Erste-Hilfe-Kurse für Senioren

Für Senioren gibt es spezielle Erste-Hilfe-Kurse, in denen auf altersspezifische Besonderheiten Rücksicht genommen wird.

Es gibt spezielle Erste-Hilfe-Kurse für Senioren.
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Man braucht ihn für den Führerschein oder um in Betrieben als Ersthelfer einsatzbereit zu sein. Einen Erste-Hilfe-Kurs hat sicherlich jeder schon einmal absolviert. Doch wie lange liegt der zurück? Zumindest einige buchen wieder, wenn sie Großeltern werden, dann jedoch meist für die Erste Hilfe am Kind. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bieten nun eigens Kurse für Senioren an und nehmen dabei Rücksicht auf veränderte körperliche Gegebenheiten. In diesen stehen vor allem zur zweiten Lebenshälfte passende Themen im Vordergrund.

Rücksicht auf die altersspezifische Verfassung

Es ist nicht zu leugnen: Ältere Menschen sind in Erste-Hilfe-Kursen nicht gerade häufig anzutreffen. Viele scheuen sich, da sie körperlich eingeschränkt oder altersbedingt in ihrer Beweglichkeit beeinträchtigt sind. Christine Wengler vom ASB kann das verstehen: "Ab einem gewissen Alter muss man nicht mehr auf dem Boden knien, um zu üben, wie ein Unfallopfer in die stabile Seitenlage zu bringen ist", findet die Verantwortliche für Koordination und Organisation Erste-Hilfe-Ausbildung für die Region Westhessen.

Beim DRK sieht man das genauso. "Bei uns braucht sich keiner bei einer anstrengenden Herz-Lungen-Wiederbelebung zu erschöpfen", meint Dr. Matthias Bollinger, stellvertretender Kreisverbandsarzt beim DRK und Ansprechpartner für Ausbilder. Ein weiterer Grund, warum ältere Menschen zögern, ihr Wissen zur Ersten Hilfe aufzufrischen, ist die Befürchtung, nicht mehr mitzukommen. Deshalb wird darauf geachtet, dass jeder Teilnehmer die Inhalte gut sieht und hört. Zudem werden Senioren anders an Kursinhalte herangeführt. Wengler vom ASB erklärt das so: "Wir konzentrieren uns auf wenige, aber überlebensentscheidende Maßnahmen, die Menschen im oberen Lebensdrittel hervorragend leisten können. Und die trainieren wir." Auch Bollinger vom DRK weiß, dass jeder seine dem Alter gemäßen Stärken hat: "Das so wichtige Absetzen eines Notrufs machen ältere Menschen besonders gut."

Seniorenspezifische Themen

Senioren sollten ihren Altersgenossen helfen können, denn sie leben häufig mit ihnen. Bereits einfachste Maßnahmen genügen, um die Überlebenswahrscheinlichkeit zu erhöhen. "Wenn Sie beim Unfallopfer bleiben, seine Hand halten, kann das die Überbelastung von Herz und Lunge senken und so den Tod verhindern", erklärt Bollinger. Das gilt besonders für Menschen aus dem Umfeld wie Partner und Freunde." Der DRK-Arzt holt Luft und ergänzt dann: "Man kann immer etwas tun, egal wie schwächlich man ist. Man muss nur wissen, was."

Am wichtigsten im Notfall ist natürlich die 112 zu wählen, um den Rettungsdienst zu rufen. Die Kursinhalte des ASB und des DRK sind in großen Teilen identisch. Klar auf die Zielgruppe zugeschnitten, thematisieren sie Notfälle, die eher ab dem oberen Lebensdrittel vorkommen. Deshalb ist es für dieses Alterssegment wichtig, über spezifisches Wissen zu verfügen. Im Fokus stehen Schlaganfall, Herzinfarkt sowie der diabetische Notfall. "Ursachen, Symptome und Ver halten", zählt Bollinger auf. "Was tun bei Bewusstlosigkeit?
Wie unterscheiden sich Über- und Unterzuckerung?" Das seien Themen, bei denen man sich auskennen sollte. Eine klassische Unfallursache seien Stürze, die dem Alter entsprechende Frakturen zur Folge hätten. Wie kann man ein Unfallopfer mit Oberschenkelhalsbruch gut lagern, statt ihm noch mehr Schmerzen zuzufügen? Was muss beachtet werden, wenn der Betroffene gerinnungshemmende Medikamente einnimmt? Das lernen Senioren in für sie gedachten Erste-Hilfe-Kursen.

Auch Prävention und Organisatorisches sind Themen: Was kommt in die Tasche für die Klinik? Welche Sturzfallen lauern in den eigenen vier Wänden Wie funktioniert ein Medikamentenplan? Es sei sinnvoller, so Bollinger, über den idealen Hausnotruf und ein altersgerechtes Notfallhandy zu sprechen als zu erklären, wie man ein Warndreieck aufstellt. Besonders gefährlich seien die Blockaden im Kopf. Senioren hätten oft Angst, unnötigerweise den Rettungsdienst zu rufen und deswegen Vorwürfe zu bekommen. Diese Hemmungen zu überwinden, könne überlebenswichtig sein.

Helfen kann jeder, unabhängig vom Alter

Je älter man wird, desto näher ist man an Krankheit und Sterben, einem Thema, mit dem man sich nicht unbedingt beschäftigen möchte. Ob das der Grund ist, dass Erste-Hilfe-Kurse von Menschen mit zunehmendem Alter schlechter besucht werden?

Doch man kann es auch anders sehen: Lebenslanges Lernen hält jung. Das empfinden auch die Kursteilnehmer so: "Ich merke, dass ich mir durchaus noch etwas zutrauen kann", "Es war richtig und wichtig, dass ich da war", lauten die Kommentare. Auch der Mehrwert wird betont: "Ich helfe anderen und es macht Spaß", "Ich tue mir und anderen Gutes" und "Nette Leute habe ich kennengelernt". Einige loben, dass die Ausbilder darauf geachtet hätten, dass alle gut sehen und hören konnten. Sogar die Pausen hätten sich nach den Bedürfnissen der Gruppe gerichtet. Besonders für das private Umfeld ist das Wissen zu Erster Hilfe von Bedeutung, denn zu Hause geschehen die meisten Unfälle. Doch auch bei Notfällen im öffentlichen Raum kann jeder helfen, beispielsweise den Rettungsweg freihalten. Man muss nur wissen, wie, und man muss sich trauen.

Tamara Berikoven

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