Mikroplastik-Studie: Glasflaschen oft stärker belastet als Plastikflaschen

Rüdiger Freund  |  19.08.2025 09:16 Uhr

Eine Studie hat erstmals den Gehalt an Mikroplastik in verschiedenen Getränken untersucht, die in Frankreich verkauft wurden. Das überraschende Ergebnis: In Glasflaschen wurden mehr Mikroplastik-Partikel nachgewiesen als in Plastikflaschen.

Junger Mann mit Rucksack trinkt bei Sonnenuntergang Wasser aus einer Glasflasche.
Eine Glasflasche mitgetragen, um Mikroplastik zu vermeiden? Einer Studie aus Frankreich zufolge war mehr Mikroplastik in Glasflaschen als in Plastikflaschen.
© VSFP/iStockphoto

Unter Mikroplastik versteht man winzige Kunststoffpartikel, die durch Abrieb, Alterung oder Verarbeitung von Kunststoffen entstehen. Die Studie aus Frankreich zeigt, dass diese Partikel in sämtlichen untersuchten Getränken nachweisbar sind – von Wasser über Cola und Eistee bis hin zu Bier und Wein. Die durchschnittliche Konzentration lag dabei zwischen rund 3 und über 100 Mikroplastikpartikeln pro Liter (MPs/L) – je nach Getränk und Verpackung.

Glasflaschen überraschend stark belastet

Besonders auffällig: Glasflaschen enthielten in dieser Studie teils deutlich mehr Mikroplastik als Plastikflaschen. So fanden sich in Glasflaschen von Cola im Durchschnitt 103 Mikroplastikpartikel pro Liter – bei Plastikflaschen waren es lediglich rund 2. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei Eistee, Bier und Limonade. Auch in Wasser schnitt Glas mit durchschnittlich 4,5 MPs/L schlechter ab als Plastik (1,6 MPs/L). Die einzige Ausnahme bildete Wein.

Der Hauptverursacher: die Deckel

Die Ursache für die erhöhte Belastung in Glasflaschen liegt nicht etwa am Glas selbst, sondern an den Verschlüssen, wie in dieser Studie erstmals nachgewiesen wurde. Viele Glasflaschen werden mit lackierten Metallkapseln verschlossen. Die in der Studie gefundenen Partikel wiesen dieselbe Farbe und chemische Zusammensetzung auf wie die Lackierung dieser Deckel. Tests zeigten: Bereits durch den Kontakt mit ungewaschenen Kapseln gelangten bis zu 287 MPs/L in die Flasche. Eine gründliche Reinigung vor dem Verschließen konnte die Belastung deutlich senken – auf etwa 87 MPs/L. Bei Wein zeigten die Glasflaschen eine geringere Belastung, weil diese überwiegend mit Kork verschlossen werden.

Gesundheitliche Auswirkungen noch unklar

Auch wenn Mikroplastik in Lebensmitteln und Getränken zunehmend dokumentiert wird, ist derzeit noch unklar, welche gesundheitlichen Auswirkungen der Verzehr solcher Partikel hat. Dennoch ist das Ergebnis dieser Studie, die im Fachblatt „Journal of Food Composition and Analysis“ erschien, ein wichtiger Hinweis darauf, dass Verpackungsmaterialien – auch vermeintlich „unbedenkliche“ wie Glas – zur Belastung beitragen können. Für Hersteller ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag: Techniken zur Vorreinigung von Flaschenverschlüssen könnten die Belastung erheblich reduzieren.

Quelle: DOI 10.1016/j.jfca.2025.107719

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