Propolis – der Bienen-Kitt

Propolis ist ein Naturstoff, der von Honigbienen hergestellt wird. Wir erklären, was sich dahinter verbirgt.

Was genau ist Propolis und was kann der Stoff?
Propolis ist eine von Hongbienen produzierte natürliche Substanz, der eine heilsame Wirkung zugesprochen wird.
© iStock.com/FluxFactory

Etwa 50 bis 200 Gramm Propolis produziert ein Bienenvolk der Art Apis mellifera – besser bekannt als Honigbiene – im Jahr. Es handelt sich um eine intensiv riechende, harz- oder wachsartige Substanz, die je nach Herkunft gelb, braun oder grünlich aussieht. Die Bienen stellen sie aus den klebrigen Absonderungen von Blättern und Knospen von Bäumen her, indem sie diese mit Drüsensekreten und Wachs mischen. Mit der Substanz dichten sie ihren Bienenstock ab. Auf den Einfluglöchern aufgetragen, fungiert das sogenannte Kittharz als eine Art "Fußmatte". Auf diese Weise verhindern die Bienen, dass schädliche Mikroorganismen die Waben befallen, und es sorgt zudem für ein stabiles Klima innerhalb des Bienenstocks.

Viele überlieferte Effekte

Ein Blick in die Geschichte verrät, dass der Mensch schon früh begonnen hat, den Bienen-Kitt gegen allerlei Beschwerden zu verwenden, zum Beispiel bei kleineren Verletzungen oder Entzündungen. Die alten Ägypter nahmen sich zudem ein Beispiel an den fleißigen Insekten, die mit Propolis Eindringlinge ihres Stockes mumifizieren. Diverse griechische und römische Autoren von Hippocrates bis zu Plinius dem Älteren beschrieben die Wirkungen der klebrigen Substanz in medizinischen Schriften. Auch in der Bibel finden sich Hinweise auf Propolis. Im Mittelalter wurde das Wissen in der traditionellen Volksmedizin bewahrt, besonders in Osteuropa. Propolis hat sich also über Jahrtausende bewährt, ist jedoch kein Wundermittel, obschon die Werbung das gelegentlich verspricht.

In neuerer Zeit beschäftigte sich eine Reihe von Studien mit der Wirkung des Naturstoffs. So gibt es Hinweise, dass Propolis die Zellteilung und somit die Vermehrung von Bakterien hemmen kann. Ein Wirkmechanismus, der die moderate Wirkung gegen Schnupfen- und Herpesviren erklären könnte. Daneben hemmt Propolis körpereigene Enzyme, die bei Entzündungen eine entscheidende Rolle spielen, und soll das Immunsystem anregen können. Die meisten Effekte ließen sich nur in Laborversuchen oder am Tier zeigen. Die kariesvorbeugende Wirkung wiesen jedoch Studien beim Menschen nach, ebenso der positive Einfluss auf schmerzhafte Aphthen im Mund.

Propolis lässt sich nicht im Rohzustand verwenden. Es muss zunächst gereinigt und anschließend zu einem – meist alkoholischen – Extrakt weiterverarbeitet werden. Dieser dient dann als Ausgangsstoff zur Herstellung von Zahncremes, Mundspüllösungen, Kosmetika, Tinkturen, Kapseln, Lutschtabletten, homöopathischen Globuli und vielem mehr. In dieser Form wendet man das Kittharz unterstützend bei der Behandlung von Verletzungen oder Entzündungen von Haut und Schleimhäuten, zur Haut- und Zahnpflege sowie innerlich bei entzündlichen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes an.

Inhaltsstoffe schwanken je nach Flugroute

Trotz all dieser interessanten Eigenschaften gibt es bislang keine Propolis-haltigen Präparate, die die Behörden als Arzneimittel zugelassen haben. Eine Grundanforderung an Arzneimittel stellt die gleichbleibende Zusammensetzung der Inhaltsstoffe dar. Da sich die Bienen für die Herstellung von Propolis aber an dem umgebenden Pflanzenangebot bedienen, bestimmen Jahreszeit und Herkunft die Inhaltsstoffe. Die Wirksamkeit kann dadurch möglicherweise stark schwanken.

Ein weiterer Nachteil des Bienen-Kitts: Produkte mit Propolis zur äußerlichen Anwendung können allergische Reaktionen auslösen. Immerhin rund vier Prozent der Bundesbürger haben eine Propolis-Allergie. Häufig betrifft das Pollenallergiker. Deshalb empfiehlt es sich, die Verträglichkeit zunächst auf einer kleinen Hautfläche zu testen. Ferner nehmen Neurodermitis-Patienten besser Abstand von Propolis-Zubereitungen, die auf die Haut aufträgt.

Vorsicht ist auch bei Nahrungsergänzungsmitteln geboten: Die Verbraucherzentralen warnen vor allem vor Präparaten mit Propolis-Pulver aus China. Dieses sei teilweise mit krebserregenden Schadstoffen belastet.

Pharmazeutin Bernadette Stange

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