Peter Erik Felzer
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13.05.2025 08:25 Uhr
Die Gesundheitskompetenz der deutschen Bevölkerung hat einen historischen Tiefpunkt erreicht. Mittlerweile haben drei von vier Erwachsenen erhebliche Schwierigkeiten beim Umgang mit Gesundheitsinformationen. Die Befragten hatten Probleme, Informationen zu Themen wie Behandlungen von Krankheiten oder Prävention gezielt zu finden, richtig zu verstehen, kritisch zu bewerten und korrekt anzuwenden. So lautet das wichtigste Ergebnis der Studie der Technischen Universität München, die in Zusammenarbeit mit der Apotheken Umschau durchgeführt wurde.
„Apotheken sind wichtiges Bindeglied in der Prävention“, hob Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach die Rolle der Pharmazeuten bei der Präsentation der Studie in München hervor. Sie sollen nicht nur als Arzneimittelstelle, sondern auch als Beratungsstelle verstanden werden. „In Bayern arbeiten wir schon intensiv daran, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu stärken. Mit wechselnden Schwerpunktthemen informieren wir und klären die Bevölkerung zu wichtigen Gesundheitsthemen auf.“ Aktuell sei dies zum Beispiel eine Kampagne über das Thema Wechseljahre im Rahmen des Schwerpunkts „Frauen – sichtbar und gesund“.
Je älter desto kompetenter
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Lag der Anteil der Menschen mit unzureichender Gesundheitskompetenz 2014 noch bei 54,3 Prozent, stieg er bis 2020 auf 64,2 Prozent. In den letzten vier Jahren verschlechterte sich die Situation nochmals deutlich um weitere knapp 12 Prozentpunkte auf nunmehr 75,8 Prozent im Jahr 2024. Damit hapert es nicht nur bei Entscheidungen, die die eigene Gesundheit betreffen oder die von engen Familienangehörigen wie den eigenen Kindern, sondern auch bei der Orientierung im Gesundheitssystem und der Inanspruchnahme von Leistungen.
Die bundesweit repräsentative Studie befragte 2.000 Personen ab 18 Jahren. Ein weiteres wichtiges Ergebnis: Bei Gesundheitskompetenz spielt das Lebensalter und der Wohnort eine wichtige Rolle. So verfügen die über 60-Jährigen über eine bedeutend bessere Kompetenz als jüngere Gruppen. Zudem schneiden Menschen in den ostdeutschen Bundesländern besser ab als in den westdeutschen. Anders als in früheren Studien und weithin angenommen, zeigt sich dagegen kein Unterschied bei den Faktoren Bildung, Migrationsgeschichte, Einkommen und Geschlecht.
Grundstein in Schulen legen
Studienleiter Professor Dr. Orkan Okan kommentiert: „Wir müssen mehr in die Gesundheitskompetenz der Menschen investieren – insbesondere in Schulen und andere Bildungseinrichtungen. Dort legen wir den Grundstein für ein gesundes und gesundheitsbewusstes Leben und können unsere Gesellschaft nachhaltig prägen.“