Gicht: Ursachen, Symptome und Behandlung

Natascha Schleif  |  07.08.2025 14:34 Uhr

Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch erhöhte Harnsäurewerte im Blut entsteht. Unbehandelt kann Gicht zu bleibenden Gelenkschäden und Nierenerkrankungen führen. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen zu Symptomen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.

Mann, hat Schmerzen im großen Zeh.
Schmerzen aufgrund eines Gichtanfalls betreffen sehr häufig zuerst die großen Zehen.
© Toa55/iStockphoto
Inhaltsverzeichnis

Überblick

Gicht ist eine entzündliche Gelenkerkrankung, die durch einen erhöhten Harnsäurespiegel (Hyperurikämie) im Blut verursacht wird. Überschüssige Harnsäure lagert sich in Form von Kristallen in den Gelenken ab und führt dort zu schmerzhaften Entzündungen.

Typisch sind plötzlich auftretende Gichtanfälle mit starken Gelenkschmerzen, Rötung, Schwellung und Überwärmung der betroffenen Stellen. Besonders häufig ist das Großzehengrundgelenk betroffen, aber auch andere Gelenke wie Knie, Sprunggelenk oder Finger können erkranken. Unbehandelt kann Gicht chronisch werden, zu dauerhaften Gelenkschäden führen und das Risiko für Nierensteine oder Nierenversagen erhöhen.

Die Erkrankung tritt oft bei Menschen mit ungünstigen Ernährungsgewohnheiten, Übergewicht oder genetischer Veranlagung auf. Neben medikamentöser Therapie kann eine angepasste Ernährung mit wenig purinreichen Lebensmitteln helfen, Gichtanfälle zu vermeiden. Frühzeitige Behandlung und langfristige Harnsäurekontrolle sind entscheidend, um Folgeschäden zu verhindern.

Symptome: So äußert sich Gicht

Gicht tritt meist in Form von plötzlichen, schmerzhaften Gichtanfällen auf, die oft in der Nacht oder am frühen Morgen beginnen. Besonders häufig ist das Großzehengrundgelenk betroffen (diese Form nennt sich Podagra), aber auch andere Gelenke wie das Sprunggelenk, Knie, Finger-, Hand- oder Ellenbogengelenk können erkranken.

Die betroffenen Gelenke schwellen an, sind stark gerötet, überwärmt und extrem druckempfindlich. Die Schmerzen können so intensiv sein, dass selbst das Gewicht einer Bettdecke als unerträglich empfunden wird. 

Typische Symptome eines Gichtanfalls:

  • Plötzliche, starke Gelenkschmerzen, meist innerhalb weniger Stunden
  • Schwellung und Rötung des betroffenen Gelenks
  • Überwärmung der betroffenen Stelle
  • Starke Druckempfindlichkeit, selbst leichte Berührungen sind schmerzhaft
  • Bewegungseinschränkung durch die Schwellung
  • Fieber und allgemeines Unwohlsein sind in schweren Fällen möglich
  • Die Haut über dem betroffenen Gelenk kann sich schälen oder glänzend erscheinen
  • Muskelschmerzen oder eine erhöhte Empfindlichkeit in der Umgebung des entzündeten Gelenks.

Verlauf eines Gichtanfalls

Ein Gichtanfall erreicht meist innerhalb weniger Stunden seinen Höhepunkt. Ohne Behandlung halten die Beschwerden oft mehrere Tage bis Wochen an. Mit einer gezielten Therapie lassen sich die Schmerzen und Entzündungen jedoch innerhalb weniger Tage lindern.

Wird Gicht nicht behandelt, können die Anfälle häufiger auftreten und länger dauern. Zudem steigt das Risiko, dass die Erkrankung chronisch wird. In diesem Fall lagern sich Harnsäurekristalle dauerhaft in den Gelenken ab und bilden sogenannte Gichtknoten (Tophi), die zu Gelenkschäden, Verformungen und Bewegungseinschränkungen führen können.

Außerdem besteht die Gefahr, dass sich Harnsäure auch in den Nieren absetzt, was zu Nierensteinen und Nierenfunktionsstörungen bis hin zu einer chronischen Nierenerkrankung führen kann. Des Weiteren zeigen Studien einen Zusammenhang zwischen Gicht und Bluthochdruck und Herzinfarkten.

Ursachen

Gicht entsteht durch einen erhöhten Harnsäurespiegel (Hyperurikämie) im Blut. Harnsäure ist ein Abbauprodukt von Purin, das natürlicherweise im Körper gebildet und auch über die Nahrung aufgenommen wird. Ist die Harnsäurekonzentration zu hoch, bilden sich Harnsäurekristalle, die sich in den Gelenken ablagern und schmerzhafte Entzündungen auslösen.

Häufige Ursachen für einen erhöhten Harnsäurespiegel

  • Vermehrte Harnsäureproduktion durch hohe Purinaufnahme oder durch Zellzerfall (z. B. bei Krebs oder Chemotherapie).
  • Eingeschränkte Harnsäureausscheidung, z. B. bei Nierenerkrankungen oder durch bestimmte Medikamente (Diuretika, Betablocker).

Risikofaktoren für Gicht

  • Übermäßiger Konsum purinreicher Lebensmittel erhöht das Risiko:
    • Fleisch und Innereien: Schweinefleisch, Rindfleisch, Leber, Niere
    • Fetter Fisch und Meeresfrüchte: Sardellen, Hering, Makrele, Muscheln
    • Hülsenfrüchte: Linsen, Erbsen, Sojabohnen
    • Alkohol, insbesondere Bier, hemmt die Harnsäureausscheidung
    • Zuckerhaltige Softdrinks und Fruchtsäfte fördern die Harnsäurebildung
  • Übergewicht und Bewegungsmangel fördern eine gestörte Harnsäureverwertung.
  • Genetische Veranlagung
  • Bestimmte Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Nierenerkrankungen.
  • Entwässernde Medikamente (Diuretika), bestimmte Blutdrucksenker oder Chemotherapeutika können die Harnsäureausscheidung reduzieren.
  • Eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme kann die Harnsäureausscheidung reduzieren.

Diagnose von Gicht

Der Arzt beginnt mit einer Anamnese, in der nach typischen Beschwerden, früheren Gichtanfällen, Ernährung und familiärer Veranlagung gefragt wird. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der geschwollene, gerötete und überwärmte Gelenke auf Anzeichen einer Entzündung überprüft werden.

Wichtige Untersuchungen zur Diagnose:

  • Blutuntersuchung zur Bestimmung des Harnsäurespiegels und der Entzündungswerte (CRP, Blutsenkungsgeschwindigkeit).
  • Gelenkpunktion mit Analyse der Gelenkflüssigkeit zum Nachweis von Harnsäurekristallen, um Gicht von anderen Gelenkerkrankungen wie Arthritis zu unterscheiden.
  • Ultraschall oder Röntgen zur Darstellung von Gelenkschäden oder Harnsäureablagerungen (Tophi).
  • Doppelspektrale Computertomographie (DECT) zum Nachweis von Harnsäurekristallen in Gelenken, besonders bei unklaren Fällen.

Ein erhöhter Harnsäurespiegel allein reicht nicht zur Diagnose, weil nicht jeder mit Hyperurikämie Gicht entwickelt. Erst der Nachweis von Harnsäurekristallen in der Gelenkflüssigkeit bestätigt die Erkrankung eindeutig.

Therapie: Das hilft bei Gichtanfällen

Die Behandlung zielt darauf ab, akute Gichtanfälle schnell zu lindern und langfristig den Harnsäurespiegel zu senken, um weitere Anfälle und Gelenkschäden zu vermeiden.

Medikamentöse Therapie bei einem akuten Gichtanfall:

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd.
  • Colchicin reduziert die Entzündung, wird aber aufgrund möglicher Nebenwirkungen (Magen-Darm-Beschwerden) nur kurzfristig eingesetzt.
  • Kortison in Form von Prednisolon kann bei schweren Entzündungen, oder wenn NSAR nicht vertragen werden, ins Gelenk gespritzt werden.
  • Schmerzmittel wie Paracetamol, Metamizol unterstützen die Schmerzreduktion.

Langfristige Therapie zur Senkung der Harnsäure:

  • Allopurinol oder Febuxostat hemmen die Harnsäurebildung.
  • Urikosurika wie Probenecid, Benzbromaron fördern die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren.

Weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Behandlung

  • Purinarme Ernährung durch Vermeidung von Fleisch, Innereien, fettem Fisch, Hülsenfrüchten und Alkohol (insbesondere Bier)
  • Ausreichend Flüssigkeit trinken (zwei bis drei Liter täglich) unterstützt die Harnsäureausscheidung.
  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht
  • Regelmäßige Bewegung verbessert den Stoffwechsel, jedoch dürfen die Gelenke dabei nicht überlastet werden.
  • Bei akuten Gichtanfällen hilft Kühlung und Hochlagern des betroffenen Körperteils.

Was die Apotheke rät

  • Den Harnsäurespiegel regelmäßig kontrollieren lassen.
  • Die Ernährung auf purinarme Kost umstellen.
  • Bei akuten Anfällen das Gelenk kühlen, Schmerzmittel einnehmen, viel trinken.
  • Bei Übergewicht Gewicht reduzieren, Alkohol meiden, körperlich aktiv bleiben.
  • Bei ersten Symptomen frühzeitig ärztlichen Rat einholen.
  • Tees mit Brennnessel, Birkenblättern oder Löwenzahn unterstützen die Nierenfunktion.

Kurz zusammengefasst

  • Gicht ist eine durch hohe Harnsäurewerte ausgelöste Gelenkerkrankung.
  • Symptome sind starke Schmerzen, Schwellungen und Rötungen in den betroffenen Gelenken.
  • Ohne Behandlung können dauerhafte Gelenkschäden und Nierenprobleme entstehen.
  • Die Behandlung umfasst entzündungshemmende Medikamente im Akutfall sowie langfristige Harnsäuresenker oder Urikosurika.
  • Langfristig helfen eine purinarme Ernährung und gesunde Lebensweise.

 

zuletzt aktualisiert: 07.08.2025

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