Baby & Familie

Thema der Woche: Was hilft wirklich gegen Kopfläuse?

22.02.2017

Es passiert immer wieder und zu jeder Jahreszeit: Läusealarm in Kindergärten und Schulen. Der Befall mit Kopfläuse ist die häufigste Parasitenerkrankung im Kindesalter und nach den Atemwegsinfektionen die zweithäufigste Infektionskrankheit in der Alterstufe der Sieben- bis Elfjährigen. Was wirklich hilft und worauf Eltern achten müssen, erklärt die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme.

Kopfläuse können sehr hartnäckig sein.
Bei einem Verdacht auf Kopfläuse ist es sinnvoll, das Haar mithilfe eines Läusekamms sorgfältig durchzukämmen und auf Nissen zu untersuchen.
© Samo Trebizan - Fotolia

„Die winzigen Parasiten sind seit Jahrtausenden treue Begleiter des Menschen“, sagt der Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Johannes Liese, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie und Kuratoriumsmitglied der Stiftung Kindergesundheit. „Wenn Kinder beim Lernen, Kuscheln oder Spielen die Köpfe zusammenstecken, ergreifen die 2 bis 3,5 Millimeter langen Parasiten die Gelegenheit, von Schopf zu Schopf zu kriechen. Sie können sich in langen Haaren besonders gut verstecken“. Bei einem Ausbruch in Kitas und Schulen ist in aller Regel fast jedes dritte Kind in der Gruppe oder in der Klasse betroffen. Läuse sind zwar unappetitlich, sie seien jedoch kein Beweis für Unsauberkeit: „Jedes Kind und jeder Erwachsene kann sich irgendwoher eine Laus einfangen. Läuse machen auch keine Unterschiede zwischen Nationalitäten und Kulturkreisen: Kinder mit Migrationshintergrund haben in Deutschland ähnlich häufig Kopflausbefall wie Kinder deutscher Eltern“, stellt Liese klar.

Besonders wohl fühlen sich Kopfläuse im Nacken, an der Schläfe und hinter den Ohren, gelegentlich aber auch in den Augenbrauen der Kinder, bei Erwachsenen auch unter den Achseln und zwischen den Barthaaren. Sie können jedoch nicht fliegen oder springen, betont der Infektionsexperte der Stiftung Kindergesundheit: „Übertragen werden die Plagegeister ausschließlich von Mensch zu Mensch, von Haar zu Haar.“ Der Experte warnt: Haben die Haare engen Kontakt, finde die Ansteckung in wenigen Augenblicken statt. Bestehe der Kontakt längere Zeit, zum Beispiel wenn die Kinder in einem Bett schlafen, könnten sich die Kinder auch mehrfach gegenseitig anstecken.

Die Befürchtung, man könnte auch durch Kopfpolster in Bussen und Bahnen mit Läusen angesteckt werden, ist ebenso grundlos wie die Annahme, dass eine Übertragung auch durch Haustiere erfolgen kann, sagt Liese. Auch Mützen sind höchstens in Einzelfällen eine Ansteckungsquelle: Australische Wissenschaftler fanden bei der Untersuchung der Kopfbedeckungen von 1.000 Kindern keine einzige Laus, während sich in den Haaren dieser Kinder 5.000 Läuse befanden. Denn: Getrennt vom ihrem menschlichen Wirt sterben Kopfläuse innerhalb von zwei bis drei Tagen, bereits nach wenigen Stunden sind sie nicht mehr infektiös.

Nissensuche mit der Leselupe

Läuse benötigen alle drei bis vier Stunden Blut. Die Stichstellen der Läuse jucken meist stark, das Kind kratzt sich deshalb oft intensiv am Kopf. Jedoch nicht immer, hebt die Stiftung Kindergesundheit hervor: Haben sich nur wenige Läuse auf dem Kopf eines Kindes eingenistet, werden die Eltern oft nur durch die weißlichen Nissen auf den Befall aufmerksam. Nissen unterscheiden sich von Kopfschuppen oder Haarspraypartikeln dadurch, dass sie fest am Haar haften und nicht abgestreift werden können. Beim Nachsehen sollte das gescheitelte Haar daher ganz genau untersucht werden. Eine Leselupe kann dabei sehr nützliche Dienste leiten.

Zum Auffinden der Läuse muss das Haar systematisch Strähne für Strähne gekämmt werden. Dabei muss der Kamm so geführt werden, dass er von der Kopfhaut aus fest zu den Haarspitzen heruntergezogen wird. Besonders geeignet, um die Läuse oder Nissen zu erfassen, sind spezielle Läuse-Kämme, deren lange Zinken nicht mehr als 0,2 bis 0,3 mm voneinander entfernt sind). Nach jedem Kämmen sollte der Kamm sorgfältig nach Läusen untersucht und diese entfernt werden. Die Kämme sind in der Apotheke erhältlich.

Kombination aus Insektizid und Auskämmen

Leider ist es oft nicht einfach, die lästigen Tierchen wieder loszuwerden. Mit häufigem Waschen der Haare allein ist das jedenfalls nicht zu schaffen. Erfolg verspricht nur eine gründliche und geduldige lokale Behandlung. Das Robert Koch-Institut empfiehlt dazu die Kombination von nassem Auskämmen und Insektiziden nach folgendem Schema:

Tag 1: Die Kopfhaut mit einem Insektizid behandeln und anschließend nass auskämmen;

Tag 5: Haare mit einem Läusekamm nass auskämmen, um früh nachgeschlüpfte Larven zu entfernen, bevor sie mobil sind;

Tag 8, 9 oder 10: Kopfhaut erneut mit dem Insektizid behandeln, um spät geschlüpfte Larven abzutöten;

Tag 13: Kontrolluntersuchung durch nasses Auskämmen;

Tag 17: evtl. letzte Kontrolle durch nasses Auskämmen.

Die als Medikament zugelassenen Läusemittel sind Insektizide, also potentielle Nervengifte, die Allergien und Hautirritationen hervorrufen können. Daher müssen sie streng nach Vorschrift angewendet werden – nicht häufiger als wirklich nötig. Nicht chemisch, sondern physikalisch wirken als Medizinprodukt zugelassene Läusemittel, die Dimeticone enthalten. Das sind synthetische Silikonöle. Sie verkleben die winzigen Atemöffnungen der Läuse und töten damit die Insekten ab. Dimeticone gelten als sicher ungiftig, sind jedoch mit einem anderen Risiko behaftet, berichtet die Stiftung Kindergesundheit: Sie sind extrem leicht entflammbar. Die Haare müssen deshalb nach Auftragen des Mittels von offenen Flammen wie Zigaretten, Gasboilern oder Kerzen und starken Wärmequellen wie Haartrocknern unbedingt ferngehalten werden. Als „natürliche“ Mittel werden Produkte aus Kokosöl, Teebaumöl oder Neem-Extrakten angeboten. Ihre Wirksamkeit ist jedoch wissenschaftlich nicht ausreichend nachgewiesen.

Ganz gleich mit welchem Mittel: Babys und kleine Kinder sollten nur unter Anleitung eines Kinder- und Jugendarztes behandelt werden, betont die Stiftung Kindergesundheit. In der Schwangerschaft und Stillzeit müssen die Gegenanzeigen der einzelnen Mittel genau beachtet werden. Besonders wichtig ist es auch, den Kindergarten oder die Schule über den Läusebefall zu informieren. Dazu sind Eltern nach dem Infektionsschutzgesetz verpflichtet. Auch andere Personen, die in letzter Zeit engen Kontakt mit dem Kind gehabt haben, zum Beispiel Nachbarn oder Sportkameraden, sollten informiert werden.

Wann darf das Kind wieder zur Schule?

Nach der sachgerechten Anwendung eines zugelassenen Mittels ist eine Weiterverbreitung auch bei noch vorhandenen Nissen nicht mehr zu befürchten, stellt Infektionsexperte Professor Johannes Liese fest. Wird das befallene Kind mit einem der zugelassenen Läusebehandlungsmitteln nach dem obenstehenden Schema behandelt, darf es am Tag darauf wieder in die Kita oder zur Schule, auch wenn die Therapie noch nicht abgeschlossen ist. Es befinden sich nämlich keine lebenden Läuse mehr in seinen Haaren.

Stiftung Kindergesundheit/NK

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