Freizeitkrankheit: Endlich frei – doch direkt krank

pta-ForumElisabeth Kerler Lina Müller  |  20.12.2025 10:17 Uhr

Die Freude auf den Urlaub ist groß. Kaum ist er da, tritt ein Infekt auf. Laut einer Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz sind über die Hälfte aller Arbeitnehmenden von diesem Phänomen betroffen. Doch was steckt dahinter?

Eine junge Frau sitzt auf einem Sofa in eine Decke gewickelt. Sie schnäuzt sich die Nase.
Viele werden krank, sobald die Urlaubstage beginnen.
© Jacob Wackerhausen/iStockphoto

Wenn die Auszeit kommt, macht der Körper schlapp. Ist das Zufall? Dieses Phänomen – als „Freizeitkrankheit“ oder „Leisure Sickness“ bezeichnet – trifft viele Arbeitnehmer. Immerhin 72 Prozent der Arbeitnehmenden seien mindestens einmal betroffen. Das teilt die IU Internationale Hochschule in Erfurt mit. Sie habe über 2000 Personen im Alter von 16 bis 65 Jahren befragt. Bemerkenswert ist, dass im Jahr 2002 lediglich 3 bis 4 Prozent der Befragten angegeben hätten, bereits „freizeitkrank“ gewesen zu sein.

Hoher Ehrgeiz und Selbstanspruch

Ein wichtiger Faktor scheint der Umgang mit der individuellen Arbeitsbelastung zu sein, erklärt IU-Professorin Dr. Stefanie Andre, Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz. Besonders betroffen sei, wer sehr ehrgeizig und pflichtbewusst ist, ein hohes Verantwortungsgefühl hat oder hohe Ansprüche an sich stellt. Ebenso hätten Menschen, die schlecht in ihrer Freizeit abschalten können oder nicht „Nein“ im Berufsleben sagen können, ein höheres Risiko für die „Freizeitkrankheit“.

Erreichbarkeit steht Erholung im Weg

Hoher Arbeitsdruck belaste ein Drittel der Befragten, so die IU. Mehr als die Hälfte hätten geantwortet, dass Erreichbarkeit ihre Erholung beeinträchtige. Gleichzeitig fühle sich ein Drittel der Befragten dazu verpflichtet in der Freizeit erreichbar zu sein – in erster Linie unter 25-Jährige.

Die Rolle des Nervensystems bei der Freizeitkrankheit

Laut der Barmer-Krankenkasse ist die vorherrschende Meinung zur Ursache das Wechselspiel von Sympathikus und Parasympathikus im vegetativen Nervensystem. Stress aktiviert den Sympathikus. Das hat verbesserte Konzentration, beschleunigten Herzschlag und besser durchblutete Muskeln zur Folge. 

„Bei anhaltendem Stress steht der Körper aber kontinuierlich unter erhöhtem Einfluss der Hormone Adrenalin und Cortisol.“, erklärt Psychologin Andrea Jakob-Pannier von der Barmer. Der verspätete Wechsel zum Parasympathikus, der für Verdauung und Ruhe zuständig ist, könne zu Symptomen wie geschwächter Immunabwehr, Kopfschmerzen und Schlappheit führen.

Entspannen trotz Stressphase

Symptome wie Müdigkeit, Reizbarkeit und gedankliches Nicht-Abschalten treten in langen Stressphasen häufig auf. Dann könne man rechtzeitig reagieren und verhindern, dass es zur „Freizeitkrankheit“ kommt. Auch in diesen Phasen helfe es, Bewegung in den Arbeitsalltag zu integrieren – zum Beispiel in Form eines 20-minütigen Spaziergangs. Ausreichend Schlaf sei ebenfalls wichtig. Wer damit Probleme habe, könne sich mit progressiver Muskelentspannung helfen.

„Oftmals sind es schon kleine Dinge, die beim Stressabbau helfen können. Wichtig ist, sich dafür ganz bewusst die Zeit zu schaffen“, so Jakob-Pannier. 

WhatsApp Kanal Banner
Medikamente ohne Zuzahlung

Alle zwei Wochen neu: die aktuelle Liste der zuzahlungsfreien Arzneimittel.

Arzneimitteldatenbank

Medikamenten-Name oder Wirkstoff eingeben für mehr Informationen.

Podcast
Podcast-Logo "aponet in 3 Minuten"
Podcast

Im Fokus diesmal: Eine neue Impfempfehlung der STIKO für Jugendliche, Weihnachten ohne Familie und…

Krankheiten von A - Z

In diesem Lexikon finden Sie umfassende Beschreibungen von etwa 400 Krankheitsbildern

nach oben