Ebola, Masern, Grippe: Gefahrenmeldungen verbreiten sich in der heutigen Zeit rasend schnell. Was mit einer Meldung passiert, wenn sie von Person zu Person weitergegeben wird und welche Informationen am Ende haften bleiben, haben deutsche Wissenschaftler in einem Stille-Post-Experiment untersucht.
In der Kommunikationskette zum Gefahrenpotenzial der Chemikalie Triclosan gingen Informationen verloren, wurden verfälscht und es kamen sogar neue hinzu, nur dass es sich hierbei nicht um ein akustisches Problem handelte. „Die Aussagen der Teilnehmer wurden immer knapper, ungenauer und zunehmend unterschiedlicher“, berichtet Mehdi Moussaïd, der Leiter der Studie vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Dabei spielten die subjektive Wahrnehmung und Vorurteile sowohl des Senders als auch des Empfängers eine Rolle. „Man neigt dazu, sich das aus der Nachricht herauszugreifen, was zur bereits bestehenden Meinung passt, und gibt hauptsächlich das an die nächste Person weiter“, sagt Ko-Autor Henry Brighton. Dies könne dazu führen, dass sich Vorurteile hochschaukeln, während die ursprüngliche Nachricht letztlich kaum noch eine Rolle spielt. So werde eine potenzielle Gefahr als immer gefährlicher wahrgenommen und weitergegeben.
Die Ergebnisse der Studie, die in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde, geben Einblicke in die gesellschaftlichen Reaktionen auf Risiken und das Entstehen von oftmals unangemessenen Ängsten. Die Wissenschaftler betonen, wie wichtig es aus gesellschaftlich-politischer Sicht sei, dass mögliche Gefahren realistisch eingeschätzt werden. Um einer sozialen Verstärkung wahrgenommener Ängste entgegenzuwirken, fordern sie eine offene, transparente Kommunikation der wissenschaftlich gesicherten Fakten. „Und dies ohne Panikmache, aber auch ohne trügerische Beruhigung oder illusorische Gewissheit“, sagt Ko-Autor Wolfgang Gaissmaier, Professor für Sozialpsychologie & Entscheidungsforschung an der Universität Konstanz.
HH
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