Medizin-Nobelpreis 2025: Wie das Immunsystem zwischen Freund und Feind unterscheidet

Rüdiger Freund  |  07.10.2025 15:45 Uhr

Dass das Immunsystem körpereigene und körperfremde Strukturen auseinanderhalten kann, verdankt es entscheidend der sogenannten sogenannten peripheren Immuntoleranz und den daran beteiligten regulatorischen T-Zellen. Für diese Entdeckung erhalten drei Forschende aus Japan und den USA den diesjährigen Medizin-Nobelpreis.

Illustrationen der drei Preisträger
Die drei Preisträger: Mary E. Brunkow (links), Fred Ramsdell (Mitte), Shimon Sakaguchi (rechts)
© The Nobel Committee for Physiology or Medicine. Ill. Niklas Elmehed

Immunzellen, die die Immunreaktion kontrollieren

Der japanische Immunologe Shimon Sakaguchi entdeckte Mitte der 1990er-Jahre spezielle Immunzellen, die wie ein innerer Kontrollmechanismus wirken: sogenannte regulatorische T-Zellen (kurz Treg). Sie erkennen fehlgeleitete Immunzellen, die fälschlicherweise körpereigene Strukturen angreifen, und stoppen sie. Die Treg sorgen also für Ordnung bei der Immunabwehr. Ohne diese Wächter gerät das Immunsystem außer Kontrolle. 

Das entscheidende Gen: Foxp3

Einige Jahre später fanden die US-Forschenden Mary E. Brunkow und Fred Ramsdell heraus, dass das Foxp3-Gen eine zentrale Rolle spielt. Wenn dieses Gen defekt ist, funktioniert die Entwicklung der regulatorischen T-Zellen nicht – mit teils dramatischen Folgen. Mutationen im menschlichen Foxp3-Gen verursachen das seltene IPEX-Syndrom, eine schwere Autoimmunerkrankung. Sakaguchi konnte schließlich belegen, dass Foxp3 der Schlüssel für die Entstehung funktionierender Treg-Zellen ist.

Der Nobelpreis geht an drei Forschende

„Ihre Entdeckungen waren entscheidend für unser Verständnis davon, wie das Immunsystem funktioniert und warum wir nicht alle schwere Autoimmunerkrankungen entwickeln“, begründete Professor Dr. Olle Kämpe, Vorsitzender des Nobelkomitees, die Entscheidung, den Medizin-Nobelpreis dieses Jahr an die drei Forschenden gleichermaßen zu vergeben. Die Preisträger teilen sich das Preisgeld von 11 Millionen Schwedischen Kronen, umgerechnet etwa 1 Million Euro.

Neue Therapieoptionen u.a. bei Krebs und Autoimmunerkrankungen

Diese Entdeckungen gelten als Meilenstein. Sie haben die Entwicklung neuer Behandlungsansätze gegen Autoimmunerkrankungen, Krebs und zur Verbesserung von Organtransplantationen ermöglicht. Viele dieser Therapien befinden sich derzeit in klinischen Studien – mit vielversprechenden Ergebnissen. Forschende arbeiten weltweit – auch in Deutschland – an Behandlungen, die gezielt auf regulatorische T-Zellen wirken. Ziel ist es, Autoimmunerkrankungen zu bremsen, Transplantate besser zu schützen und sogar Krebserkrankungen zu bekämpfen, bei denen das Immunsystem zu schwach reagiert.

Quelle: Presseinformation des Nobelpreiskomitee

Medikamente ohne Zuzahlung

Alle zwei Wochen neu: die aktuelle Liste der zuzahlungsfreien Arzneimittel.

Arzneimitteldatenbank

Medikamenten-Name oder Wirkstoff eingeben für mehr Informationen.

Podcast "gecheckt!"
Süßstoffperlen auf türkiser Fläche
Podcast: gecheckt!

Aspartam, Xylit, Erythrit & Co.: Sind Süßstoffe wirklich eine Alternative zu Zucker? Studien,…

Krankheiten von A - Z

In diesem Lexikon finden Sie umfassende Beschreibungen von etwa 400 Krankheitsbildern

nach oben