Psyche

Herbst-Blues oder Depression? Das sind die Unterschiede

NK  |  08.10.2022

Wenn die Tage kälter, kürzer und dunkler werden, schlägt das vielen Menschen auf die Stimmung. Was einen sogenannten Herbst-Blues von einer behandlungsbedürften Depression unterscheidet und was gegebenenfalls hilft, erläutert ein Experte.

Frau von hinten mit Regenschirm, steht im Regen.
Der Lichtmangel im Herbst und Winter schlägt vielen Menschen auf die Stimmung.
© FTiare/iStockphoto

„Gerade in der dunkleren, trüben Jahreszeit kommt es bei vielen zu Verstimmungen, umgangssprachlich auch als Herbst-Blues bezeichnet“, erläutert Dr. Andreas Hagemann, Ärztlicher Direktor der Privatkliniken Duisburg, Eschweiler und Merbeck. Ursache dafür sei der Mangel an Tageslicht, der dazu führt, dass das Schlafhormon Melatonin vermehrt ausgeschüttet wird und weniger des Wohlfühl-Hormons Serotonin. Die Folge kann bei einigen Menschen eine saisonal abhängige Depression (SAD) sein, das ist der medizinische Fachbegriff für Herbst- oder Winter-Blues. Symptome sind Antriebs- und Energielosigkeit, Interessenverlust, Niedergeschlagenheit und Ängste. „In der Regel sind diese Symptome aber nicht so stark wie bei einer Depression“, sagt Hagemann. Zudem komme es bei einem Winter-Blues vielfach zu einem ausgeprägten Schlafbedürfnis und verstärktem Appetit, vor allem auf süße und kohlenhydratreiche Lebensmittel. Bei Depressionen sind hingegen Schlafmangel und ein Appetitverlust eher typisch.

Bewegung an der frischen Luft 

Um einem Mangel vorzubeugen, gilt es deshalb gerade jetzt, möglichst viel Zeit draußen zu verbringen und Sonne zu tanken.  Auch künstliches Licht in einer hohen Intensität kann helfen. Lichttherapielampen mit 10.000 Lux können beim Herbst-Blues regelmäßig 30 Minuten angewendet werden, am besten schon direkt morgens.

Eine stimmungsaufhellende Wirkung haben Hagemann zufolge auch Spaziergänge durch den Herbstwald. Schon eine kurze Wanderung fördert die Durchblutung bestimmter Gehirnregionen um bis zu einem Drittel, haben Experten errechnet. Das Ergebnis lässt nicht lange auf sich warten: „Es kommt zu einer erheblichen Steigerung von Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung“, so Hagemann. Zudem führe die bessere Durchblutung zu einer höheren Ausschüttung von Glückshormonen, sogenannten Endorphinen.

Auch Sport kann unsere Stimmung an trüben Tagen aufhellen. „Wer regelmäßig in die Pedale tritt oder im Schwimmbecken seine Bahnen zieht, der fördert die Produktion des Neurotransmitters Dopamin im Gehirn - und somit das Gefühl für Glück und Freude“, sagt Hagemann.  Dabei ist es für einen Start im Grunde nie zu spät – das Okay des Hausarztes vor dem ersten Training vorausgesetzt. 

Omega-3-Fettsäuren gegen den Herbst-Blues

Ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung helfen ebenfalls gegen ein Stimmungstief im Herbst. Hagemann empfiehlt Lebensmittel, die viel Omega-3-Fettsäuren enthalten: Dazu zählen zum Beispiel Walnüsse oder fetter Seefisch wie Lachs und Thunfisch. Die ungesättigten Fettsäuren hätten nicht nur einen positiven Einfluss auf Herz, Kreislauf und Gehirn, sondern auch auf die Psyche.

Als Getränk an kalten und tristen Tagen empfiehlt Hagemann warmen Kakao: „Nicht nur aufgrund seines Gehalts an Theobromin, einer wie Koffein belebenden Substanz, gilt Kakao als wahrer Muntermacher.“ Der hohe Gehalt des Spurenelements Selen helfe zusätzlich, Stimmungsschwankungen auszugleichen und Gehirn sowie Nervensystem zu stärken.

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