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Zeckenzement: Klebstoff für Knorpel, Bänder und Sehnen?

20.02.2017

Aus der zementartigen Substanz, die es Zecken ermöglicht, sich für mehrere Tage fest in der Haut des Wirtes zu verankern, wollen Forscher einen biologischen Klebstoff für menschliches Gewebe nachbauen. Das meldete heute die Medizinische Universität Wien. Sie will mit diesem Forschungsprojekt dazu beitragen, Alternativen zu bestehenden Klebstoffprodukten für Haut, Knorpel, Bänder oder Sehnen zu finden.

Aus Zeckenzement wollen Forscher einen biologischen Klebstoff bauen.
Zecken produzieren eine zementähnliche Substanz, mit deren Hilfe sie sich in der Haut anderer Lebewesen festhalten.
© Ingo Sch. - Fotolia

Dazu analysieren die Wissenschaftler um Projektleiterin Sylvia Nürnberger von der Universitätsklink für Unfallchirurgie in Wien derzeit rund 300 Zecken und deren Absonderungen. Hierfür stechen die Tiere durch eine hautähnliche Membran, wodurch der „Zeckenzement“ abgesondert wird und ausgehärtet. Aus der Zusammensetzung dieses Klebstoffs, der wie ein Haftdübel für die Mundwerkzeuge der Zecke wirkt, erhoffen sich die Forscher die Vorlage für den neuen Gewebekleber. „Es ist durchaus vorstellbar, damit in Zukunft beispielsweise Sehnen und Bänder metallfrei am Knochen verankern zu können“, so Nürnberger. Den Vorteil dieser biologischen Alternative zu bestehenden Klebstoffprodukten erklärt Martina Marchetti-Deschmann von der Technischen Universität Wien. „Die derzeit verwendeten Gewebekleber in der Chirurgie, die etwa bei schweren Hautverletzungen oder Leberrissen verwendet werden, sind teilweise toxisch.“ Andere Klebstoffe wiederum seien zu schwach.

Nach Angaben der Universität befindet sich ein weiterer, von internationalen Forschern nachgebauter, biologischer Klebstoff in der Testphase – das Haftmolekül DOPA (eine Veränderung der Aminosäure Tyrosin). Dieser den Haftfäden der Miesmuschel nachempfundene Mechanismus sei aber aufgrund der geringen Haftstärke nicht für alle medizinischen Bereiche geeignet. „Es besteht daher weiterhin Bedarf an neuen Klebstoffen“, so Nürnberger. Als Vorbilder infrage kämen dafür beispielsweise auch Seegurken, die Klebstofffäden auf ihre Beute schleudern, Salamander, die bei einem Angriff schnell aushärtenden Klebstoff aus Hautdrüsen absondern, oder Krebse, die selbst unter Wasser „kleben“ bleiben.

ke/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ

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