Zögerliches Handeln der Behörden und eine dezentrale Herangehensweise kann bei einer Pandemie fatale Folgen haben. Forscher haben den Verlauf der Spanischen Grippe 1918/19 mit dem der jetzigen Coronavirus-Pandemie verglichen und sind auf einige Parallelen gestoßen.
Nachdem in der ersten Welle der Spanischen Grippe im Sommer 1918 recht schnell Schulen geschlossen und Versammlungen verboten wurden, kam es zu einem deutlichen Rückgang der Infektionszahlen. Daraufhin wurden alle Maßnahmen aufgehoben. Dies hatte eine heftige zweite Welle zur Folge. Im Verlauf der Pandemie sind in der Schweiz insgesamt 25.000 Menschen gestorben, 80 Prozent der Todesfälle waren während der zweiten Welle zu verzeichnen.
Aus Angst vor den wirtschaftlichen Folgen hatten die Behörden auf den Beginn der zweiten Welle nur zögerlich reagiert und dies zunächst den Gemeinden überlassen. „Diese abwartende und dezentrale Herangehensweise war fatal und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die zweite Welle umso stärker wurde und länger dauerte“, erklärt Studienautor Peter Jüni von der Universität Toronto.
Ein Vergleich mit der jetzigen Pandemie zeigt: Die zögerliche Reaktion der Behörden zu Beginn der zweiten Welle ähnelte der aus dem Jahr 1918. So fordert Covid-19 seit November 2020 weit mehr Menschenleben als Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die normalerweise als häufigste Todesursache gelten. Die Forscher mahnen deshalb dazu, bei einer möglichen dritten Welle durch mutierte Virusstämme die Lehren der Vergangenheit zu berücksichtigen.
Für ihre Auswertung haben die Forscher das Staatsarchiv Bern genutzt, in dem in den Jahren 1918/19 mehr als 120.000 Fälle der Spanischen Grippe in 473 Berner Gemeinden erfasst worden waren. Ihre Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht.
Quelle: DOI 10.7326/M20-6231
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