Mangel an Spenderorganen ist dramatisch

ZOU | 10.02.2023

2022 wurden 358 Herztransplantationen durchgeführt, während 700 schwer herzkranke Menschen auf der Warteliste stehen – darunter auch Kinder. Deutschland ist abhängig von Organspenden aus dem Ausland und gleichzeitig das einzige Land in dem Verbund Eurotransplant, in dem die Widerspruchslösung nicht gilt.
In Deutschland gibt es zu wenig Organspender. image.originalResource.properties.copyright

„Wir sehen besorgt auf den eklatanten, anhaltenden Organspendemangel“, erklärte Prof. Dr. Andreas Böning, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. Er hält die Widerspruchslösung für eine wichtige Maßnahme, um die Zahl der Spenderorgane deutlich zu erhöhen. Damit ist er nicht allein: Auch die Deutsche Herzstiftung, die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung und die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler schlossen sich dem Appell nach einer Widerspruchslösung an.

Bei der Widerspruchslösung muss man eine Organspende ausdrücklich verweigern, ansonsten steht man grundsätzlich als Spender zur Verfügung, sofern die Angehörigen dies nicht ablehnen. Diese Regelung gilt in 20 europäischen Ländern, und Deutschland hat als einziges Mitgliedsland des Eurotransplant-Verbunds keine Widerspruchslösung. Böning bezeichnete es als „nicht hinnehmbar und ethisch problematisch“, wenn Deutschland Spenderherzen aus anderen Ländern mit Widerspruchslösung importiert – 2022 waren es 46 von 358 transplantierten Herzen.

Ein Blick nach Spanien, seit Jahrzehnten weltweiter Spitzenreiter bei Organspenden, zeigt, dass neben der Widerspruchslösung auch gute Organisations- und Personalstrukturen vonnöten sind, um Organspenden effizient zu vermitteln: Dort gibt es Koordinatoren-Teams, die mit der dortigen Zentralbehörde für Transplantationen eng zusammenarbeiten. In Deutschland organisieren Transplantationsbeauftragte Organspenden häufig zusätzlich zu ihren ärztlichen Tätigkeit in der Klinik.