Baby & Familie

Thema der Woche: Teenager mit Typ-1-Diabetes

16.02.2017

Wenn Jugendliche plötzlich an Gewicht verlieren, großen Durst haben und vermehrt Wasser lassen, kann dies auf Typ-1-Diabetes hindeuten. Eine positive Diagnose kann das Leben des Teenagers und seiner Eltern erstmal gründlich auf den Kopf stellen, doch sie sollte kein Grund zur Panik sein. Denn ein gut eingestellter Diabetiker genießt seine Jugend und sein Leben trotz der Erkrankung ohne wesentliche Einschränkungen. Die Apothekerkammer Niedersachsen gibt Betroffenen wichtige Tipps und Ratschläge.

Die meisten an Typ-1-Diabetes erkrankten Patienten sind Jugendliche.
Typ-1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter in Deutschland.
© ehrenberg-bilder - Fotolia

Typ-1-Diabetes ist eine Störung des Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsels. In einer Region der Bauchspeicheldrüse, die sich „Langerhanssche Inseln“ nennt, befinden sich die Beta-Zellen. Diese sind für die Insulinproduktion im Körper verantwortlich. Das Hormon Insulin benötigt der menschliche Körper um Glukose, also Traubenzucker, aufzunehmen und zu speichern. Bei an Typ-1-Diabetikern sind die Beta-Zellen zerstört, es wird kein Insulin produziert. Das Insulin muss künstlich zugeführt werden, sonst steigt der Blutzucker, ohne dass dieser vom Körper verwertet werden kann. Dies kann akut zu dem sogenannten hyperglykämischen Koma und zu Spätfolgen wie einer Schädigung von Organen und Nerven führen. Die Veranlagung zum Typ-1-Diabetes wird häufig vererbt, die familiären Vorbelastungen können viele Generationen zurückreichen.

Insulin muss ein Leben lang zugeführt werden

Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes müssen sich ihr ganzes Leben Insulin spritzen oder über eine Pumpe zuführen. Die zu verabreichende Insulindosis ist abhängig von den Kohlenhydraten, die aufgenommen und in sogenannten Broteinheiten (BE) gemessen werden. Die Insulindosis variiert aber auch je nach individueller Konstitution und muss mit dem Arzt besprochen werden.

Weil sich der Hormonhaushalt während der Pubertät grundlegend verändert, kann es immer wieder zu schwankenden oder hohen Blutzuckerwerten kommen. Meistens benötigen Diabetes-Patienten während der Pubertät mehr Insulin, da Hormone die Insulinwirkung mindern. Mehrmals tägliche, regelmäßige Kontrollen der Blutzuckerwerte sind daher in den Teenagerjahren besonders wichtig.

Besondere Gefahr durch Alkohol

Gesunde Ernährung ist das A und O. Eine besondere Diät für Typ-1-Diabetiker gibt es nicht. Beim Umgang mit Alkohol ist jedoch größere Vorsicht geboten. Prinzipiell sollten Jugendliche keinen Alkohol trinken, weil dieser das jugendliche Gehirn schneller schädigt als das von Erwachsenen. Für Diabeteskranke ergibt sich das zusätzliche Problem, dass die Kohlenhydrate in dem Getränk den Blutzuckerspiegel erhöhen, aber der Alkohol den Blutzucker senkt. Er hemmt die Glukoseproduktion in der Leber, die ohnehin in der Nacht gedrosselt ist. Deshalb ist das größte Risiko eine Unterzuckerung in der Nacht, die aufgrund des Alkoholrausches nicht bemerkt werden könnte. Diese kann schwerwiegende Folgen haben und sogar bis hin zur Bewusstlosigkeit führen.

Beim Apotheker beraten lassen

Wer ein an Typ-1-Diabetes erkranktes Kind hat, kann einen Termin in der Apotheke vor Ort vereinbaren. Am besten sammelt die Familie dafür ihre Fragen zum Umgang mit der Krankheit, der Apotheker beantwortet diese gern und berät umfassend zur sicheren Benutzung des Insulinpens und der Blutzuckermessgeräte. Er bespricht mit der Familie auch, welche anderen Medikamente bei einer Diabetes-Erkrankung schlechter anschlagen oder wo Wechselwirkungen auftreten können. Muss der Diabetes-Patient weitere Arzneimittel einnehmen, zum Beispiel Kortison, Betablocker oder Salicylate, so sollte er gemeinsam mit dem Arzt individuell auf diese Medikamente eingestellt werden. Auch die Insulindosis muss entsprechend angepasst werden.

Das Hauptziel einer guten Diabetes-Therapie ist, dass sich das Leben der Betroffenen nur wenig vom dem gesunder Menschen unterscheidet. Ein Risiko liegt bei einer Diabetes- Erkrankung in einer Unterzuckerung, die zu starken Bewusstseinsveränderungen bis hin zum Koma führen kann. So ist zum Beispiel während des Sports der Glukoseverbrauch erhöht und es besteht die Gefahr einer Unterzuckerung. Deshalb ist es besonders empfehlenswert, vor dem Sport die Nahrungsmenge und -art entsprechend anzupassen oder die Insulindosis in Absprache mit dem Arzt zu variieren.

Wichtig ist auch, das Umfeld des Jugendlichen über die Erkrankung zu informieren. So können Lehrer oder Freunde im Notfall richtig reagieren und die entsprechenden Hilfsmaßnahmen ergreifen. Diabetiker sollten immer Traubenzucker bei sich haben und bei Bedarf im Unterricht essen und trinken dürfen. Traubenzucker hilft, bei Unterzuckerung den Blutzuckerspiegel schnell wieder in den Normbereich zu bringen. Wenn der Patient aber darauf nicht reagiert oder nicht ansprechbar ist, muss sofort ein Notarzt gerufen werden. In solchen Fällen ist es zudem sehr hilfreich, manchmal sogar lebensrettend, wenn Lehrer beziehungsweise Freunde im Umgang mit einem Glucagon-haltigen Notfallpen geübt sind. Dieser Erste-Hilfe-Pen kann beispielsweise in der Schule an geeigneter Stelle deponiert werden oder in einer Extratasche des Jugendlichen für alle sichtbar bereitliegen. Dem eintreffenden Notarzt muss die Verabreichung des Glucagon sofort mitgeteilt werden.

Keine Einschränkung bei Schulausflügen

Wer an Typ-1-Diabetes erkrankt ist, muss sich auf seinen Schulausflügen nicht einschränken. Man sollte sich trotzdem über die medizinische Versorgung vor Ort informieren, genügend Insulin einpacken und eine Notration im Handgepäck bei sich tragen. Außerdem ist es für insulinpflichtige Diabetiker ratsam, eine passende Reiseversicherung abzuschließen und eine ärztliche Bestätigung über ihre Insulinpflicht mit sich zu führen.

Für ein Leben mit Typ-1-Diabetes gibt es kein Patentrezept. Eltern finden am besten gemeinsam mit dem Jugendlichen Strategien für den Alltag und übergeben ihm im Laufe der Jahre Schritt für Schritt die Verantwortung, bis er selbstständig mit seiner Erkrankung umgehen kann. Freunde und Familie können den Jugendlichen sehr gut unterstützen, indem sie ihm ein stabiles Umfeld bieten. Sie sollten die wichtigsten Maßnahmen im Falle einer Unterzuckerung kennen und auch anwenden können.

AK Niedersachsen

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