Rätsel gelöst? So wirkt Paracetamol gegen Schmerzen

PZ/RF  |  13.06.2025 11:07 Uhr

Viele Menschen greifen bei Kopf-, Zahn- oder Gelenkschmerzen ganz selbstverständlich zu Paracetamol. Bisher war unbekannt, wie dieses Schmerzmittel genau wirkt. Eine neue Untersuchung liefert nun spannende Antworten.

Frau nimmt Tablette mit einem Glas Wasser ein.
Viele Menschen nehmen Paracetamol-Tabletten, wenn Sie Kopfschmerzen haben.
© stefanamer/iStockphoto

Ein Wirkstoff mit überraschendem Potenzial

Paracetamol zählt weltweit zu den am häufigsten verwendeten Schmerzmitteln. Dennoch war bislang unklar, wie genau es Schmerzen lindert. Neueste Forschungsergebnisse zeigen nun: Eine besondere Substanz, die unser Körper nach der Einnahme von Paracetamol bildet, könnte der eigentliche Schlüssel zur Schmerzlinderung sein.

Was im Körper passiert: Vom Medikament zum Wirkstoff

Nach der Einnahme wird Paracetamol im Körper mehrfach umgewandelt. Dabei entsteht unter anderem der sogenannte Metabolit AM404. Diese Substanz entsteht nicht nur im Gehirn, sondern – wie jetzt erstmals nachgewiesen wurde – auch direkt in den Nervenzellen außerhalb des Gehirns, beispielsweise im Rückenmark. Dort entfaltet AM404 eine Wirkung, die einem örtlichen Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) ähnelt.

Gezielte Schmerzlinderung ohne Nebenwirkungen im Kopf?

Besonders interessant: AM404 wirkt ganz gezielt auf bestimmte Natriumkanäle in den Schmerzleitungsbahnen, die maßgeblich an der Weiterleitung von Schmerzreizen beteiligt sind. AM404 blockiert diese und schwächt dadurch die Reizweiterleitung deutlich ab.

In Tierversuchen zeigte sich, dass die Substanz nach Injektion die Empfindlichkeit auf Hitze und Druck deutlich senkt – und das bereits nach 30 Minuten. Der Effekt bleibt auf die behandelte Stelle beschränkt, was die Möglichkeit eröffnet, Schmerzen gezielt und lokal zu behandeln.

Ein Wirkstoff mit Zukunft

AM404 zeigt typische Eigenschaften eines Lokalanästhetikums, heißt es in der Studie, die von Yossef Maatuf und seinem Forschungsteam an der Hebrew University of Jerusalem durchgeführt wurde. Besonders spannend: Nur dieser Metabolit – nicht Paracetamol selbst – hemmt die Schmerzkanäle bereits in sehr kleinen Mengen.

Das eröffnet neue Perspektiven: Vielleicht lässt sich künftig gezielter und schonender behandeln – mit weniger Nebenwirkungen und mehr Wirkung genau dort, wo der Schmerz entsteht.

Quelle: DOI 10.1073/pnas.2413811122

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