Histamin ist ein Botenstoff, der im Körper viele Funktionen übernimmt: Er spielt eine Rolle bei allergischen Reaktionen, erweitert Blutgefäße und regt die Produktion von Magensäure an. Weniger bekannt ist: Histamin scheint auch eine Rolle bei der Anpassung des Körpers an Ausdauertraining zu spielen.
Die Studie im Überblick
Ein Forschungsteam der University of Oregon untersuchte, ob Antihistaminika – also Medikamente, die Histamin im Körper blockieren – die Wirkung von Ausdauertraining beeinflussen. Dafür trainierten 16 gesunde Erwachsene über sechs Wochen in insgesamt 21 Trainingseinheiten auf dem Fahrrad-Ergometer. Die Hälfte erhielt eine Stunde vor jeder Trainingseinheit eine hohe Dosis zweier Wirkstoffe: 540 mg Fexofenadin und 300 mg Ranitidin. Fexofenadin dient als Antiallergikum und Ranitidin wird unter anderem bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren eingesetzt. Derzeit ruht allerdings die Zulassung Ranitidin-haltiger Arzneimittel in der EU. Die andere Hälfte erhielt ein Schein-Medikament (Placebo).
Ergebnis: Fitnesszuwachs ja – aber mit Unterschieden
Alle Teilnehmenden verbesserten ihre Fitness. Allerdings zeigte sich in der Gruppe mit Fexofenadin plus Ranitidin ein geringerer Trainingseffekt. Die Anpassung der Gefäßfunktion verbesserte sich dort weniger stark. Auch die Spitzenleistung nahm in dieser Gruppe nur etwa halb so viel zu wie in der Kontrollgruppe. Die maximale Sauerstoffaufnahme, ein Kriterium für die Ausdauerleistung, war zwar in beiden Gruppen ähnlich stark gestiegen. Die Autoren ziehen aus ihrer Studie dennoch den Schluss, dass die Wirkung der Medikamente, eine Histaminblockade, während einer Ausdauertrainingseinheit den Effekt des Trainings abschwäche.
Auswirkung niedrigerer Dosierung auf Training noch unklar
Wichtig zu wissen: In der Studie wurden deutlich höhere Dosen von Fexofenadin verwendet als im normalen Alltag: Fexofenadin war dreifach höher dosiert als üblich, Ranitidin wird in der Dosis etwa bei der Therapie von Geschwüren (Ulcus) angewendet. Ambitionierte Sportler mit allergischen Erkrankungen sollten nun allerdings nicht ihr Antihistaminikum absetzen, um den Trainingseffekt zu optimieren, betont Studienautor Professor Dr. John Halliwill in einer begleitenden Pressemitteilung. Denn ob niedrigere Dosierungen den Trainingseffekt ebenfalls beeinflussen, ist noch unklar.
Quelle: DOI 10.1152/japplphysiol.00687.2024