Hirnforschung: Neue Nervenzellen entstehen auch bei Erwachsenen

Dr. Karen Zoufal  |  15.07.2025 14:28 Uhr

Auch im Erwachsenenalter entstehen im Gehirn neue Nervenzellen. Das Gedächtniszentrum bleibt zeitlebens formbar. Diese Forschung könnte der Grundstein sein, um zukünftige Therapien neurodegenerativer Erkrankungen zu entwickeln.

Eine Gruppe Erwachsener gemischten Alters – etwa von 20 bis 80 Jahre – sitzt fröhlich im Park zusammen.
Gute Nachrichten: Auch bei Erwachsenen werden noch neue Nervenzellen im Gehirn gebildet. Das ist das Ergebnis einer Studie mit Daten von Menschen bis zum Alter von 78 Jahren.
© Sabrina Bracher/iStockphoto

Lange Zeit dachten Wissenschaftler, das menschliche Gehirn sei nach der Kindheit nicht mehr in der Lage, neue Nervenzellen zu bilden. Doch aktuelle Studien belegen das Gegenteil. Besonders im Hippocampus, dem Zentrum für Gedächtnis und Lernen, bleibt die sogenannte Neurogenese – also die Bildung neuer Nervenzellen – auch bei Erwachsenen aktiv.

Nun auch Ursprungszellen identifiziert

Schon vor über zehn Jahren konnte die Forschungsgruppe vom Karolinska Institut nachweisen, dass sich im Hippocampus erwachsener Menschen neue Neuronen bilden können. Jetzt hat die Gruppe die Ursprungszellen identifiziert, aus denen die neuen Nervenzellen entstehen. „Das bestätigt, dass im Hippocampus des erwachsenen Gehirns eine fortlaufende Neuronenbildung stattfindet“, erklärte Prof. Jonas Frisén, der die Forschung leitete.

Unreife Nervenzellen entdeckt

Mithilfe einer Kombination mehrerer experimenteller Methoden mit maschinellem Lernen untersuchte das Team Hirngewebe von Menschen im Alter von 0 bis 78 Jahren. Dabei konnten sie alle Stadien der Nervenzellentwicklung nachweisen – von Stammzellen bis hin zu unreifen Nervenzellen, die sich noch in der Teilung befanden. Die neu gebildeten Zellen befanden in einem bestimmten Bereich des Hippocampus, dem Gyrus dentatus. Dieser Bereich spielt eine zentrale Rolle für:

  • Gedächtnis
  • Lernprozesse
  • Geistige Flexibilität

Dabei gab es große individuelle Unterschiede: Manche Erwachsene hatten viele neuronale Vorläuferzellen, andere kaum welche.

Grundpfeiler für neue Behandlungen? 

„Dies liefert uns ein wichtiges Puzzleteil zum Verständnis der Funktionsweise und der Veränderungen des menschlichen Gehirns im Laufe des Lebens“, erklärte Frisén. „Unsere Forschung könnte auch Auswirkungen auf die Entwicklung regenerativer Behandlungen haben, die die Bildung von Nervenzellen bei neurodegenerativen und psychiatrischen Erkrankungen stimulieren.“ 

Quelle: DOI 10.1126/science.adu9575

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