Arzneimitteldatenbank

Nervenschmerzen (Neuralgie)

Was ist das? - Definition
Nervenschmerzen entstehen, wenn ein Nerv selbst geschädigt oder gereizt ist. Die Schmerzen sind brennend, bohrend oder stechend und schiessen oft blitzartig und ohne sichtbaren Auslöser ein. Sie unterscheiden sich deutlich von anderen Schmerzformen - in Ursache, Verlauf und Therapie.



Krankheitsbild
Nervenschmerzen - medizinisch als Neuralgie oder neuropathische Schmerzen bezeichnet - entstehen, wenn ein Nerv selbst gereizt oder geschädigt ist. Im Gegensatz zu "normalen" Schmerzen, etwa nach einer Verletzung, liegt hier eine Reizung oder Schädigung der Nervenstruktur vor. Jeder Nerv versorgt je nach seiner Lage und Aufgabe eine bestimmte Körperregion. Ist ein Nerv geschädigt, aktiviert das die Schmerzbahn zum Gehirn und es treten Schmerzen entlang des Versorgungsgebiets dieses Nerven auf. Je nach Ursache kann das Zentrale oder periphere Nervensystem betroffen sein. Die Schmerzen können vielfältig sein, ohne erkennbaren Auslöser auftreten und nahezu jedes Körperteil wie Gesicht, Brustkorb, Rücken, Arme oder Beine, betreffen.
Symptome / Verlauf
Neuralgien machen sich oft durch plötzliche, stechende, brennende, bohrende oder reissende Schmerzen bemerkbar, die in das Versorgungsgebiet eines bestimmten Nerven ausstrahlen. Sie können auch mit Kribbeln oder Taubheit einhergehen. Die Beschwerden können sehr intensiv sein, treten oft anfallsartig auf und dauern wenige Sekunden bis Minuten - wiederholen sich aber häufig. Manchmal können die Schmerzen schon durch eine leichte Berührung oder sogar durch einen Luftzug ausgelöst werden (Allodynie).
Je nach betroffenem Nerv zeigen sich Schmerzen an ganz unterschiedlichen Köperstellen. Bei einer Trigeminusneuralgie ist der Trigeminusnerv im Kopfbereich betroffen. Der Schmerz schiesst dann in eine Gesichtshälfte. Schon Sprechen, Kauen, eine Berührung oder Zähneputzen kann diesen Schmerz auslösen. Bei einer Ischialgie ist der Ischiasnerv gereizt. Die Schmerzen strahlen dann oft vom unteren Rücken über das Gesäss bis in den Oberschenkel oder die Kniekehle aus. Bei einer Interkostalneuralgie sind die Nerven, die zwischen den Rippen liegen, gereizt. Die Schmerzen strahlen vom Rücken nach vorne in die Brustregion aus. Sie treten bei Bewegung, manchmal schon beim einfachen Atmen auf.
Folgen/Komplikationen
Bleiben Nervenschmerzen unbehandelt, können sie chronisch werden. Dann "lernt" das Nervensystem sozusagen den Schmerz - und es kommt zu einer dauerhaften Schmerzwahrnehmung, auch ohne Reiz. Betroffene leiden oft nicht nur unter dem Schmerz selbst, sondern auch unter Schlafmangel, Erschöpfung und Stimmungstiefs. Im Alltag können Bewegungen, Berührungen oder sogar Kleidung schmerzhaft sein. Treten Lähmungen auf, muss an einen Bandscheibenvorfall gedacht werdern.
Ursachen / Risikofaktoren
Die Ursachen von Nervenschmerzen sind vielfältig. Krankheiten, Infektionen, Entzündungen, Druck oder Verletzungen können dazu führen. Auch falsche Bewegungen oder Stress können Nerven reizen. Ein paar Beispiele:

  • Gürtelrose/ Post-Zoster-Neuralgie: Eine Infektion mit Varizella-Zoster-Viren führt zu einer Entzündung von Nerven, auch bekannt als Gürtelrose. Sie betreffen meist den Rumpf, die Arme oder das Gesicht. Die Schmerzen halten oft noch lange nach Abklingen der Erkrankung an. - Diabetes/ diabetische Neuropathie: Hier werden Nerven durch zu hohe Blutzuckerwerte geschädigt, was zu Schmerzen führen kann. Da meist nicht nur ein, sondern viele Nerven betroffen sind, nennt man dies auch Polyneuropathie. Oft sind die Füsse betroffen. - Trigeminusneuralgie: Sie wird häufig durch benachbarte Blutgefässe ausgelöst, die auf den Nerv drücken. Es gibt aber auch andere Ursachen. - Nervenquetschung: Müssen Nerven eine Engstelle passieren, kann es zu einer Quetschung kommen. Es gibt das Impingement-Syndrom (Engpass-Syndrom) zum Beispiel an der Schulter oder das Karpaltunnel-Syndrom am Handgelenk. Auch bei Unfällen kann es zur Quetschung oder sogar zur Durchtrennung von Nerven kommen. - Morton Neurom: Diese Erkrankung wird auch Morton Neuralgie genannt und geht auf eine Überlastung im Fuss zurück. - Ischiasschmerzen: Sie entstehen oft durch falsche Bewegungen oder das Heben von schweren Gegenständen in ungünstiger Körperhaltung. - Phantomschmerzen: Ein Spezialfall sind Phantomschmerzen, die nach einer Amputation auftreten. - Zentral neuropathische Schmerzen: Hier gehen die Schmerzen vom Rückenmark und Gehirn aus. Ursachen können ein Schlaganfall, eine Schädigung des Rückenmarks durch einen Bandscheibenvorfall, Tumoren oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose sein.


Das kann helfen
Was man selbst tun kann:
Kühlkompresse, Bad oder Wärmekissen: Manchen Menschen hilft Wärme, anderen hilft Kälte bei Nervenschmerzen. Bei Ischiasschmerzen empfehlen Ärzte eine Stufenlagerung und moderate Bewegung. Wichtig ist: Bei anhaltenden oder zunehmenden Schmerzen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, vor allem, wenn Taubheitsgefühle oder Lähmungen hinzukommen.
Die ärztliche Behandlung richtet sich nach Art, Ursache und Ausprägung der Schmerzen. Bei einer Grunderkrankung wie Diabetes versucht man zunächst, den Blutzucker gut einzustellen. Entsteht der Nervenschmerz dadurch, dass etwas auf den Nerven drückt, kann unter Umständen eine Operation das Problem lösen. Neben der körperlichen Untersuchung kommen bildgebende Verfahren wie MRT oder CT sowie neurophysiologische Tests zum Einsatz. In vielen Fällen erfolgt die Therapie medikamentös zum Beispiel mit Medikamenten, die bei Epilepsie eingesetzt werden, bestimmten Antidepressiva oder bei Bedarf Opiaten.Begleitend können Physiotherapie, Entspannungsverfahren oder Verhaltenstherapie sinnvoll sein, vor allem, wenn die Schmerzen den Alltag stark beeinträchtigen. Auch nicht-medikamentöse Verfahren wie transkutane Nervenstimulation (TENS) oder Akupunktur werden unterstützend eingesetzt.


Bearbeitungsstand: 13.10.2025

Quellenangaben:
Gehlen, Delank, Neurologie, (2010), 12. Auflage - S. Andreae et al., Gesundheits- und Krankheitslehre für die Altenpflege, Thieme, (2011), 3. Aufl.


Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

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