Endometriose: Die wuchernde Gebärmutterschleimhaut und das Nervensystem

Elisabeth Kerler  |  21.08.2025 12:55 Uhr

Endometriose ist weit mehr als eine gynäkologische Erkrankung. Eine Studie liefert Hinweise, dass die Krankheit auch das Nervensystem und so den Kreislauf beeinflussen kann. Zukünftig könnte das die Diagnose erleichtern.

Eine junge Frau krümmt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht  auf dem Sofa. Ihr Arm liegt auf ihrem Bauch, knapp über den Hüften.
Starke Schmerzen bei der Menstruation sind ein Symptom von Endometriose. Schätzungen zufolge ist mehr als jede zehnte Frau betroffen.
© Jacob Wackerhausen/iStockphoto

Bisher galt Endometriose vor allem als Erkrankung der weiblichen Fortpflanzungsorgane. Doch Forschende der Penn State University zeigen nun: Die Krankheit betrifft auch das autonome Nervensystem, das unbewusste Körperfunktionen wie Blutdruck, Herzschlag, Verdauung und Atmung steuert.

Was ist Endometriose?

Bei Endometriose wachsen Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln, außerhalb der Gebärmutter. Das kann zu Entzündungen, Vernarbungen, starken Schmerzen, Blutungsstörungen und sogar Unfruchtbarkeit führen. In Deutschland hatten im Jahr 2022 9,5 von 1.000 Frauen und Mädchen ab 10 Jahren die Diagnose Endometriose. Das geht aus einem Bericht des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) hervor. Darin heißt es auch: Eine hohe Dunkelziffer sei zu vermuten. Schätzungen zufolge hat mehr als jede zehnte Frau Endometriose.

Überraschende Ergebnisse im Belastungs-Test

Das Forschungsteam der Penn State University untersuchte, wie zwölf Frauen mit und neun Frauen ohne Endometriose auf leichte Belastung reagierten, etwa nach dem Eintauchen der Hand in kaltes Wasser oder dem Greifen eines Kraftmessgeräts. 

Bei Frauen mit Endometriose stieg der Blutdruck weniger an als bei den gesunden Frauen. Das war genau das Gegenteil von dem, was das Forschungsteam erwartet hatte. Laut früheren Forschungsergebnissen gäbe es einen Zusammenhang zwischen höheren Blutdruckreaktionen nach Belastung und Endometriose, heißt es in einer Mitteilung zur Veröffentlichung. 

„Bei dieser Studie lagen wir mit fast jeder unserer Vorhersagen falsch – und zwar auf möglichst spannende und einflussreiche Weise“, berichtet Studienautorin Auni Williams. Das Team vermutete: Dieser verringerte Blutdruckanstieg könnte erklären, warum manche Betroffene über Schwindelgefühle berichten. 

Endometriose als Erkrankung des ganzen Körpers

Die Studienergebnisse machen deutlich: Endometriose wirkt sich nicht nur auf den Unterleib aus, sondern auch auf das Herz-Kreislauf-System. „Wichtig ist: Unsere Forschung zeigt, dass das autonome Nervensystem von Frauen mit Endometriose anders funktioniert“, betont Williams. Auch für die Therapie von Endometriose könnte das wichtig sein: Denn bei Operationen werden die Zellanhäufungen der Endometriose entfernt. Das mildert Schmerzen bei der Periode, habt aber wohl keinen weiteren Einfluss auf das Nervensystem.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis: Die Blutdruckreaktionen könnten künftig ein Teil eines neuen, weniger invasiven Diagnosewegs werden. Bisher kann Endometriose nur sicher per Operation festgestellt werden. In der Folge dauere es der Mitteilung zufolge häufig mehr als sechs Jahre, bis die Diagnose gestellt wird.

Quellen: DOI 10.1161/HYPERTENSIONAHA.125.25089, 10.20364/VA-24.01 

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