Antibabypille könnte die Angstregulation verändern

ZOU | 08.11.2023

Ein kanadisches Forschungsteam hat bei Frauen mit hormoneller Empfängnisverhütung Veränderungen in neuronalen Schaltkreisen beobachtet, über die Angst im Gehirn verarbeitet wird.
Die Antibabypille hat offenbar Auswirkungen auf bestimmte Teile des Gehirns. image.originalResource.properties.copyright

Die Antibabypille scheint das Gehirnnetzwerk zu verändern, das an Angstprozessen beteiligt ist: „In unserer Studie zeigen wir, dass gesunde Frauen, die aktuell orale Kontrazeptiva einnahmen, einen dünneren ventromedialen präfrontalen Kortex hatten als Männer. Dieser Teil des Gehirns ist an der Emotionsregulation beteiligt, beispielsweise an der Verringerung von Angstsignalen in sicheren Situationen“, sagte Alexandra Brouillard, Autorin der in „Frontiers in Endocrinology“ veröffentlichten Studie.

Sie hält es wegen der verbreiteten Verwendung von oralen Kontrazeptiva für wichtig, solche Auswirkungen auf die Gehirnanatomie und die emotionale Regulierung besser zu verstehen: „Bei der Verschreibung werden Mädchen und Frauen über verschiedene körperliche Nebenwirkungen informiert, zum Beispiel darüber, dass die Hormone, die sie einnehmen, ihren Menstruationszyklus unterbrechen und den Eisprung verhindern. Die Auswirkungen von Sexualhormonen auf die Gehirnentwicklung, die bis ins frühe Erwachsenenalter andauert, werden jedoch selten thematisiert.“

Wahrscheinlich gehen die Veränderungen zurück, sobald die Pille abgesetzt wird, denn bei Frauen, die früher orale Kontrazeptiva eingenommen hatten, waren sie nicht zu beobachten. Dies muss jedoch durch weitere Untersuchungen noch bestätigt werden. Denkbar ist z. B., dass sich auch das Alter der Anwenderin darauf auswirkt, ob die Veränderungen nur vorübergehend sind. Die Forschenden warnen außerdem davor, vorschnell aus anatomischen Erkenntnissen Rückschlüsse auf das Verhalten und die Psyche zu ziehen.

Quelle: DOI 10.3389/fendo.2023.1228504