann, wenn alles stimmt“, erklärt Schütz.
Grundsätzlich sei das nichts Negatives: „Hohe Erwartungen an ein schönes Weihnachten sind an sich eine tolle Sache. Aber man kann zu viel erwarten und dann enttäuscht sein, wenn die anderen nicht die Rollen spielen, die man gern von ihnen sähe.“
Wieso bringt Weihnachten sozialen Druck mit sich?
Ein zusätzlicher Stressfaktor: Weihnachten kommt jedes Jahr wieder – und soll doch jedes Mal besonders sein. „Weihnachten kommt jedes Jahr wieder. Doch eigentümlicherweise soll jedes Weihnachten am liebsten perfekt werden. Als wäre es das letzte“, sagt Schütz.
Das Zusammensein, die besondere Stimmung und Tage ohne Stress und Sorgen ergeben sich aber nicht von allein, sondern sind manchmal auch nur durch Disziplin zu erreichen oder sogar erzwungen. Dann kann die harmonische Stimmung fragil sein.
Große Familienzusammenkünfte bringen unterschiedliche Charaktere zusammen
Wenn Weihnachten im größeren Kreis gefeiert wird, kommen oft mehrere Generationen mit zuweilen wechselnden Partnern zusammen. Unterschiedliche Geschmäcker und unterschiedliche Meinungen – da sind der richtige Ton, Respekt und Nachsichtigkeit gefragt.
Schütz plädiert für mehr Beweglichkeit im Ablauf: „Dann ist es keine schlechte Sache, wenn nicht alle ständig dasselbe tun, wenn sich eben Gruppen bilden, verschiedene Gespräche zustande kommen, die einen mal vor die Tür gehen, die anderen nicht.“ Sein Rat für entspanntere Feiertage: „Es müssen nicht alle die ganze Zeit aufeinander hocken. Lieber nicht.“