Gesundheit

Infektionen als Risikofaktor für Alzheimer und Co?

PZ/JB  |  25.01.2023

Bestimmte Virusinfektionen erhöhen das Risiko für Krankheiten, die durch das schrittweise Absterben von Nervenzellen gekennzeichnet sind. US-amerikanische Forschende identifizierten mithilfe zwei europäischer Datenbanken insgesamt 22 solcher Erreger-Erkrankungs-Paare.

Frau liegt krank mit Taschentuch im Bett.
Virale Infektionen könnten einer Beobachtungsstudie zufolge das spätere Risiko für einige schwere Krankheiten erhöhen.
© Istock.com/monkeybusinessimages

Neurodegenerative Krankheiten sind Erkrankungen, bei denen über einen längeren Zeitraum allmählich Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark zugrunde gehen. Dazu zählen unter anderem Alzheimer, ALS, Parkinson und Multiple Sklerose. Anhand der Informationen in einer finnischen Biodatenbank FinnGen und einer britischen Datenbank identifizierten Forschende 22 Virus-Erkrankungs-Paare, in denen eine Infektion mit dem Virus mit einem erhöhten Risiko für solche Erkrankungen zusammenhing. Am stärksten beeinflusste dabei eine viral-bedingte Gehirnentzündung das Risiko, später an Alzheimer zu erkranken. Eine Grippe-Infektion mit Lungenentzündung erhöhte das Risiko für fünf der sechs neurodegenerativen Erkrankungen. Aber auch Magen-Darm-Infektionen oder der Kontakt mit dem Varizella-Zoster-Virus, welches Windpocken und Gürtelrose verursacht, gehen mit einem erhöhten Risiko für Krankheiten wie Alzheimer, MS, oder Parkinson einher. In einigen Fällen blieb das Erkrankungsrisiko nach einer Infektion noch 15 Jahre lang erhöht.

Impfungen könnnen schützen

Da sich einige Viruserkrankungen wie Influenza, Windpocken und Gürtelrose durch Impfungen verhindern lassen, könnten diese den Wissenschaftlern zufolge zumindest teilweise das Risiko für solche neurodegenerative Erkrankungen verringern. Der Virologe Professor Dr. Klaus Überla vom Universitätsklinikum Erlangen gibt zu bedenken: „Bevor man jetzt zum Schutz vor neurodegenerativen Erkrankungen Impfungen empfiehlt, wäre es wichtig zu zeigen, dass die Impfungen in der Tat die Häufigkeit neurodegenerativer Erkrankungen reduzieren.“ Zusätzlich müsse überprüft werden, wie viele Leute geimpft werden müssen, um einen Fall einer neurodegenerativen Erkrankung zu verhindern. Die Studie sei damit ein wichtiger Anstoß für weitere Forschung.

Weitere Studien sind notwendig

In der Studie konnten die Zusammenhänge zwischen Infektion und Erkrankung zwar in zwei verschiedenen Datenbanken nachgewiesen werden. Damit ist aber nicht bewiesen, dass wirklich die Virusinfektionen schuld an den neurodegenerativen Erkrankungen sind. „Es könnte beispielsweise auch sein, dass Personen, die dazu neigen, schwere Virusinfektionen durchzumachen, auch ein erhöhtes Risiko für neurodegenerative Erkrankungen haben.“ So Überla.

Trotzdem sei die Studie „sehr relevant“, urteilt Professor Dr. Martin Korte, Leiter der AG Neuroinflammation und Neurodegeneration am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Im Mausmodell wurde gezeigt, das insbesondere auch Grippeviren Zellen des Immunsystems im Gehirn aktivieren, die im Verdacht stehen, über einen längeren Zeitraum Nervenzellen zu schädigen.

Quelle: 10.1016/j.neuron.2022.12.029

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