Chemisches Muster im Gehirn
Eine Auswertung von 25 Studien, in denen rund 700 Menschen im MRT untersucht wurden, zeigt: Bei Personen mit Angststörungen war der Spiegel an Cholin etwa acht Prozent niedriger als bei Personen ohne Angststörung. Besonders deutlich zeigte sich der niedrige Cholin-Spiegel im präfrontalen Kortex. Das ist der Teil des Gehirns, der Denken, Emotionen und Verhalten steuert.
„Dies ist die erste Metaanalyse, die ein chemisches Muster im Gehirn bei Angststörungen aufzeigt“, sagte Jason Smucny vom Institut für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften der Universität Kalifornien. „Acht Prozent weniger klingen nicht viel, aber im Gehirn ist das bedeutsam“, ergänzte sein Kollege Richard Maddock.
Der Bedarf an Cholin könnte erhöht sein
Die Forscher vermuten, dass der Bedarf an Cholin durch die bei Angststörungen vermehrt auftretende „Kampf-oder-Flucht-Reaktion“ erhöht ist. Sie halten es für möglich, dass eine höhere Cholin-Zufuhr Angstzustände lindern könnte. Doch um das nachzuweisen sind gezielte Untersuchungen nötig.
Cholin kommt über die Nahrung in den Körper
Cholin wird für den Aufbau von Zellmembranen benötigt. Auch ein Botenstoff in den Nerven, das sogenannte Acetylcholin wird aus Cholin hergestellt. Dadurch spielt es eine wichtige Rolle bei der Muskelkontrolle und bei Hirnfunktionen wie Gedächtnis und Stimmungsregulation. Der Körper produziert zwar geringe Mengen Cholin selbst, der Großteil muss aber über die Nahrung aufgenommen werden.
Besser keine Nahrungsergänzung auf eigene Faust
Maddock warnt jedoch davor, größere Mengen Cholin „auf Verdacht“ als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Er rät: „Menschen mit einer Angststörung sollten ihre Ernährung überprüfen und feststellen, ob sie die empfohlene Tagesdosis an Cholin zu sich nehmen. Bestimmte Omega-3-Fettsäuren, wie sie beispielsweise in Lachs vorkommen, könnten besonders gute Cholin-Quellen für das Gehirn sein.“ Auch Eier, Rindfleisch, Hühnchen, Fisch, Sojabohnen und Milch sind reich an Cholin.
Quelle: DOI 10.1038/s41380-025-03206-7