Überblick
Arthritis ist eine entzündliche Erkrankung der Gelenke, die Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen verursacht. In Deutschland sind rund eine halbe Million Menschen von einer chronisch-entzündlichen Arthritis betroffen – Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer. Am häufigsten tritt die rheumatoide Arthritis auf, gefolgt von anderen Formen wie Psoriasis-Arthritis oder infektiöser Arthritis.
Arthritis kann in jedem Alter auftreten, beginnt aber meist zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr. Die Ursachen sind vielfältig – von Autoimmunreaktionen über Infektionen bis hin zu Stoffwechselstörungen. Besonders belastend ist der chronische Verlauf: Zwar ist Arthritis nicht heilbar, aber gut behandelbar. Ziel ist es, die Entzündungen zu kontrollieren, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu erhalten.
Die Erkrankung verläuft schubweise und betrifft häufig Hände, Knie, Schultern oder Füße. Anders als Arthrose – bei der der Knorpel abgenutzt wird – liegt der Arthritis eine Entzündungsreaktion zugrunde, bei der das körpereigene Immunsystem die Gelenke angreift.
Ein entscheidender Teil der Behandlung ist neben Medikamenten auch ein aktiver Lebensstil: Wer sich ausgewogen ernährt, Übergewicht vermeidet, sich regelmäßig bewegt und auf entzündungsfördernde Faktoren wie Rauchen verzichtet, kann wesentlich zur Linderung beitragen. Mit der richtigen Kombination aus Therapie, Bewegung, Ernährung und Unterstützung im Alltag lässt sich auch mit Arthritis gut leben.
Arthritis ist dabei kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene entzündliche Gelenkerkrankungen – darunter vor allem die rheumatoide Arthritis, aber auch Psoriasis-Arthritis, reaktive Arthritis oder Arthritis im Rahmen anderer Autoimmunerkrankungen.
Symptome von Arthritis
Typisch für Arthritis sind entzündungsbedingte Gelenkbeschwerden, die meist schleichend beginnen und im Laufe der Zeit zunehmen. Die betroffenen Gelenke sind oft schmerzhaft, geschwollen und überwärmt, die Beweglichkeit ist eingeschränkt – besonders nach Ruhephasen.
Ein häufiges erstes Anzeichen ist die sogenannte Morgensteifigkeit: Die Gelenke fühlen sich nach dem Aufstehen wie „eingerostet“ an, das kann über eine halbe Stunde oder länger anhalten. Im weiteren Verlauf können die Beschwerden an mehreren Gelenken gleichzeitig auftreten, meist an Händen, Fingern, Füßen oder Knien.
Typische Beschwerden bei Arthritis
- Gelenkschmerzen in Ruhe und bei Bewegung
- Gelenkschwellung, Rötung und Wärmegefühl
- Eingeschränkte Beweglichkeit
- Morgensteifigkeit (länger als 30 Minuten)
- Kraftverlust, vor allem in Händen oder Fingern
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Leichtes Fieber (bei aktiver Entzündung)
Bleibt die Entzündung unbehandelt, kann sie zu dauerhaften Schäden an Knorpel, Knochen und Gelenkkapsel führen. Gerade deshalb sind eine frühzeitige Diagnose und Behandlung wichtig, um Funktionsverlust und Deformierungen zu vermeiden.
Verlauf
Der Verlauf einer Arthritis hängt stark von der Form, dem Zeitpunkt der Diagnose und der Behandlung ab. Viele Arthritisformen beginnen schleichend und äußern sich zunächst nur durch Müdigkeit oder gelegentliche Gelenkbeschwerden. Wird die Erkrankung früh erkannt und gezielt behandelt, lassen sich schwere Schäden oft vermeiden.
Unbehandelt kann eine chronische Arthritis dazu führen, dass Gelenke dauerhaft entzündet bleiben. Mit der Zeit werden Knorpel und Knochen geschädigt, es kommt zu Verformungen, Funktionsverlust und in schweren Fällen zur Bewegungseinschränkung bis hin zur Pflegebedürftigkeit.
Die meisten Betroffenen erleben die Erkrankung in Schüben: Es wechseln sich entzündungsfreie Phasen mit akuten Entzündungen ab. Dabei kann ein Schub wenige Tage bis mehrere Wochen andauern. Neben den Gelenken können in schweren Fällen auch Organe wie Herz, Lunge oder Augen betroffen sein.
Trotz der chronischen Natur der Erkrankung ist heute vieles möglich: Moderne Medikamente, gezielte Bewegungstherapie, gesunde Ernährung und eine gute Begleitung im Alltag tragen dazu bei, dass viele Menschen mit Arthritis lange aktiv und selbstbestimmt leben können.
Ursachen von Arthritis
Arthritis entsteht durch eine Entzündungsreaktion im Gelenk, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift oder auf äußere Auslöser überreagiert. Die genaue Ursache ist nicht immer eindeutig. In vielen Fällen liegt eine Autoimmunerkrankung vor, bei der das Immunsystem irrtümlich die Gelenkinnenhaut bekämpft. Auch Infektionen, Stoffwechselerkrankungen oder mechanische Reize können entzündliche Gelenkprozesse auslösen.
Mögliche Ursachen je nach Form der Arthritis
- Rheumatoide Arthritis: Autoimmunreaktion ohne klare Ursache, oft familiär gehäuft
- Psoriasis-Arthritis: tritt im Zusammenhang mit Schuppenflechte auf
- Reaktive Arthritis: nach bakteriellen Infektionen, zum Beispiel im Darm oder Urogenitaltrakt
- Infektiöse Arthritis: durch direkte Einschleppung von Bakterien ins Gelenk zum Beispiel nach Verletzungen
- Gichtarthritis: durch Harnsäurekristalle bei erhöhtem Harnsäurespiegel
Risikofaktoren für entzündliche Gelenkerkrankungen
- Familiäre Veranlagung
- Rauchen begünstigt vor allem rheumatoide Arthritis
- Übergewicht fördert entzündliche Prozesse und Gelenkbelastung
- Chronischer Stress beeinflusst das Immunsystem negativ
- Unausgewogene Ernährung wie ein hoher Konsum von Fleisch, Zucker und verarbeiteten Fetten
- Bewegungsmangel begünstigt nicht nur Entzündung, sondern auch Gelenksteifigkeit
Wer entzündungsfördernde Faktoren wie Rauchen, starkes Übergewicht oder schlechte Ernährung meidet und das Immunsystem durch einen gesunden Lebensstil stärkt, kann nicht nur das Risiko für Arthritis senken, sondern auch den Verlauf mildern – besonders bei genetischer Vorbelastung.
Diagnose
Je früher eine Arthritis erkannt und behandelt wird, desto besser lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung bremsen. Bei ersten Anzeichen wie anhaltenden Gelenkschmerzen, Morgensteifigkeit oder Schwellungen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden – idealerweise bei einer Haus- oder Facharztpraxis für Rheumatologie.
Zunächst erfolgten eine gründliche Befragung und körperliche Untersuchung. Dabei wird geprüft, welche Gelenke betroffen sind, ob Bewegungsschmerz oder Schwellungen vorliegen und wie lange die Beschwerden bestehen.
Zur weiteren Abklärung kommen unter anderem folgende Untersuchungen infrage:
- Blutuntersuchungen wie Entzündungswerte (CRP, BSG), Rheumafaktor, CCP-Antikörper, Harnsäure
- Bildgebung wie Röntgen, Ultraschall oder MRT zeigen Gelenkveränderungen oder Ergüsse
- Gelenkpunktion zur Analyse der Gelenkflüssigkeit bei unklaren oder akuten Entzündungen
- Spezialisierte Rheumatests zum Nachweis autoimmuner Prozesse oder zur Abgrenzung anderer Erkrankungen
Eine frühe Diagnose ist entscheidend, denn gerade in den ersten Monaten lässt sich der Krankheitsverlauf mit gezielter Therapie besonders gut beeinflussen.
Behandlung von Arthritis
Die Behandlung von Arthritis richtet sich nach der Form, dem Schweregrad und dem Verlauf der Erkrankung. Ziel ist es, Entzündungen zu hemmen, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten. Dabei kommen medikamentöse, physikalische und unterstützende Maßnahmen zum Einsatz – ergänzt durch eine entzündungshemmende Ernährung und einen aktiven Lebensstil.
Medikamentöse Therapie
- Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac lindern Schmerzen und Entzündungen.
- Kortisonpräparate(oral oder als Gelenkinjektion) helfen bei akuten Schüben, sollten aber nicht dauerhaft eingesetzt werden.
- Basistherapeutika (DMARDs) wie Methotrexat, Sulfasalazin oder Leflunomid wirken langfristig entzündungshemmend und können das Fortschreiten aufhalten.
- Biologika (zum Beispiel TNF-Hemmer) oder neuere zielgerichtete Therapien kommen bei schweren oder therapieresistenten Fällen zum Einsatz – meist durch Rheumatologen verordnet.
Antientzündliche Ernährung
- Viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte
- Pflanzliche Öle mit Omega-3-Fettsäuren wie Leinöl oder Walnussöl
- Fettreicher Fisch wie Lachs oder Makrele (ein bis zweimal pro Woche)
- Gewürze wie Kurkuma und Ingwer
- Verzichten auf: rotes Fleisch, Wurst, frittierte Speisen, Zucker und Weißmehlprodukte, Alkohol und stark verarbeitete Lebensmittel
Aktiver Lebensstil und ergänzende Maßnahmen
- Regelmäßige Bewegung verbessert die Gelenkfunktion und wirkt entzündungshemmend – empfohlen sind mindestens 150 Minuten pro Woche, zum Beispiel durch Schwimmen, Radfahren, Tai-Chi oder sanftes Krafttraining.
- Physiotherapie und Gelenkschutz helfen, Fehlbelastungen zu vermeiden und die Mobilität zu erhalten.
- Stressabbau durch Achtsamkeit, Yoga oder Atemübungen kann ebenfalls dabei helfen, Entzündungsprozesse im Körper zu reduzieren.
- Anpassungen im Alltag zum Beispiel breite Griffe, Hebelwerkzeuge
- Ergotherapie um den Umgang mit Einschränkungen zu üben
- Austausch in Selbsthilfegruppen
Arthritis ist zwar nicht heilbar, lässt sich aber mit der richtigen Therapie gut kontrollieren. Viele Betroffene können durch gezielte Behandlung und Lebensstiländerung ihre Beschwerden deutlich lindern – und aktiv am Alltag teilnehmen.
Was die Apotheke rät
- Schmerz- und Entzündungsmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac sind kurzfristig gut geeignet – lassen Sie sich zu Dosierung und Einnahme beraten.
- Wärme- oder Kälteanwendungen je nach Situation: Kälte bei akuten Entzündungen, Wärme bei chronischer Steifheit – in der Apotheke gibt es passende Auflagen und Umschläge.
- Pflanzliche Präparate mit Teufelskralle, Weidenrinde oder Weihrauch können entzündungshemmend wirken – besonders bei leichteren Beschwerden oder als Ergänzung.
- Omega-3-Fettsäuren in Form von Kapseln (Fischöl oder pflanzlich) unterstützen eine antientzündliche Ernährung – auf Qualität und Dosierung achten.
- Kompressions- oder Bandagenprodukte aus der Apotheke entlasten betroffene Gelenke im Alltag.
- Auch Vitamine und Mineralstoffe, insbesondere Vitamin D, können unterstützend wirken – sinnvoll nur bei nachgewiesenem Mangel.
Kurz zusammengefasst
- Arthritis ist ein Sammelbegriff für entzündliche Gelenkerkrankungen, die Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen verursachen.
- Die häufigste Form ist die rheumatoide Arthritis – sie verläuft chronisch und tritt meist schubweise auf.
- Ziel der Behandlung ist es, die Entzündung zu hemmen, Schmerzen zu lindern und die Gelenkfunktion zu erhalten.
- Eine antientzündliche Ernährung, regelmäßige Bewegung und Stressabbau können den Verlauf positiv beeinflussen.
Mit der richtigen Kombination aus Medikamenten, Lebensstil und Therapiebegleitung lässt sich auch mit Arthritis gut leben.