Ein Schwangerschaftsabbruch mit Tabletten zuhause ist ähnlich sicher und wirksam wie im Krankenhaus, auch bis zur 12. Woche. Das schlussfolgert ein Forschungsteam aus Schottland, wo dieser Zeitraum gesetzlich erlaubt ist. Die Forschenden halten es für angebracht, die derzeitige gesetzliche Frist im Rest des Vereinigten Königreichs und in Europa entsprechend zu erhöhen.
97 Prozent im Krankenhaus und zuhause danach nicht mehr schwanger
Von 371 Frauen in der zehnten bis zwölften Schwangerschaftswoche entschieden sich 258 (70 Prozent) für einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch zuhause, die übrigen 113 (30 Prozent) im Krankenhaus. In beiden Gruppen waren 97 Prozent der Frauen nach dem Abbruch nicht mehr schwanger.
„Unvollständiger“ Abbruch
Was ist mit den übrigen Frauen – also den sieben zuhause und den drei Frauen im Krankenhaus? Zuhause waren drei Frauen weiterhin schwanger (1,2 Prozent), das traf auf keine im Krankenhaus zu. Bei den übrigen vier Frauen zuhause (1,6 Prozent) und den drei Frauen im Krankenhaus (2,6 Prozent) kam es zu einem sogenannten „unvollständigem“ Abbruch. Dabei handelt es sich um eine Art Fehlgeburt, bei der unter anderem Teile der Plazenta in der Gebärmutter geblieben sind. Im Ultraschall ist dann keine intakte Schwangerschaft mehr zu sehen. Ohne Behandlung kann das zu ernsthaften Komplikationen führen.
Abgesehen davon hatten ebenfalls vier Frauen zuhause Komplikationen: Eine Frau brauchte eine Transfusion, drei Frauen bekamen wegen Infektionen Antibiotika intravenös.
Das Fazit der Forschenden
Das Forschungsteam schlussfolgert aus seiner Studie:
- Ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch zwischen der zehnten und zwölften Schwangerschaftswoche ist zuhause ebenso wirksam und sicher wie im Krankenhaus.
- Die Zahl der untersuchten Fälle war gering. Das spiegelt die geringe Zahl der Patientinnen wider, die erst nach der zehnten Schwangerschaftswoche vorstellig werden.
- Die Ergebnisse stimmen mit denen aus Studien zu medikamentösen Abbrüchen bis zur zehnten Schwangerschaftswoche überein, sowohl zu Hause als auch im Krankenhaus.
Gesetzliche Folgen für den Schwangerschaftsabbruch?
„Es ist an der Zeit, die derzeitige gesetzliche Frist von zehn auf zwölf Wochen zu verlängern, um Frauen im Rest des Vereinigten Königreichs und in Europa diese Option zu ermöglichen“, betonen die Forschenden in einer Mitteilung zur Veröffentlichung. Denn obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch zuhause in den ersten 12 Schwangerschaftswochen für sicher hält, gibt es in vielen Ländern eine strengere Schwelle. In Deutschland ist ein medikamentöser Abbruch bis zum Ende der neunten Schwangerschaftswoche möglich (gerechnet seit Beginn der letzten Menstruation).
Quelle: 10.1136/bmjsrh-2025-202947