Natascha Schleif
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21.04.2025 08:27 Uhr
Gürtelrose, auch Herpes Zoster genannt, ist eine schmerzhafte Viruserkrankung, die durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht wird – das gleiche Virus, das Windpocken auslöst. Nach einer Windpocken-Infektion verbleibt das Virus im Körper und kann Jahre oder Jahrzehnte später wieder aktiv werden, häufig wenn das Immunsystem geschwächt ist.
Die Erkrankung äußert sich durch einen meist einseitigen Hautausschlag mit Bläschen, der sich gürtelförmig entlang eines Nervs ausbreitet. Häufig tritt sie am Oberkörper oder im Gesicht auf. Neben dem Ausschlag können starke Nervenschmerzen (postherpetische Neuralgie) auftreten, die auch nach Abheilung des Ausschlags anhalten können.
Gürtelrose ist ansteckend, aber nur für Personen, die noch keine Windpocken hatten – sie könnten sich mit Windpocken infizieren, nicht mit Gürtelrose selbst. Die Erkrankung kann ernste Komplikationen haben, insbesondere bei älteren oder immungeschwächten Personen. Eine Impfung kann das Risiko einer Erkrankung deutlich senken.
Symptome von Gürtelrose
Gürtelrose verläuft in drei Phasen: Zunächst treten unspezifische Symptome wie Kribbeln, Brennen und grippeähnliche Beschwerden auf. Danach folgt der charakteristische Hautausschlag mit schmerzhaften Bläschen, die entlang eines Nervs meist einseitig auftreten. In der letzten Phase heilt der Ausschlag ab, kann aber langfristige Nervenschmerzen hinterlassen.
Besonders gefährlich sind Sonderformen wie Augenzoster (Zoster ophthalmicus), der das Sehvermögen bedrohen kann, oder Zoster oticus, der zu Hörverlust oder Gesichtslähmung führen kann. Gürtelrose kann auch ohne Ausschlag auftreten (Zoster sine herpete), was die Diagnose erschwert.
Gürtelrose: Symptome Phase 1 – 1 bis 5 Tage vor dem Ausschlag
- Kribbeln, Brennen oder Jucken an einer bestimmten Hautstelle
- Druckempfindlichkeit oder ziehende Nervenschmerzen entlang eines betroffenen Nervs
- Grippeähnliche Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, gelegentlich leichtes Fieber
Gürtelrose: Symptome Phase 2
- Rote, entzündete Hautstellen, die sich innerhalb von ein bis drei Tagen zu kleinen, wassergefüllten Bläschen entwickeln
- Ausschlag verläuft gürtelförmig, meist einseitig entlang eines Nervs
- Starke brennende Schmerzen und oft mit Juckreiz
- Besonders häufig betroffen sind Brust, Rücken, Gesicht (Augen, Stirn), Hals oder Bauch
- Bläschen platzen nach einigen Tagen auf und verkrusten
Gürtelrose: Symptome Phase 3
- Nach zwei bis vier Wochen fallen die Krusten ab, manchmal bleiben helle oder dunkle Hautverfärbungen zurück
- In manchen Fällen treten langanhaltende Nervenschmerzen (postherpetische Neuralgie) auf, die Monate bis Jahre anhalten können
Verlauf
Gürtelrose heilt in den meisten Fällen innerhalb von zwei bis vier Wochen ohne größere Komplikationen aus. Der Ausschlag bildet sich zurück und in vielen Fällen verschwinden die Schmerzen mit der Zeit. Manchmal bleibt eine leichte Hautverfärbung oder ein Juckreiz zurück.
Allerdings kann die Erkrankung schwerer verlaufen, insbesondere bei älteren oder immungeschwächten Personen. Ohne Behandlung können sich die Beschwerden verstärken und das Risiko für langanhaltende Nervenschmerzen (postherpetische Neuralgie) steigt. Eine frühzeitige Behandlung mit Virostatika (z. B. Aciclovir oder Valaciclovir) kann die Virusvermehrung hemmen, die Heilung beschleunigen und Komplikationen verhindern – besonders, wenn sie innerhalb von 72 Stunden nach dem Auftreten des Ausschlags begonnen wird.
Mögliche Komplikationen und schwere Verläufe:
- Eine postherpetische Neuralgie (PHN) kann chronische Nervenschmerzen verursachen, die Monate oder Jahre andauern können.
- Eine bakterielle Superinfektion kann die Haut zusätzlich entzünden und Narbenbildung begünstigen.
- Beim Zoster generalisatus breitet sich das Virus auf den gesamten Körper aus (Hinweis auf eine schwere Immunschwäche).
- Ein Zoster ophthalmicus (am Auge) kann Hornhautentzündungen, Sehbeeinträchtigung oder Erblindung verursachen.
- Ein Zoster oticus (am Ohr) kann zu Hörverlust, Tinnitus oder Gesichtslähmungen führen.
- In seltenen Fällen kann das Virus das zentrale Nervensystem befallen und Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder Myelitis (Rückenmarksentzündung) verursachen.
Ursachen
Wie oben erwähnt wird Gürtelrose wird durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht – das gleiche Virus, das auch Windpocken auslöst. Nach einer überstandenen Windpockeninfektion verbleibt das Virus lebenslang in den Nervenzellen des Rückenmarks oder der Hirnnerven. Dort bleibt es inaktiv, kann aber durch bestimmte Faktoren reaktiviert werden und dann als Gürtelrose wieder auftreten. Normalerweise hält das Immunsystem das Virus in Schach. Wird es jedoch geschwächt, kann das Virus entlang eines Nervs in die Haut wandern und dort die typischen Symptome auslösen. Da das Virus bereits im Körper vorhanden ist, kann sich Gürtelrose nicht durch direkten Kontakt mit anderen Menschen entwickeln. Allerdings können Menschen, die noch nie Windpocken hatten, sich über die Flüssigkeit aus den Bläschen mit Windpocken anstecken.
Risikofaktoren für Gürtelrose
- Ein Alter von über 50 Jahren
- Ein geschwächtes Immunsystem z. B. durch chronische Krankheiten wie Diabetes, Krebs oder HIV
- Immunsuppressive Therapien wie Chemotherapie, Langzeittherapien mit Kortison oder nach Organtransplantationen
- Langanhaltender Stress oder psychische Belastung, Schlafmangel oder extreme körperliche Belastung
- Akute Infektionen
- Fehlende Impfung gegen Gürtelrose oder Windpocken
Diagnose
Die Diagnose basiert meist auf dem typischen Hautbild mit einem einseitigen, gürtelförmigen Hautausschlag und begleitenden brennenden Nervenschmerzen. Meist reicht eine Blickdiagnose und eine gezielten Befragung zu Symptomen, früheren Windpockeninfektionen oder Risikofaktoren wie Immunschwäche oder Stress. Treten Schmerzen auf, bevor der Ausschlag sichtbar ist, oder verläuft die Erkrankung ohne Bläschen (Zoster sine herpete), kann die Diagnose schwieriger sein. In solchen Fällen können zusätzliche Labortests notwendig werden. Auch andere Erkrankungen wie Herpes simplex, Kontaktdermatitis oder Nervenschmerzen durch andere Ursachen müssen ausgeschlossen werden.
Zusätzliche Tests bei unklarer Diagnose:
- Ein PCR-Test (Polymerase-Kettenreaktion) aus einer Bläschen- oder Blutprobe liefert den sichersten Nachweis des Varizella-Zoster-Virus (VZV), besonders bei Gürtelrose ohne Ausschlag.
- Ein Antikörpertest (Serologie) zeigt VZV-spezifische Antikörper im Blut, eignet sich aber eher zum Nachweis einer früheren Infektion als einer akuten Erkrankung.
- Beim Tzanck-Test wird die Bläschenflüssigkeit unter dem Mikroskop untersucht. Dieser Test wird heute selten verwendet.
- Falls Gürtelrose im Bereich des Auges oder Ohrs auftritt (Zoster ophthalmicus oder Zoster oticus), ist eine sofortige augenärztliche oder HNO-ärztliche Untersuchung erforderlich, um ernste Komplikationen zu verhindern.
Behandlung: So wird Gürtelrose therapiert
Gürtelrose kann sehr schmerzhaft sein und sollte frühzeitig – innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Ausschlags – behandelt werden. Die Behandlung zielt darauf ab, die Virusvermehrung zu stoppen, die Schmerzen zu lindern und das Risiko für Komplikationen zu reduzieren. Neben der medikamentösen Behandlung können auch unterstützende Maßnahmen helfen, die Symptome zu lindern und den Heilungsprozess zu fördern. Ruhe und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind essenziell, um das Immunsystem zu stärken. Kühlende Umschläge, gerbstoffhaltige Lotionen, Aloe Vera oder Ringelblumensalbe können die Symptome lindern.
Medikamentöse Therapie:
Gürtelrose-Impfung für Risikopatienten
Seit einigen Jahren gibt es eine Impfung gegen Herpes zoster. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt sie für alle Personen ab 60 Jahren sowie für Menschen ab 50 Jahren mit erhöhtem Risiko (z. B. Immunschwäche, Diabetes). Die Impfung kann das Risiko einer Erkrankung und von Komplikationen erheblich senken.
Was die Apotheke rät
- Kühlende Umschläge mit schwarzem Tee oder Eichenrinde beruhigen die Haut und wirken entzündungshemmend.
- Zinksalbe oder gerbstoffhaltige Lotionen trocknen die Bläschen aus und beschleunigen die Heilung.
- Aloe Vera oder Ringelblumensalbe pflegen die Haut und unterstützen die Regeneration.
- Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol helfen gegen leichte bis mittelstarke Schmerzen.
- Antihistaminika wie Cetirizin oder Loratadin lindern den Juckreiz, vor allem nachts.
- Lidocain-haltige Gele betäuben die betroffene Hautstelle und helfen bei Nervenschmerzen.
- Vitamin B12, Vitamin C und Zink können das Immunsystem unterstützen.
- Melatonin oder pflanzliche Schlafhilfen wie Baldrian und Passionsblume helfen, falls die Schmerzen den Schlaf stören.
- Körperliche Schonung, Ruhe und die Vermeidung von Stress sind der Heilung zuträglich.
- Um Infektionen zu vermeiden, dürfen die Bläschen nicht aufgekratzt werden.
- Hygiene beachten, um eine Verbreitung des Virus zu verhindern.
Wichtig: Bei anhaltenden oder starken Schmerzen, ausgedehntem Ausschlag oder bei Befall im Gesichtsbereich sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden!
Gürtelrose kurz zusammengefasst
- Gürtelrose entsteht durch die Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (VZV) nach Windpocken.
- Einseitiger, schmerzhafter Hautausschlag mit Bläschen, oft begleitet von Nervenschmerzen.
- Eine frühzeitige Behandlung kann Komplikationen verhindern.
- Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter und Immunschwäche.
- Eine Impfung kann vorbeugen und schwere Verläufe vermeiden.
Quellen
Zuletzt aktualisiert: 05.03.2025
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