Gesundheit

Schlangenbisse: Weltweiter Mangel an Gegengift

PZ/NAS  |  12.03.2024

Schätzungen zufolge sterben weltweit pro Jahr mindestens 140.000 Menschen an den Folgen eines Giftschlangen-Bisses. In Afrika ist die Situation besonders dramatisch, da spezifische Gegengifte kaum verfügbar sind.

Schwarze Mamba
Schlangenbisse können tödlich sein - vor allem auch, weil spezifisches Gegengift Mangelware ist.
© StuPorts/iStockphoto

Die Herstellung von Schlangengift-Antiseren ist sehr aufwendig: Über Monate hinweg müssen große Säugetiere, oft Pferde, mit steigenden Dosen des Schlangengifts immunisiert werden. In ihrem Blutserum finden sich dann große Mengen von Antikörpern, die das Gift neutralisieren können. Die für den medizinischen Gebrauch aufgereinigten Antikörperpräparate werden deshalb auch als Antiseren bezeichnet.

Bei einer Pressekonferenz des Centrums für Reisemedizin informierte Professor Dr. Dietrich Mebs aus Frankfurt am Main, dass die Situation in Sachen Schlangengift-Antiseren in afrikanischen Ländern südlich der Sahara – abgesehen von Südafrika – mittlerweile dramatisch ist. „Mit den Antiseren ist nicht viel Geld zu verdienen“, erklärt der Toxikologe. So habe schon vor mehr als zehn Jahren das Pharmaunternehmen Sanofi-Pasteur die Herstellung seines sehr effizienten Antiserums Fav-Afrique, das gegen alle wichtigen Schlangengifte Subsahara-Afrikas gerichtet war, eingestellt.

Unwirksame Produkte aus China und Indien

Zwar würden in Südafrika wirksame, für den afrikanischen Markt geeignete Antiseren hergestellt, diese seien für viele afrikanische Länder aber zu teuer. Stattdessen hätten billige, aber leider auch weitgehend unwirksame Produkte aus China und Indien den Markt dort erobert. „Das Gift einer Kobra aus Afrika ist mit dem einer Kobra aus Indien oder China aber nicht vergleichbar“, betonte der Toxikologe. Die für Afrika ungeeigneten Produkte aus Asien würden ferner dazu beitragen, dass das Vertrauen der afrikanischen Bevölkerung in Antiseren allgemein abnehme.

Aus Sicht des Experten ist es zwar gut, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Gelder in Millionenhöhe zur Verfügung gestellt hat. Diese würden aber zunächst in die Forschung fließen. Viel sinnvoller sei es nach seiner Ansicht, die WHO-Finanzspritze für den Ausbau der Produktion der in Südafrika produzierten und für den afrikanischen Markt geeigneten Antiseren zu nutzen. So ließe sich die Versorgungskrise in den Ländern südlich der Sahara sehr viel schneller beenden als mit teureren Neuentwicklungen.

Vom Biss einer Giftschlange sind groben Schätzungen zufolge jedes Jahr rund 2,7 Millionen Menschen betroffen. 140.000 von ihnen sterben an den Folgen. Die tatsächlichen Zahlen seien aber deutlich höher: Denn in abgelegenen oder von Kriegen betroffenen Regionen würden Schlangenbisse oft nicht registriert.

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