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20.06.2025 10:43 Uhr
Neuer Hoffnungsträger aus der Natur
Eine besondere Ingwersorte sorgt derzeit in der Krebsforschung für Aufsehen: Der sogenannte Kencur-Ingwer, auch als Aromaginger bekannt, enthält eine natürliche Substanz, die Krebszellen schwächen kann. Wissenschaftler der Osaka Metropolitan University in Japan haben herausgefunden, dass dieser Pflanzenstoff gezielt den Energiestoffwechsel von Tumorzellen stört – und ihnen so die Grundlage für weiteres Wachstum entzieht.
Wie Krebszellen ihre Energie gewinnen
Damit Körperzellen funktionieren können, brauchen sie Energie – und zwar in Form des Moleküls ATP (Adenosintriphosphat). Normalerweise wird ATP in einem effizienten Prozess mit Hilfe von Sauerstoff gewonnen, wenn Zucker in den Zellen abgebaut wird. Doch Krebszellen verhalten sich anders: Sie produzieren ihre Energie auch dann über einen „Notweg“, wenn eigentlich genug Sauerstoff vorhanden ist. Diese ungewöhnliche Strategie ist unter dem Namen Warburg-Effekt bekannt und ermöglicht es Krebszellen, schneller zu wachsen.
Tumorzellen geraten außer Rhythmus
In früheren Studien hatten die japanischen Forschenden bereits beobachtet, dass ein Hauptbestandteil des Kencur-Ingwers – das sogenannte Ethyl-p-Methoxycinnamat – eine hemmende Wirkung auf Krebszellen hat. Jetzt zeigt sich: Die Substanz greift nicht wie erwartet den Zuckerstoffwechsel an, sondern stört die Bildung von Fettsäuren in den Zellen. Diese Fette werden unter anderem gebraucht, um neue Zellmembranen zu bauen – ein notwendiger Schritt für die Zellteilung. Wenn dieser Prozess blockiert ist, geraten Krebszellen aus dem Gleichgewicht.
Zellteilung gestoppt – neue Therapieansätze denkbar
Die Folge: Die betroffenen Tumorzellen können sich schlechter teilen und breiten sich langsamer aus. Auch die allgemeine Energieversorgung der Zellen leidet unter dem Eingriff. Das macht Ethyl-p-Methoxycinnamat zu einem vielversprechenden Kandidaten für zukünftige Krebstherapien – möglicherweise als Ergänzung zu bestehenden Medikamenten oder in der Entwicklung neuer Wirkstoffe.
Forschung mit Zukunftspotenzial
Die Studienleiterin Prof. Akiko Kojima-Yuasa sieht in den Ergebnissen einen wichtigen Schritt: „Diese Erkenntnisse ergänzen und erweitern nicht nur die Theorie des Warburg-Effekts, der als Ausgangspunkt der Krebsstoffwechselforschung gelten kann, sondern sie werden voraussichtlich auch zur Entdeckung neuer therapeutischer Ziele und zur Entwicklung neuer Behandlungsmethoden führen", sagt sie. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachjournal Scientific Reports.
Quelle: DOI 10.1038/s41598-025-00131-1