Haut, Zähne & Schönheit

Darmbakterien schützen vor Neurodermitis

20.06.2012

Stillen schützt Babys am effektivsten vor Allergien. Ist das nicht möglich, sind präbiotische Säuglingsnahrungen eine gute Wahl.

Mutter beim Stillen
Stillen vermindert das Neurodermitis-Risiko der Kinder.
© Techniker Krankenkasse

Für Neurodermitis sind Hautausschläge typisch, die stark jucken und in Schüben auftreten. Beim Säugling tauchen sie in der Regel am Kopf und im Gesicht auf, beim Kleinkind sind Hals, Nacken, Beine, Hände oder Gelenkbeugen betroffen. Es besteht eine erbliche Veranlagung, die Erkrankung tritt aber auch ohne diese auf. Klar ist: Die Weichenstellung erfolgt in den ersten Lebensmonaten, und offenbar spielen Darmbakterien dabei eine Schlüsselrolle.

Die winzigen Mitbewohner in den Tiefen des Verdauungstraktes sind wichtig für die Entwicklung einer intakten Darmbarriere. Schließlich ist der Darm mit seiner riesigen Grenzfläche zur Außenwelt ständig mit Substanzen konfrontiert, die er in "harmlos" und "schädlich" einteilen muss. Darmbakterien leisten dabei wichtige Dienste: Sie verdrängen schädliche Bakterien von der Darmschleimhaut, hemmen deren Wachstum und regulieren die Abwehrreaktionen des Immunsystems im Darm. Bei einem als harmlos erachteten Nahrungsmittel sorgen sie mit dafür, dass es vom Immunsystem toleriert wird.

Eine besonders günstige Darmflora kann sich bei gestillten Kindern aufbauen. Studien belegen, dass Brustkinder seltener Allergien entwickeln als Flaschenkinder. Gleichzeitig gibt es deutliche Unterschiede in der Darmflora. Erklärbar ist dieses Phänomen durch die Besonderheiten der Muttermilch: Sie enthält nicht nur Abwehrstoffe, die das Wachstum von Krankheitserregern im Darm hemmen, sondern auch Substanzen, die das Wachstum erwünschter Milchsäurebakterien fördern.

Mütter, die nicht stillen können oder möchten, greifen auf industrielle Säuglingsnahrungen zurück. Diese orientieren sich schon immer am Vorbild der Muttermilch. Seit einigen Jahren wird zudem versucht, die Darmflora zu beeinflussen. Ein Weg ist die Anreicherung von Säuglingsnahrung mit probiotischen Bakterien wie etwa Laktobazillen, die sich im Darm des Babys ansiedeln sollen. Aber: "Studienergebnisse zeigen mal positive, mal enttäuschende Effekte. Sie sind nicht konstant und erlauben derzeit keine abschließende Bewertung", so Professor Dr. Ulrich Wahn, Direktor der Kinderklinik der Berliner Charité.

Einen anderen Ansatz verfolgt man mit Präbiotika. Diese schwer verdaulichen Kohlenhydrate gelangen in den Dickdarm und fördern dort gezielt das Wachstum erwünschter Laktobazillen und Bifidusbakterien. Der Zusatz von Präbiotika wie Mehrfachzuckern, sogenannten Oligosacchariden, zu Säuglingsnahrung ist vielversprechend: "Wir haben einen breiten Effekt auf die Darmflora, der sich offensichtlich auch auf die Entstehung von Allergien auswirkt", sagt Wahn.

Dazu gibt es eine aktuelle Studie, an der über 1.000 Säuglinge ohne erhöhtes Allergierisiko teilgenommen haben. Einige Kinder wurden voll gestillt, die anderen brauchten vor der achten Lebenswoche Flaschennahrung. Die Flaschenkinder wurden in zwei Gruppen geteilt: Eine Studiengruppe erhielt Säuglingsnahrung mit Oligosacchariden, die Kontrollgruppe Säuglingsnahrung ohne Zusatz.

Das Ergebnis: Bis zum ersten Geburtstag war die Neurodermitis-Rate bei gestillten und mit Oligosacchariden versorgten Kindern deutlich niedriger als in der Kontrollgruppe. Damit zeichnet sich eine Vorbeugestrategie für die Allgemeinbevölkerung ab. Denn entgegen den Erwartungen stammen die meisten Kinder mit Neurodermitis aus Familien ohne allergische Vorgeschichte. "Zur Allergievorbeugung ist es für Babys aus gesunden Familien sinnvoll, eine präbiotikahaltige Fertigmilch zu wählen", rät Wahn. Die beste Vorsorge aber ist nach wie vor, vier bis sechs Monate zu stillen.

Dipl. oec. troph. Dorothee Hahne

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