Bei immer mehr Kindern liegt nach Angaben von Zahnärzten eine Mineralisationsstörung der Zähne vor, eine sogenannte Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Die „Kreidezähne“ seien eine neue Volkskrankheit und hätten in manchen Altersgruppen bereits Karies überholt, warnen die Zahn-Experten.
Im Durchschnitt leiden 10 bis 15 Prozent der Kinder an MIH, bei den 12-Jährigen liege die Quote inzwischen sogar bei über 30 Prozent, sagte Prof. Dr. Norbert Krämer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (DGKiZ) auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) in Berlin. Dabei ist die Zahnoberfläche, meist der bleibenden Backenzähne, weißlich-cremefarben oder gelblich-braun verfärbt, in einigen Fällen wird auch die Zahnsubstanz porös. Der Grund dafür ist, dass im Zahnschmelz Mineralien fehlen. Solche „Kreidezähne“ sind dem Experten zufolge äußerst schmerzempfindlich und reagieren sehr sensibel auf Hitze, Kälte und Zähneputzen.
Die genaue Ursache liegt noch im Dunkeln. Eine wesentliche Rolle bei der Entstehung scheinen jedoch Weichmacher aus Kunststoffen zu spielen, die mit der Nahrung aufgenommen werden. So hatte sich in Tierversuchen ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Bisphenol A und der Entwicklung von MIH gezeigt. Als weitere potenzielle Ursachen für MIH kommen Probleme während der Schwangerschaft, Infektionskrankheiten, Antibiotikagaben, Windpocken, Einflüsse durch Dioxine sowie Erkrankungen der oberen Luftwege in Betracht. Vermutet wird, dass viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen könnten.
Weil die Veränderungen sich schon während der Zahnentwicklung zeigen und die genauen Ursachen noch nicht geklärt sind, sei eine wirksame Prävention gegen MIH nicht möglich, sagte Prof. Dr. Stefan Zimmer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM). Da MIH-Zähne eine raue Oberfläche und in der Substanz eine schlechtere Qualität aufweisen, seien sie besonders kariesanfällig. Eine gute Prophylaxe könne helfen, auch diese Zähne ein Leben lang zu erhalten. Hierzu zählen dem Alter entsprechende Fluoridierungsmaßnahmen, regelmäßige Untersuchungen beim Zahnarzt, die Behandlung mit Fluoridlack und der Aufbau der Zähne mit verschiedenen Techniken.
DGZMK/ HH
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