Harnsäure ist vor allem für ihre Rolle bei Gicht bekannt. Doch aktuelle Forschung legt nahe, dass sie auch Auswirkungen auf die Gefäßgesundheit haben kann. Bei neun von zehn der Teilnehmenden lag der Harnsäurewert im Normbereich. Doch auch bei ihnen zeigten sich Zusammenhänge mit einer höheren Gefäßsteifigkeit – und damit auch mit einem möglichen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Harnsäure war einer der wichtigsten Einflussfaktoren für steifere Blutgefäße, denn das Ergebnis war unabhängig von anderen bekannten Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes oder Alkoholkonsum zu beobachten. Für die Studie wurden Gesundheitsdaten von über 70.000 Erwachsenen ausgewertet.
Frauen sind stärker betroffen
Der Zusammenhang war bei Frauen deutlich stärker ausgeprägt als bei Männern: Eine Erhöhung der Harnsäure im Blut um 0,1 mmol/l entsprach bei Frauen einer Gefäßalterung von etwa sieben Jahren, bei Männern von etwa vier Jahren. Das könnte erklären, warum bei Frauen die medikamentöse Senkung der Harnsäure eine bessere Wirkung auf das Gefäßsystem zeigt.
Prof. Oliver Thews von der Universitätsmedizin Halle erklärt: „Der Körper scheidet Harnsäure über die Nieren abhängig vom Geschlecht unterschiedlich aus. Eventuell hat der Anstieg der Harnsäure bei Frauen deshalb einen stärkeren Effekt.“ Möglicherweise ließen sich die Beobachtungen auch durch verschiedenartige molekulare Signalwege zwischen den Geschlechtern erklären.
Der Normbereich sollte angepasst werden
Bislang gelten bestimmte Harnsäurewerte als unproblematisch – doch die Studienautoren fordern nun eine Neubewertung. „Als die Grenzwerte festgelegt wurden, war der Zusammenhang mit der Gefäßsteifigkeit als Risikofaktor noch nicht bekannt“, sagte Thews. Ihm zufolge könnte es nötig sein, die Normbereiche deutlich enger zu fassen als bisher angenommen.
Quelle: DOI 10.1186/s12916-025-04195-8