Gesund leben

Marathon oder Citylauf: Schmerzmittel nicht vorbeugend einnehmen

22.03.2018

Auf die Plätze, fertig, los. In diesen Wochen sind viele Laiensportler in der finalen Trainingsphase und bereiten sich auf ihren Start bei Läufen in ganz Deutschland vor. Ob Marathon, Stadtlauf oder Osterlauf: Die vorsorgliche Einnahme von verschreibungsfreien Schmerzmitteln wie ASS, Diclofenac oder Ibuprofen kann gefährlich sein. Die Risiken überwiegen den vermeintlichen Nutzen, warnt die Apothekerkammer Niedersachsen. So erlitten Läufer, die vor dem Start den scheinbar harmlosen Wirkstoff ASS eingenommen hatten, bereits Infarkte oder andere Herzereignisse. Mehr dazu lesen Sie im aktuellen Thema der Woche.

Sportler sollten Schmerzmittel vor dem Training vermeiden.
Sportler verzichten vor und während Training am besten auf Schmerzmittel, raten Apotheker.
© Maridav - Fotolia

Die Einnahme von Schmerzmitteln im Freizeitsport wird immer populärer, doch die Risiken sind meist unbekannt. Bei einer Umfrage von 4.000 Marathonteilnehmern 2010 in Bonn wurde ermittelt, dass jeder Zweite vor dem Lauf ein Schmerzmittel eingenommen und rund zehn Prozent bereits unter Ibuprofen oder Diclofenac trainiert hatte. Die Gefahren waren dabei rund 90 Prozent der Befragten nicht klar. Doch dieser Trend ist riskant. Beim Ausdauersport wird die Durchblutung der Muskulatur aufgrund des höheren Sauerstoffbedarfs erhöht, die Durchblutung des Magen-Darm-Traktes stark und die der Niere leicht herabgesetzt.

Beim Laufen werden die inneren Organe zudem durch die ständigen Schüttelbewegungen gestört und beispielsweise die Barrierefunktion der Darmwand beeinträchtigt. Dies wird durch eingenommene Schmerzmittel verstärkt, zudem gelangen Bakterien und Toxine vermehrt ins Blut, die den gesamten Organismus schädigen und sich negativ auf die Nierenfunktion auswirken. Eine geringere Durchblutung der Niere ist die Folge. Tritt zusätzlich ein Elektrolytmangel durch wenig Flüssigkeitszufuhr auf – bei Langstreckenläufern ein häufiges Symptom – kann es zu Nierenschäden kommen.

Weitere und oft unerkannte Folge: Blutverluste im Magen-Darm-Trakt oder in der Niere, die zu einer Blutarmut führen können. Sie wird jedoch selten mit dem Sport unter Schmerzmitteln in Verbindung gebracht.

Risiko bewusst machen

Jede vor oder während des Laufes eingenommene Schmerztablette erhöht das Risiko, dass währenddessen oder danach gesundheitliche Probleme auftreten – auch wenn das Mittel aus wichtigem Grund eingenommen wird. Diese Regel sollte jeder Laiensportler beherzigen. Das gilt auch für Schmerzmittel, die nach dem Sport eingenommen werden, um belastungsabhängige Schmerzen zu reduzieren. Ist der Schmerz chronisch, ist auf jeden Fall ein Arztbesuch anzuraten. Hier wird abgeklärt, ob und wie intensiv das Laufen betrieben werden sollte oder eine andere Sportart gesünder ist.

Sport trotz Schmerzen?

Läufer, die trotz Beschwerden starten möchten, sollten sich in der Apotheke vor Ort beraten lassen. Bei Wadenkrämpfen kann die Häufigkeit und Intensität durch die Einnahme von Magnesium reduziert werden. Bei Muskel- und Gelenkschmerzen kann auch eine Salbe helfen. Sie wird lokal aufgetragen und hat dadurch eine deutlich geringere schädigende Wirkung auf den Organismus. Doch auch hier müssen Sportler aufpassen. Werden Muskeln oder Gelenke trotz Problemen überlastet, riskieren sie dauerhafte Schäden.

Im Beratungsgespräch mit dem Apotheker kann beispielsweise geklärt werden, ob das Zeitfenster für den Wirkstoffabbau bis zum Start groß genug ist. Bei Kopfschmerzen am Morgen und einer Laufveranstaltung am Nachmittag ist ein Schmerzmittel vertretbar. Von einer Einnahme wenige Stunden oder unmittelbar vor dem Lauf rät die Apothekerkammer Niedersachsen allerdings ab. Sportliche Höchstleistungen unter dem Einfluss von Schmerzmitteln oder unter Schmerzen verzögern mindestens die Regeneration und können schlimmstenfalls organische Schäden nach sich ziehen. Ein Training bei geringen Schmerzen ist grundsätzlich möglich, sollte jedoch nur leicht ausfallen.

Falsch verstandener Ehrgeiz

Medikamentenmissbrauch im Freizeitsport ist dabei ein genauso großes Problem wie Doping im Wettkampfsport. Laiensportler und auch Profis versprechen sich durch die Schmerzmitteleinnahme, besser durch den Lauf zu kommen und einen Abbruch zu vermeiden. Ein Irrtum, denn die Abbruchrate sinkt nicht, sie steigt wegen schmerzmittelbedingter Magen-Darm-Krämpfe sogar an. Schmerzen müssen immer als Warnsignal des Körpers verstanden werden. Wird dieses Signal ausgeschaltet und werden die schmerzenden Muskeln oder Gelenke weiterhin belastet, können sich die Beschwerden sogar verschlimmern. Bei Schmerzen sollte daher besser auf den Start verzichtet und auf eine andere Laufveranstaltung ausgewichen werden.

AK Niedersachsen

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