Gelbsucht

Von einer Gelbsucht ist die Rede, wenn es zu einer Anreicherung von Bilirubin, dem Gallefarbstoff, im Blut kommt.

Was ist das? - Definition
Von einer Gelbsucht ist die Rede, wenn es zu einer Anreicherung von Bilirubin, dem Gallefarbstoff, im Blut kommt.

Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen

  • Ikterus
  • Hyperbilirubinämie

Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursache
Unsere roten Blutkörperchen haben eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. 120 Tagen. Dann werden sie in der Milz abgebaut. Beim Abbau des in den roten Blutkörperchen enthaltenen Farbstoffes Hämoglobin entsteht Bilirubin. Dieser Stoff wird mit dem Blut zur Leber transportiert. In der Leber geht das Bilirubin in die Gallenflüssigkeit über, die in der Gallenblase gespeichert wird. Die Gallenflüssigkeit brauchen wir zur Fettverdauung. Bei fettem Essen wird die Flüssigkeit über einen Gang in den Zwölffingerdarm geleitet. Bilirubin ist also ein Bestandteil unserer Gallenflüssigkeit. Es ist grün und wird deshalb auch als Gallefarbstoff bezeichnet. Durch die Beimischung der Galle zum Stuhl färbt Bilirubin auch unseren Stuhlgang in seiner normalen braunen Farbe.
Eine Gelbsucht, also ein erhöhter Bilirubinspiegel im Blut kann, je nachdem, wo die Störung im oben beschriebenen Kreislauf sitzt, ganz verschiedene Ursachen haben.
Bei Erwachsenen deutet ein erhöhter Bilirubinspiegel im Blut fast immer auf eine Erkrankung hin, bei Neugeborenen ist dies in den ersten Lebenstagen ganz normal. Denn während der Entwicklung im Bauch der Mutter brauchen die Ungeborenen sehr viele rote Blutkörperchen um den Sauerstoff, den sie von der Mutter erhalten, verwerten zu können. Nach dem ersten Atemzug ist diese große Menge an roten Blutkörperchen nicht mehr nötig. Es werden also in kurzer Zeit sehr viele dieser Zellen abgebaut. Die Leber der Neugeborenen kann mit einer so hohen Menge an Bilirubin nicht fertig werden und somit steigt der Bilirubingehalt im Blut an.

Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Kann das Bilirubin nicht mit der Galle ausgeschieden werden, erhöht sich der Bilirubinspiegel im Blut, was besonders an den Augen sichtbar wird. Die Augenbindehaut verfärbt sich gelblich.
Bei sehr hohen Werten lagert sich Bilirubin in der Haut an, auch diese nimmt eine gelbliche Farbe an und juckt sehr stark.
Manchmal, zum Beispiel bei einem eingeklemmten Gallenstein als Ursache, kommen Schmerzen im rechten Oberbauch dazu.
Da das Bilirubin nicht mehr in den Darm abgegeben werden kann, verliert der Stuhl seine normale Farbe und wird ganz hell. Das überschüssige Bilirubin versucht der Körper mit dem Urin auszuscheiden. Folge ist eine bierbraune Urinverfärbung.

Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Je nach Ursache der Gelbsucht kann die Augen- und Hautverfärbung abklingen, bestehen bleiben oder immer wieder kommen. Die Komplikationen sind je nach der zugrunde liegenden Ursache sehr verschieden.
Steigt der Bilirubinwert bei Neugeborenen über einen bestimmten Wert, lagert sich der Farbstoff im Gehirn ab. Es kommt zu schweren geistigen und körperlichen Behinderungen.

Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Manche Menschen haben immer einen leicht erhöhten Bilirubinwert im Blut. Ursache ist hier eine angeborene Stoffwechselstörung der Leber. Sie kann das ankommende Bilirubin schlechter verwerten. Doch diese leichte Leberfunktionsstörung hat keinen Krankheitswert, die Bilirubinwerte steigen auch nicht besonders hoch, so dass es zu keinen Komplikationen kommt.

Was kann dahinter stecken - Mögliche Krankheitsbilder
Die Leber ist das zentrale Organ im Bilirubinstoffwechsel. Die Ursache einer Gelbfärbung kann daher, vom Blutkreislauf aus gesehen, vor, in oder hinter der Leber liegen:

  • Von einer Störung vor der Leber spricht man, wenn die Ursache eine von der Leber unabhängige ist. So steigt bei einem erhöhten Abbau von roten Blutkörperchen, z.B. beim Abbau großer Blutergüsse, der Bilirubinspiegel vorübergehend an, weil die Leber diese großen Mengen nicht auf einmal verarbeiten kann.
  • Eine der häufigsten Ursachen einer Gelbsucht liegt in einer Störung der Leber selbst. Bei einer Leberentzündung, einer Hepatitis, kann die Leber nicht richtig arbeiten. Bei der Leberzirrhose, einer schwerwiegenden Lebererkrankung, meist infolge von dauerhaft erhöhtem Alkoholkonsum, funktioniert die Leber nicht mehr ausreichend.
  • Wenn der Abfluss der Gallenflüssigkeit gestört ist, meist infolge eines Gallensteines, der den Gallengang verstopft, kann das Bilirubin nicht in den Darm abgegeben werden. Eine seltene, aber sehr gefährliche Ursache dieser Form der Gelbsucht ist ein Gallengangs- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs, bei dem der Gallengang durch den Tumor zuwächst.

Verhaltenstipps

  • Bei Neugeborenen verhindert man ein zu hohes Ansteigen des Bilirubinspiegels indem man die Kinder unter eine UV-Lampe legt. Diese Form des Lichts, dem normalen Sonnenlicht sehr ähnlich, bewirkt einen Abbau des Bilirubins in der Haut.
  • Der durch den hohen Bilirubinspiegel in der Haut verursachte Juckreiz ist ausgesprochen unangenehm. Er lässt sich durch kalte Waschungen, z.B. mit Essigwasser (1 Esslöffel Essig auf 1 Liter Wasser) lindern.

Bearbeitungsstand: 27.07.2012

Quellenangaben:
Brunkhorst, Schölmerich, Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie, Elsevier (Urban & Fischer), (2010), 1. Auflage - Thieme, Thiemes Altenpflege in Lernfeldern, Thieme, (2008) - Herold, Innere Medizin, Herold, (2011)

Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

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