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Arteriosklerose: Cholesterin doch nicht schuld?

18.01.2017

Anders als bislang gedacht, sind vielleicht doch nicht die Fette aus dem Blut die Ursache für die Entstehung einer Arteriosklerose. Im Fachblatt Circulation stellt Professor Dr. Axel Haverich von der Medizinischen Hochschule Hannover eine neue Theorie vor, die die gängige Lehrmeinung in Frage stellt.

Ungesunde Ernährung ist nicht der einzige Risikofaktor der zur Arterienverkalkung, fachsprachlich Arteriosklerose, führen kann.
Ungesunde Ernährung ist nicht der einzige Risikofaktor der zur Arterienverkalkung, fachsprachlich Arteriosklerose, führen kann.
© Anatoly Tiplyashin - Fotolia.com

Die Theorie des Herzchirurgen geht davon aus, dass nicht Fette aus dem Blut, sondern Versorgungsstörungen der Arterienwand zu Ablagerungen in der Gefäßinnenwand führen und eine Arterienverkalkung auslösen. Auch Arterien benötigen eine eigene Versorgung ihrer Gefäßwand mit Sauerstoff und Nährstoffen. Dies geschieht über winzig kleine Versorgungsblutgefäße in der Außenwand der Arterie, den sogenannten Vasa vasorum. Verschließen sich diese, sterben Zellen vor allem in der mittleren Wandschicht ab: Es kommt zu einem Infarkt der Arterienwand. Häufigster Auslöser solcher Verschlüsse sind Entzündungsreaktionen, die durch Viren, Bakterien und Feinstaub entstehen, aber auch durch schädliche Fettpartikel. Die abgestorbenen Zellen einschließlich der Fettreste werden dann vom Immunsystem abgebaut. Durch die Reparaturprozesse des Immunsystems entstehen dort „Zellabfälle“, die sogenannten Plaques, die zu einer Verdickung der Arterieninnenwand führen und schließlich einen Verschluss des Muttergefäßes herbeiführen können.

Zweifel an der gültigen Lehrmeinung hatten bei Haverich Beobachtungen im Operationssaal geweckt. „Während Hunderter Bypassoperationen konnten wir feststellen, dass immer nur bestimmte Abschnitte der Herzkranzgefäße verkalkt waren, während dasselbe Gefäß an anderen Stellen niemals krankhaft verändert ist“, berichtet Haverich. Ähnliche Beobachtungen konnten bei Gefäßen im Oberschenkel gemacht werden. „Gemeinsam war den arteriosklerosefreien Stellen, dass sie außen von Muskeln umgeben waren“, sagt der Mediziner. Da alle kleineren Arterien des Menschen ohnehin nur selten betroffen seien, müsse bezweifelt werden, dass die Erkrankung den ganzen Körper betreffe und ebenfalls, dass sie an der Innenwand beginne, so Haverich. Gegen die gängige Lehrmeinung sprächen zudem neu entdeckte Risikofaktoren für Arteriosklerose. So hatten Studien einen Zusammenhang zwischen einer erhöhten Herzinfarktrate und dem Auftreten von Grippeepidemien mit Lungenentzündungen, aber auch durch Feinstaub-Belastung, entdeckt. Diese Zusammenhänge seien mit der bisherigen Theorie der erhöhten Blutfette allein nicht zu erklären, so Haverich.

Aus seiner Theorie leitet Haverich Tipps zur Vorsorge der Arteriosklerose ab: Neben den bekannten, günstigen Lebensgewohnheiten, wie gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung, empfiehlt er, Infektionen zu verhindern und zu bekämpfen. Dabei helfen die regelmäßige Grippeschutzimpfung, die Sanierung von chronischen Entzündungen und – vor allem – körperliche Aktivität, so der Herzchirurg.

MHH/HH

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