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So funktioniert die ICT

13.09.2013

Wie viele Broteinheiten (BE)/Kohlenhydrateinheiten (KE) hat ein Obstsalat? Wie viel Insulin vom Frühstück wirkt mittags noch? Eine Insulinbehandlung kann ungeübte Patienten rasch überfordern. Um dies frühzeitig zu erkennen, entwickelte das Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM) einen Test, den Ärzte mit ihren Diabetespatienten durchführen können.

Fotoausschnitt Bauch, in den von einer Frauenhand Insulin gespritzt wird
Bei der ICT ist der Patient gefragt: Er berechnet selbst die Insulindosen, die er sich spritzt, und berücksichtigt dabei zum Beispiel die tageszeitabhängige Insulinempfindlichkeit.
© JPC-PROD - Fotolia

Insulin spritzen – das klingt so einfach, kann aber viel Kopfzerbrechen bereiten. Es ist in der Tat einiges, was Diabetiker leisten und beachten müssen, wenn sie eine Intensivierte Conventionelle Therapie (ICT) mit Insulin durchführen sollen:

  • Ein- bis dreimal täglich Verzögerungsinsulin für den Basisbedarf spritzen.
  • Vor jeder Mahlzeit den Blutzucker-Ausgangswert bestimmen.
  • Kohlenhydrate und damit BE/KE der Mahlzeit abschätzen.
  • Ausrechnen, wie viele Einheiten kurz wirksames Insulin vor der Mahlzeit gespritzt werden müssen.
  • Dabei kalkulieren, wie viel des bereits zuvor gespritzten Insulins noch wirkt.
  • Die je nach Tageszeit, Gesundheitszustand und körperlicher Aktivität unterschiedliche Insulin-Empfindlichkeit berücksichtigen.
  • Den Korrekturfaktor für zu hohe Ausgangswerte des Blutzuckers einbeziehen.
  • Wenn Alkohol getrunken wurde, dessen Wirkung einberechnen.
  • Darauf achten, bei tiefen Blutzucker-Ausgangswertwerten einen geringeren Spritz-Ess-Abstand zu haben als bei höheren Ausgangswerten.
  • Nach dem Spritzen messen, ob der Zielwert erreicht wurde.

Eine lange Liste und viel Rechnerei! Für den Arzt, der eine ICT empfehlen will, stellt sich die Frage, ob sein Patient die dafür nötigen Anforderungen erfüllen kann.

Um hier auf einfache Weise Klarheit zu bekommen, entwickelte das FIDAM einen Fragebogentest, den der Arzt seine Patienten durchführen lassen kann. Dazu der Leiter des Institutes, Professor Dr. Norbert Hermanns: "Der Test besteht aus zwei Teilen, die sehr alltagsnah Aufgaben und Fertigkeiten im Zusammenhang mit der Dosisanpassung bei einer intensivierten Insulintherapie prüfen. Zum einen werden Bilder mit Nahrungsmitteln oder ganzen Mahlzeiten präsentiert, und die Patienten werden gebeten, einzuschätzen, wie viele Kohlenhydrateinheiten jeweils in den abgebildeten Speisen enthalten sind. Zum Zweiten wird geprüft, wie gut die Patienten in der Lage sind, eine Insulindosis auszurechnen. Es handelt sich hierbei um eine Art Textaufgabe, in der wichtige Informationen wie KE/BE-Faktoren oder Korrekturregeln mitgeteilt werden. Der Patient hat nun die Aufgabe, bei einem vorgegebenen Blutzuckerwert die Insulindosis so auszuwählen, dass der Blutzucker wieder in den Zielbereich gelangt. Je nach erreichter Punktzahl in dem Test wird dem Patienten dann ein Prozentrang zugeordnet, der angibt, wie gut seine Leistung im Vergleich zu anderen Patienten ist."

Zeigt der Test, dass eine ICT dem Patienten momentan zu viel abfordert, muss der Arzt mit ihm das weitere Vorgehen besprechen. Hermanns sieht folgende Konsequenzen eines solchen Testergebnisses: "Ein Punktwert und Prozentrang kann für beide Testteile angegeben werden. Hat zum Beispiel ein Patient Schwierigkeiten bei der KE/BE-Schätzung, wäre eine Nachschulung zur Kohlenhydratschätzung sinnvoll. Wenn ein Patient zwar Kohlenhydrate in der Nahrung recht gut schätzt, aber Schwierigkeiten hat, die richtige Insulindosis zu bestimmen, ist hier eine Nachschulung zu wichtigen Therapiefaktoren wie KE/BE-Faktor oder Korrekturregel sinnvoll. Auch könnten technische Hilfsmittel wie Bolus-Kalkulatoren für diese Patientengruppe hilfreich sein, um ihr Mahlzeiten-Insulin richtig zu dosieren."

Dass der Fragebogentest bei Typ-1-Diabetikern zuverlässig arbeitet, konnte die vom FIDAM durchgeführte SMART-Studie zeigen. Und auch Typ-2-Diabetiker könnten mit dem Fragebogentest untersucht werden, dazu muss er jedoch noch auf deren Anforderungen geprüft und bei Bedarf angepasst werden.

Dr. Frank Schäfer

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