Abnehmspritzen wirken im Alltag weniger als in Studien

DH/PZ/RF  |  12.06.2025 10:22 Uhr

Abnehmspritzen mit Semaglutid und Tirzepatid versprechen deutliche Erfolge beim Gewichtsverlust. Doch eine neue Analyse zeigt, dass sie in der Realität oft hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Beleibter Mann sitzt auf einem Bett.
Ob Abnehmspritzen wie erhofft wirken, hängt von der korrekten Anwendung ab.
© Dima Berlin/iStockphoto

Große Wirkung in Studien – aber was passiert im Alltag?

In klinischen Studien nahmen Teilnehmende mit Übergewicht durch Abnehmspritzen deutlich ab: Rund 13,7 Prozent mit Semaglutid und sogar 20,2 Prozent mit Tirzepatid. Doch im echten Leben sieht es oft anders aus. Eine Auswertung von elektronischen Patientenakten von knapp 7.900 Patientinnen und Patienten aus den USA zeigte, dass der durchschnittliche Gewichtsverlust durch diese Präparate nach einem Jahr Therapie meist geringer ausfällt. Im Schnitt waren es nur 11,9 Prozent.

Warum sind die Erfolge in der Praxis kleiner?

Die Gründe liegen laut den Forschenden in mehreren Faktoren:

  • Viele brechen die Therapie frühzeitig ab: Über 50 Prozent der Teilnehmenden hörten im Laufe des ersten Jahres mit der Behandlung auf – viele bereits in den ersten drei Monaten.
  • Zu niedrige Dosierungen: Nur ein Fünftel der Patientinnen und Patienten erhielt die volle empfohlene Erhaltungsdosis. Mögliche Ursachen sind Unverträglichkeiten, Kosten oder Lieferprobleme.

Wer die Behandlung konsequent mit hoher Dosierung fortführte, konnte ähnliche Erfolge wie in Studien erzielen: etwa 13,7 Prozent Gewichtsverlust mit Semaglutid und 18 Prozent mit Tirzepatid.

Bessere Werte nicht nur auf der Waage

Nicht nur das Gewicht wurde untersucht. Auch die Langzeitblutzuckerwerte (HbA1c) verbesserten sich unter durchgehender Behandlung – besonders bei Menschen mit Prädiabetes. Wer frühzeitig abbrach, hatte deutlich seltener wieder normale Blutzuckerwerte.

Wer profitiert besonders?

Die Analyse zeigte außerdem: Frauen erreichten im Schnitt mehr Gewichtsverlust als Männer, Tirzepatid wirkte insgesamt etwas stärker als Semaglutid, und eine regelmäßige Anwendung und hohe Dosierung waren entscheidend für den Erfolg.

„Diese Studie unterstreicht, dass ein Abbruch der Behandlung, insbesondere zu einem frühen Zeitpunkt, sowohl das Gewicht als auch die Ergebnisse der Blutzuckerkontrolle negativ beeinflusst“, betont das Studienteam der Cleveland Clinic im Fachblatt „Obesity“.

Quelle: DOI 10.1002/oby.24331

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