Gesundheitspolitik

Arzneimittel: Was die krisenfeste Versorgung sichert

05.06.2020

Die Arzneimittelversorgung in Deutschland durch wohnortnahe Apotheken hat sich in der Corona-Pandemie als besonders krisenfest erwiesen. Um dieses bewährte System und seine Leistungsfähigkeit zu erhalten, benötigt es Unterstützung.

Patienten vertrauen darauf, in der Apotheke ihre benötigten Medikamente zu bekommen.
Patienten vertrauen darauf, in der Apotheke ihre benötigten Medikamente zu bekommen.
© iStock.com/Wavebreakmedia

„Als das Coronavirus im März dieses Jahres auch in Deutschland "ankam", wurde uns Apothekern die Frage gestellt, ob es dadurch Lieferengpässe gebe. Die Wahrheit lautet: Das Problem war vorher schon längst da.“ Das schreibt Mathias Arnold, Vizepräsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, in der aktuellen Ausgabe der Neuen Apotheken Illustrierten. Ihm zufolge hatte sich die Zahl der Lieferengpässe allein bei Rabattarzneimitteln bereits von 2017 auf 2018 verdoppelt – und dann noch einmal im Jahr 2019, als insgesamt 18 Millionen Medikamente auf Rezept gegen andere, verfügbare Präparate ausgetauscht werden mussten. Das betraf Blutdrucksenker, Schmerztabletten, Antidepressiva und viele andere gängige Medikamente. Die Ursache dafür sei bekannt, sagt Arnold: „Kostendruck und Globalisierung haben dazu geführt, dass oft nur wenige Wirkstofflieferanten in Fernost die europäischen Arzneimittelhersteller beliefern. Gibt es dort ein Problem, kann hier die Versorgung stillstehen.“

Die Apotheker haben den Krankenkassen, Arzneimittelherstellern und Gesundheitspolitikern Lösungen für dieses Problem vorgeschlagen. Arnold: „Manche davon wurden bereits erhört.“ Zukünftig werden nicht mehr die Patienten, sondern die Kassen die Zusatzkosten tragen müssen, falls ein Arzneimittel gegen ein teureres ausgetauscht werden muss. Andere Maßnahmen stehen noch aus oder dauern länger, zum Beispiel die Rückverlagerung wichtiger Produktionsstätten nach Europa.

Drei Schritte, die helfen

Trotz dieser Schwierigkeiten haben die Apotheken ihre Patienten in der Coronakrise jeden Tag zuverlässig versorgen können. „Aber wenn das so bleiben soll, brauchen sie dringend eine ordnungspolitische Perspektive für die nächsten Jahre“, sagte Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA, bei einer Pressekonferenz zum Tag der Apotheke: „Drei Schritte erwarten die Apotheker von der Politik: Die Festpreisbindung für rezeptpflichtige Medikamente muss dringend wiederhergestellt werden, das E-Rezept muss ohne Einfluss von Dritten in die Apotheke gelangen, und während der Pandemie eingeführte, sinnvolle Versorgungsverbesserungen wie der Zuschuss zum Botendienst sollten verstetigt werden.“

Einer bundesweiten Umfrage der ABDA zufolge haben die Apotheken ihre Botendienste von 300.000 pro Tag im Januar um 50 Prozent auf 450.000 pro Tag im März erhöht, um in Quarantäne befindliche Personen zu versorgen und zu Risikogruppen gehörende Patienten vor COVID-19 zu schützen.

Der Tag der Apotheke am 7. Juni wird bundesweit seit 1998 von der ABDA ausgerufen, um die Bedeutung der Apotheken zu dokumentieren.

ABDA/RF

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