Gesund leben

Lust auf Chips kommt aus dem Darm

02.03.2012

Die Lust auf fettreiche Nahrung wird durch die Ausschüttung Marijuana-ähnlicher Stoffe im Darm ausgelöst. Diese Verbindungen steigern das Hungergefühl und die Freisetzung von Verdauungssäften.

Frau isst Pommes
Fett - beispielsweise aus Pommes frites - führt zu einer massiven Ausschüttung von Verbindungen im Darm, die das Hungergefühl steigern.
© DAK/Schläger
Frau isst Pommes
Fett - beispielsweise aus Pommes frites - führt zu einer massiven Ausschüttung von Verbindungen im Darm, die das Hungergefühl steigern.
© DAK/Schläger

Forscher der Universität Irvine in Kalifornien konnten an Ratten zeigen, dass der Darm der Tiere eine Verbindung ausschüttete, die denen der Hanfpflanze ähnlich ist. Diese so genannten Endocannabinoide lösten bei den Tieren ein Hungergefühl aus. In ihren Versuchen setzten die Wissenschaftler um Daniele Piomelli den Tieren verschiedene in Wasser angerührte Mahlzeiten vor: Proteine, Zucker und Fette. Die Ratten konnten dabei zwar schmecken, die Mahlzeiten aber nicht schlucken. Das Ergebnis: auf die Proteine haben die Tiere kaum reagiert, auf Zucker schon etwas mehr. Am stärksten waren jedoch die Reaktionen auf ein Fett-Wassergemisch.

Piomelli und Kollegen konnten in ihren Versuchen zeigen, dass schon der Geschmack von Fett zu einer massiven Ausschüttung von Endocannabinoiden im Darm der Nagetiere führt. Die Lust auf mehr Chips beginnt also schon auf der Zunge. Die schmeckt das Fett und sendet Signale an das Hirn. Das wiederum sorgt dafür, dass im Verdauungssystem vermehrt Endocannabinoide gebildet werden. Die Endocannabinoide wiederum sollen nach Ansicht der Forscher dann im Gehirn das Hungergefühl beim Verzehr fettreicher Speisen auslösen.

Dass es der Darm und nicht etwa das Gehirn ist, der als Antwort auf Fettverzehr den Heißhunger auf fettreiche Speisen auslöst, ist für die Forscher verblüffend. "Fast jeder, der in diesem Bereich arbeitet, hat das Antwortzentrum im Gehirn vermutet - schließlich ist es das Organ, das unser Verhalten steuert. Auf der anderen Seite ist es nicht ganz so seltsam, weil Verdauungstrakt und Gehirn durch Nerven sehr stark miteinander verbunden sind. Es ist nur überraschend, dass das alles im Bauch stattfindet", so Piomelli im Deutschlandradio.

Interessant dabei: beim Verzehr von Proteinen und Zucker konnten die Forscher keinen Anstieg der Endocannabinoid-Ausschüttung feststellen. Aufbauend auf diesen Versuchen möchten Piomelli und Kollegen nun untersuchen, ob so genannte Endocannabinoid-Blocker übergewichtigen Menschen bei der Gewichtsabnahme helfen könnten. Allerdings hat es ähnliche Versuche bereits gegeben. Ein schon erhältliches Medikament wurde aufgrund von Nebenwirkungen wieder vom Markt genommen. Bei Ratten scheint es zumindest zu funktionieren: werden ihnen Substanzen verabreicht, die die Endocannabinoid-Rezeptoren blockieren, verschwindet ihr Heißhunger auf fettreiche Nahrung.

KK

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