Mikroplastik: Hilft Blutwäsche, die Belastung zu reduzieren?

Pharmazeutische Zeitung  |  22.07.2025 08:41 Uhr

Mikroplastik ist überall, in der Umwelt wie im menschlichen Körper. Ist es möglich, die Kunststoffpartikel wieder loszuwerden? Und wie können sie vermieden werden? Zwei Forschungsteams bieten aktuelle Erkenntnisse - unter anderem zur Blutwäsche.

Eine Frau füllt ihr Wasserglas an einem Wasserhahn in der Küche auf.
Wer Leitungswasser – statt Wasser aus Flaschen – trinkt, verringert seine Belastung mit Mikroplastik, so ein Forschungsteam.
© dusanpetkovic/iStockphoto

Mikro- und Nanoplastik (MNP) ist überall: Die Kunststoffpartikel, die kleiner als 1µm bis maximal 5 mm groß sind, sind im Meer, in der Luft, im Trinkwasser – und im menschlichen Körper. Die winzigen Partikel entstehen zum Beispiel durch den Abrieb von Autoreifen oder den Zerfall von Plastikmüll. Über die Nahrung, Getränke und die Atemluft gelangen sie in den menschlichen Organismus und reichert sich in verschiedenen Organen an, vor allem im Gehirn. 

Welche gesundheitlichen Folgen es hat, dass mehr MNP in den Menschen gelangt, ist noch nicht vollständig erforscht. Studien zeigen jedoch Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz.

Blutwäsche: Wie kann man den Körper von Mikroplastik befreien?

Da sich Mikroplastik nicht vollständig vermeiden lässt, steht die Frage im Raum: Ist es überhaupt möglich, den menschlichen Körper von Mikroplastik zu reinigen? Damit haben sich Forschende um Professor Dr. Stefan R. Bornstein vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden beschäftigt. Der Ansatz: Apharese (Blutwäsche). 

Die Forschenden führten dazu bei 21 Personen jeweils mindestens zwei Behandlungen mit einer sogenannten Doppel-Filtration durch (INUSpherese). Dabei wird das Blut außerhalb des Körpers durch spezielle Filter geleitet und gereinigt. Anschließend wurde die gefilterte Flüssigkeit im Labor untersucht. Mit ihrer Analysemethode kann allerdings nur herausgefunden werden, welche, nicht wie viele, Polyamidverbindungen vorhanden sind.

Polyamid 6 und Polyurethan gefunden

Das Ergebnis: In den Proben fanden sich insgesamt 14 Substanzen, die Kunststoffen wie Polyamid 6 (Nylon) oder Polyurethan ähnelten. Das wertet das Forschungsteam so, dass die Blutwäsche tatsächlich Mikroplastik aus dem Blut entfernen kann. Allerdings betont das Team, dass es sich bei einigen der gefundenen Stoffe möglicherweise auch um bestimmte körpereigene Eiweiße handeln könnte. 

Weitere Studien mit mehr Teilnehmenden sollen nun klären, wie viel Mikroplastik sich tatsächlich aus dem Körper herausfiltern lässt – und ob das eventuell mit anderen Filtersystemen und anderen Porengrößeren optimiert werden könnte. Auch ist noch nicht klar, ob diese Blutwäsche tatsächlich präventiv wirken oder Krankheitssymptome lindern könnte. Und: Solange Mikro- und Nanoplastik noch so viel in der Umwelt vorkommt, kommt es nach der Wäsche ja wieder in den Körper. 

Was kann man selbst tun, um Mikroplastik zu vermeiden?

Um die eigene Belastung mit MNP möglichst gering zu halten, empfiehlt ein dreiköpfiges Forschungsteam aus Kanada und USA: 

  • Leitungswasser statt Trinkwasser aus Flaschen wählen
  • Alkohol, Meeresfrüchte sowie hochverarbeitete Lebensmittel meiden
  • Nahrungsmittel nicht in Plastikgefäßen aufbewahren oder erhitzen
  • Teebeutel ohne Plastik verwenden

Menschlicher Körper kann Mikroplastik ausscheiden

Die drei Autoren verweisen auf einen “hoffnungsvollen” Aspekt: Bislang deute noch nichts darauf hin, dass ältere Menschen generell eine höhere MNP-Belastung hätten als jüngere. Dies wäre aber zu erwarten, wenn MNP im Körper akkumuliert und nicht ausgeschieden werden kann. Offenbar habe der Körper also die Möglichkeit, MNP wieder loszuwerden etwa über den Urin, den Stuhl oder den Schweiß. Sollte der Körper MNP über schwitzen ausscheiden könnte forciertes Schwitzen, etwa in der Sauna oder beim Sport, eine wirksame Strategie sein.

Quellen: DOI 10.61373/bm025l.0056, 10.61373/bm025c.0020 

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