SeniorenGesundheit

Der Wunsch nach Brillenfreiheit

Peter Erik Felzer  |  15.02.2023

Unsere Augen sind darauf ausgelegt, ein Steinzeitleben lang gut zu funktionieren. Doch was lässt sich tun, damit man auch jenseits der 50 noch scharf sieht?

Frau, hält ihr Handy weiter weg, um sehen zu können.
Mit steigendem Alter fällt es den meisten Menschen immer schwerer, kleingedruckte Texte zu lesen.
© ben-bryant/iStockphoto

Mit 40 Jahren fängt es oft schon an. Bei der morgendlichen Zeitungslektüre erscheint die Überschrift noch gestochen scharf, während man sich beim Lesen des dazugehörigen Textes schon anstrengen muss. Zunächst hilft es noch, die Zeitung mit den Armen etwas weiter weg zu halten. Mehr Licht ist auch nicht verkehrt. Doch nach ein paar Monaten bis Jahren reichen diese Maßnahmen nicht mehr aus, um die Buchstaben scharf zu erkennen. Und die Arme werden nun mal auch nicht länger. Was steckt dahinter, wenn die Buchstaben mit den Jahren verschwimmen? In der Regel liegt es nicht an einer Krankheit, sondern an der sogenannten Alterssichtigkeit.

Ob direkt vor dem Gesicht oder weiter weg: Das Auge stellt sich in jungen Jahren schnell und problemlos auf Sehziele in allen Entfernungen ein. Bei der Alterssichtigkeit gelingt dies nicht mehr ohne Weiteres. Die Linse des Auges verliert im Laufe des Lebens an Elastizität. Sie ist nicht mehr in der Lage, scharfe Bilder von Personen oder Gegenständen zu erzeugen, die sich direkt vor einem befinden. Die naheliegende Lösung: eine Sehhilfe. Aber nicht jeder möchte eine Brille oder Kontaktlinsen tragen. "Viele Senioren und Seniorinnen wollen heute reisen und mit dem Handy unterwegs sein. Sehhilfen stören da häufig", berichtet Professorin Dr. Maya Müller aus ihrer Erfahrung. Aber dieser Wunsch lässt sich nicht für jeden erfüllen, weiß die Ärztliche Direktorin des Instituts für Refraktive und Ophthalmochirurgie in Zürich.

Eine Option: Hornhaut lasern

Eine Fehlsichtigkeit weglasern, das ist seit etwa drei Jahrzehnten möglich. Nach einer genauen Berechnung trägt der Laser Teile der Hornhaut des Auges ab. Dies verändert die Brechung des Lichtes, das auf die Augenlinse fällt und so kann die Linse wieder ein scharfes Bild erzeugen. Bei der Alterssichtigkeit wird nach der sogenannten Monovision-Technik operiert. Der Laser verändert die Hornhäute der beiden Augen so, dass ein Auge in der Nähe scharf sieht, das andere wird auf Weitsicht gestellt. Das Gehirn ist in der Lage, das entsprechend umzusetzen. "Allerdings sollte vor einem Eingriff unbedingt mit Kontaktlinsen getestet werden, ob die Patientinnen und Patienten damit klarkommen", warnt Müller. Denn auf diese Weise lässt sich das Ergebnis der ambulanten Operation simulieren. Statistisch gesehen eignet sich die Monovision für rund 60 Prozent der Fehlsichtigen. Bedenken sollte man jedoch: Was der Laser einmal von der Hornhaut entfernt hat, ist unwiederbringlich verloren.

Von einer Lasermethode raten Experten wie Müller ab: dem PresbyLaser-Verfahren. Es trägt nicht Teile der Hornhaut ab, sondern "brennt" ein spezielles Muster in sie ein. Ähnlich wie eine Gleitsichtbrille entstehen dabei mehrere Sehzonen. Auch dieses Verfahren lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Zudem fehlen Langzeitdaten, ob die Methode über längere Zeit die Fehlsichtigkeit beseitigen kann.

Künstliche Linse bei Grauem Star

Neben einer Alterssichtigkeit haben viele ältere Menschen einen Grauen Star. Dabei trübt sich die Augenlinse. Im fortgeschrittenen Stadium sieht man wie durch eine Milchglasscheibe. Die getrübte Linse lässt sich durch eine Kunstlinse ersetzen. Sie sorgt nicht nur für eine klare, sondern auch für eine bessere Sicht. Und dies gelingt sogar, wenn die Hornhaut vorher per Monovision operiert wurde. Manchmal sprechen aber gesundheitliche Gründe gegen einen Linsenaustausch. Beispielsweise bei Erkrankungen der Netzhaut oder bei bestimmten Unregelmäßigkeiten der Hornhaut. Generell reagieren Patienten mit künstlichen Augenlinsen empfindlicher auf Licht. Dies erhöht zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit, dass man im Dunkeln geblendet wird, etwa durch entgegenkommende Autos. Auch sogenannte Halos, kleine Lichtringe um Lichtquellen, treten damit häufiger auf. Müller: "Das sollten die Patientinnen und Patienten im Vorfeld wissen."

Und was gibt es außer Laser & Co.? Im Internet kursieren diverse Angebote für ein Sehtraining gegen Alterssichtigkeit. Manche Anwender berichten, dass sie danach wieder schärfer gesehen haben. Laut Müller liege das aber nicht an dem Training. Ihre Erklärung: Ein Grauer Star kann mit der Zeit leicht kurzsichtig machen. Dies gleicht die Alterssichtigkeit etwas aus, wodurch es wieder besser mit dem Lesen klappt.

Fehlsichtigkeit wegtropfen?

Hoffnung geben dagegen spezielle Augentropfen, die kürzlich in den USA gegen Alterssichtigkeit zugelassen wurden. Eigentlich handelt es sich um ein Medikament, um ein Glaukom, auch Grüner Star genannt, zu behandeln. Es nimmt nicht nur Druck aus dem Augeninneren, sondern verengt zusätzlich die Pupillen, was die Nahsicht verbessern kann. Die besten Ergebnisse erzielten die Tropfen im Alter zwischen 40 und 55 Jahren. Allerdings gibt es mögliche Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen. Und Autofahren im Dunkeln ist verboten, da die Augen durch die Tropfen empfindlicher auf Blendung reagieren. Zudem sind sie zwar in den USA, aber noch nicht in Deutschland zugelassen. Müller zeigt sich diesbezüglich optimistisch. "Die Tropfen zeigen, dass jenseits von Lesebrille und chirurgischen Eingriff en ein großer Bedarf an weiteren Korrekturmöglichkeiten für die Alterssichtigkeit besteht."

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