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Reisemedizin: Wie ist die Lage derzeit?

CHJ/PZ/RF  |  10.05.2022

Corona hat einiges verändert. Erst ging in Sachen Urlaub gar nichts, jetzt können die Menschen wieder reisen. Worauf es zurzeit ankommt, berichteten Experten auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).

Familie am Flughafen.
Mittlerweile kann man wieder erheblich besser Reisen als in den letzten Jahren.
© jacoblund/iStockphoto

»Ein wesentlicher Aspekt der Weltseuchenlage ist und bleibt natürlich Corona«, sagte Professor Dr. Tomas Jelinek, Medizinischer Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin (BCRT). Die Pandemie wirke sich nach wie vor auf das Reisen aus. So müsse man gegen Covid-19 geimpft sein, »sonst wird es sehr schwierig«. Viele Länder hätten Auflagen zu Impfungen und Testungen, die zu beachten seien. Hilfe bei der Recherche könnten hier spezielle Apps, etwa des Centrums für Reisemedizin oder des Auswärtigen Amts, bieten.

Die Coronapandemie habe auch massiv das Auftreten verschiedener Infektionskrankheiten in Deutschland beeinflusst, berichtete Jelinek. Aufgrund der Reisebeschränkungen gingen von 2019 auf 2020 die hierzulande gemeldeten Malariafälle um zwei Drittel zurück. Ähnliches wurde für Dengue- und Chikungunya-Infektionen beobachtet. Allerdings sei die Zahl der FSME-Infektionen aufgrund des geänderten Reiseverhaltens und dem Urlaub zu Hause deutlich, nämlich um 61 Prozent, gestiegen.

Masern, Gelbfieber und Malaria deutlich häufiger

Weltweit kam es zu einem massiven Rückgang der Grippefälle; zwei Jahre in Folge fiel die Grippewelle komplett aus. Anders sieht es dagegen bei Masern aus, deren Fallzahlen weltweit deutlich gestiegen sind. Die Zahl gemeldeter Masernerkrankungen sei in den ersten beiden Monaten 2022 um 79 Prozent höher gewesen als im Vorjahreszeitraum, gab vor Kurzem die Weltgesundheitsorganisation bekannt. Laut Jelinek liege das an den deutlich reduzierten Impfprogrammen während der Pandemie in vielen Ländern. In der Reiseberatung müsse daher auch nach entsprechenden Impfungen geschaut werden.

Eine weitere reiserelevante Infektionskrankheit, das Gelbfieber, hat in den vergangenen Jahren weltweit zugenommen. Auch das Zikavirus breitet sich mit insgesamt allerdings nur wenigen Fällen weiter aus. Immer mehr Regionen vor allem in Südasien seien betroffen, informierte Jelinek. Reisende Frauen, bei denen Schwangerschaft ein Thema sein könnte, sollten diese Regionen möglichst nicht besuchen.

Die Malaria konnte in China und El Salvador mittlerweile ausgerottet werden, doch die Zahl der Infektionen weltweit ist laut Jelinek insgesamt gestiegen. Einige Gebiete wie Sansibar, die bisher malariafrei waren, seien wieder Hochrisikogebiete, weshalb die Empfehlungen zur Chemoprophylaxe angepasst werden mussten. Ein zunehmend wichtiges Thema seien die Resistenzen gegen wichtige Wirkstoffgruppe Artemisin, die sich »wie Wildfeuer ausbreiten«, berichtete Jelinek. Ausgehend von Südostasien im Jahr 2013 seien inzwischen große Regionen dort, in Afrika und zunehmend auch in Lateinamerika betroffen.

Neue Impfungen in Sicht

Wenig beachtet, aber mit höheren Fallzahlen breitet sich das Chikungunyavirus aus. Insbesondere in Indonesien sei mit Ausbrüchen zu rechnen, aber in Zukunft auch in Südeuropa, so der Experte. Vermutlich im ersten Quartal des kommenden Jahres werde ein Impfstoff gegen Chikungunyafieber zugelassen werden. Mehrere Firmen arbeiteten an einer solchen Vakzine.

Entgegen diesen Trends habe die Zahl der Infektionen mit dem Denguevirus während der Coronapandemie weltweit – aus unbekannten Gründen – abgenommen, berichtete der Mediziner. Für die kommenden Jahre sei aber mit einer weiteren Zunahme der Inzidenz zu rechnen. Auch bei Denguefieber sei noch mit der Zulassung eines Impfstoffs zu rechnen: Dabei handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der auf abgeschwächten Dengueviren basiert. Der Schutz vor Hospitalisierungen betrage etwa 95 Prozent. »Das wird für die Reisemedizin eine wichtige Innovation werden«, sagte Jelinek. »Wir werden also nächstes Jahr gegen Chikungunya und Denguefieber impfen können«, zeigte sich der Mediziner optimistisch.

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